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Fabian Wiede (l.) und Max Darj versuchen, Kiels Harald Reinkind mit vereinten Kräften zu stören.

© dpa/Frank Molter

29:36-Niederlage in der Handball-Bundesliga: Füchse Berlin lassen in Kiel große Chance liegen

Mit einem Sieg hätten die Füchse im Titelkampf einen Big Point machen können. So aber hat Rekordmeister Kiel nun wieder alles in eigener Hand.

Der Anblick war etwas ungewohnt. Da war es nur zu verständlich, dass die beiden Kieler Nationalspieler Rune Dahmke und Hendrik Pekeler das regenbogenfarben-gemusterte Aufwärmtrikot ihres Berliner Auswahl-Kollegen Paul Drux etwas genauer unter die Lupe nahmen. Wie mehr als 20 andere Mannschaften im Fußball, Handball und Basketball liefen die Füchse nämlich an diesem Wochenende im Sonderdress ihres Hauptsponsors unter dem Motto „Stronger Together” auf.

Und den Zusammenhalt, den sie damit demonstrieren wollten, zeigten die Berliner anschließend auch auf dem Spielfeld. Da wurde in der Abwehr füreinander gekämpft, im Angriff stets für den Nebenmann mitgedacht und insgesamt füreinander eingestanden. Am Ende war das allerdings zu wenig. Denn im Duell mit dem TWH Kiel zeigten die Norddeutschen sogar noch einen Tick mehr Herz und siegten am Ende 36:29 (17:15). „Das Ergebnis trügt heute etwas wie ich finde. Aber wir lassen viele klare Chancen liegen und wenn Niklas Landin so Weltklasse hält, hast du in Kiel keine Chance“, sagte Paul Drux nach dem Spiel.

Dabei war der Tabellenführer mit großen Ambitionen angereist. „Kiel ist in diesem Jahr schlagbar”, unkte Füchse-Trainer Jaron Siewert im Vorfeld der Partie – und hatte dafür nicht wenige Argumente. Denn das Team um Kapitän Domagoj Duvnjak wirkte in dieser Saison bisher nicht so souverän wie gewohnt und leistete sich einige unerwartete Ausrutscher, wie zum Beispiel bei der deutlichen 26:34-Niederlage in Berlin. Irgendwie fehlte der Spielfluss, wobei wiederholte verletzungsbedingte Ausfälle verschiedenster Leistungsträger nicht halfen. Aktuell müssen zum Beispiel Steffen Weinhold, Karl Wallinius und Sven Ehrig ersetzt werden.

Dementgegen standen die Berliner, die sich bisher überaus solide präsentieren. Der Kader wirkt in sich geschlossen, eingespielt und profitiert von den jüngsten Verpflichtungen – allen voran Mathias Gidsel. Grund für Selbstzweifel gab es in den vergangenen Wochen für den Spitzenreiter der Bundesliga kaum, erst recht, weil mit Ausnahme der beiden Außen Valter Chrintz und Hans Lindberg der Kader fast vollständig ist.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Druck. Die Füchse sehen sich noch immer als Jäger auf den Titel, wie Jaron Siewert stets betont und brennen darauf, ihre erste Meisterschaft zu holen. Doch genau in diesem Rennen gab es nun eben den nächsten Rückschlag, so wie schon beim letzten Topspiel in Magdeburg. Denn anders als vielleicht erhofft, zerbrachen die Kieler nicht an ihren selbstgemachten hohen Erwartungen, die sie, im Hinblick auf die Tabellensituation mit bereits acht Minuspunkten und einem anspruchsvollen Restprogramm, schon fast zu einem Sieg zwangen.

Kiel konnte mit dem Druck besser umgehen als Berlin

Spitzenmannschaften zeichnen sich eben auch dadurch aus, dass sie mit Druck umgehen können. Dass er sie beflügelt und nicht hemmt. Und das demonstrierten die Kieler, die ihrerseits nicht weniger zusammenhielten und dazu noch an die 10.000 heimische Fans im Rücken hatten.

Als die Gastgeber in der 14. Minute mit 9:7 in Führung gingen, heizte Domagoj Duvnjak die Zuschauenden noch einmal richtig an, sodass selbst die anschließende Unterzahl den Kielern kaum etwas ausmachte. Angetrieben von donnernden Trommeln und eindringlichen Sprechchören behielten der THW Oberwasser, während die Füchse sich auf der anderen Seite mehr und mehr aufrieben. Nicht zuletzt, weil der dänische Weltmeister Niklas Landin im THW-Tor gefühlt jeden Ball abzuwehren wusste. Und dann wurde jeder Fehlwurf der Berliner bestraft, jeder Fehlpass gekontert.

Zwar gaben Paul Drux und seine Mannschaftskollegen sich nicht auf, standen dann aber letztlich doch – wenn auch gemeinsam – als Verlierer auf dem Feld.

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