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In der Nacht auf Sonntag ist ein Meteorit am Himmel über Brandenburg verglüht.

© dpa/DER SPIEGEL/Christoph Seidler

Update

„Sar2736“-Bruchstücke im Havelland?: Meteorit in der Nacht über Brandenburg verglüht

Nur rund einen Meter groß soll der Himmelskörper gewesen sein – dennoch war der Feuerball bis nach Leipzig und Prag zu sehen. Unklar ist, ob sich Überreste finden werden.

| Update:

Seltenes Schauspiel in der Region: In der Nacht auf Sonntag ist ein Meteorit am Himmel über Brandenburg verglüht. Er war erst kurz zuvor entdeckt worden.

Berechnungen der US-Weltraumbehörde Nasa zufolge ging der „Sar2736“ getaufte Himmelskörper bei Nennhausen im Kreis Havelland gut eine halbe Stunde nach Mitternacht nieder, wie unter anderem der RBB berichtete. Zu sehen war das Ereignis übereinstimmenden Medienberichten zufolge auch in großer Entfernung.

Der Physiker der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Richard Moissl, sagte dem „Spiegel“, dass eventuell Bruchstücke als Meteoriten auf dem Boden eingeschlagen sind.

Keine Schäden in Nennhausen bekannt

Noch heute würden sich vermutlich Suchtrupps auf den Weg machen, um Reste des Himmelskörpers zu finden. Er sei mit relativ geringer Geschwindigkeit von nur wenigen Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre eingetreten.

Schäden hat der Himmelskörper nach Angaben der Polizei in Nennhausen offensichtlich nicht verursacht. „Wir haben keine Mitteilung aufgrund dieses Vorkommnisses“, sagte die Dienstgruppenleiterin der Polizeiinspektion Havelland, Petra Ortelt, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe keine Meldungen über Sachschäden oder Verletzte.

Die Beamtin betonte mit Blick auf die Frage nach Bruchstücken, das Gebiet um Nennhausen sei sehr groß. „Wir waren genauso überrascht über diese Mitteilung“, sagte sie.

Entdeckt wurde „Sar2736“ vom Ungarn Sarneczky

Es war dem „Spiegel“-Bericht zufolge der ungarische Astronom Krisztian Sarneczky, der den bis dahin unbekannten „Sar2736“ am Samstagabend als Erster entdeckte. Er sei nur etwa einen Meter groß gewesen.

Von Anfang an war sei klar gewesen: „Sar2736“ würde daher keine Gefahr für das Leben auf der Erde darstellen, so das Magazin.

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Die ersten Berechnungen legten dem Bericht zufolge nahe, dass sich der anfliegende Brocken um 01:32 Uhr irgendwo westlich von Berlin zerlegen würde.

Und tatsächlich war das Spektakel auch am sternklaren Himmel der Hauptstadt zu sehen: Genau zur vorberechneten Zeit trat der Meteoroid unweit des Mondes mit steilem Winkel in die Atmosphäre ein. Demnach war es erst das achte Mal überhaupt, dass so etwas erfolgreich vorhergesagt werden konnte.

Etliche Beobachter luden in der Nacht Videos von dem Ereignis in den sozialen Medien hoch. Auch der Wissenschaftler Michael Aye postete ein Video bei X, unter Berufung auf einen Kollegen beim Seti Institute. Webcams in Leipzig und Prag zeichneten den glühenden Feuerball ebenfalls auf.

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„Durch die relativ geringe Eintrittsgeschwindigkeit könnten eventuell Meteoriten entstanden sein“, sagte Physiker Moissl dem „Spiegel“. Teile des ursprünglich mehrere Tonnen schweren Boliden könnten also die Erdoberfläche erreicht haben.

Kleine Himmelskörper nur schwer zu erfassen

Kleine Himmelskörper wie der jetzt bei Berlin beobachtete Gesteinsbrocken treffen ständig auf die Erde. Zwischen 40 und 100 Tonnen Material aus dem Weltall erreicht die Erde nach Expertenschätzungen täglich. Meist verglühen die Brocken noch in der Atmosphäre, ohne dass es zu einem Einschlag am Boden kommt.

Selbst der Einschlag größerer Objekte bleibt größtenteils unbemerkt, da 70 Prozent der Erde aus Ozeanen besteht, in die sie hineinstürzen.

Wegen ihrer geringen Größe sind sehr kleine Himmelskörper für Astronomen meist nicht langfristig im Voraus zu erkennen. Wenn sie dann auch noch aus Richtung der Sonne kommen, haben Himmelsbeobachter keine Chance, sie rechtzeitig zu entdecken. Allerdings werden die Beobachtungsmöglichkeiten immer besser, und in den letzten Jahren ist es bereits mehrfach gelungen, auch kleinere Asteroiden noch vor dem Verglühen in der Atmosphäre aufzuspüren.

Das Ereignis von Tscheljabinsk

Bei einem so kleinen Himmelskörper wie „Sar2736“ (2024 BX1) ist bei einem Einschlag nicht mit sehr großen Schäden zu rechnen. Allerdings können größere Asteroiden beim Eintritt in die Atmosphäre und auch bei einer Kollision erhebliche Schäden anrichten.

So hatte ein Asteroid mit einem geschätzten Durchmesser von gerade einmal 19 Metern im Jahr 2013 rund um die russische Stadt Tscheljabinsk große Schäden angerichtet. Rund 1500 Menschen wurden damals verletzt, die Druckwelle richtete Schäden in Millionenhöhe an, rund 3700 Gebäude wurden beschädigt.

2013 hatte die Explosion eines Asteroiden rund um die russische Stadt Tscheljabinsk große Schäden angerichtet.
2013 hatte die Explosion eines Asteroiden rund um die russische Stadt Tscheljabinsk große Schäden angerichtet.

© dpa

Und das, ohne dass es zu einem tatsächlichen Einschlag gekommen war: Der Himmelskörper war über der Stadt explodiert, die Schäden entstanden durch die enorme Druckwelle. Er wurde von den astronomischen Forschungszentren nicht gesehen, da er aus der Richtung der Sonne kam.

Einschläge großer kosmischer Körper, sogenannter Asteroiden, können hingegen sogar katastrophale Folgen haben, wie die Erdgeschichte zeigt. Das wohl bekannteste Beispiel ist der Chicxulub-Einschlag vor 66 Millionen Jahren, als ein Asteroid mit einem geschätzten Durchmesser von zehn Kilometern im Golf von Mexiko einschlug.

Der Chicxulub-Einschlag vor 66 Millionen Jahren, als ein Asteroid mit einem geschätzten Durchmesser von zehn Kilometern im Golf von Mexiko einschlug, hatte verheerende Folgen für das Leben auf der Erde.
Der Chicxulub-Einschlag vor 66 Millionen Jahren, als ein Asteroid mit einem geschätzten Durchmesser von zehn Kilometern im Golf von Mexiko einschlug, hatte verheerende Folgen für das Leben auf der Erde.

© imago/Science Photo Library/imago stock&people

Erdbeben der Stärke 12 oder 13 erschütterten die Erde, Tsunamis rasten über die Meere, in der Karibik stieg die Temperatur schlagartig an, Wälder verbrannten, und das umherfliegende Material verdunkelte die Sonne. Die folgende Dunkelheit und Kälte tötete die meisten Lebewesen, vor allem, wie wir heute wissen, die Dinosaurier.

Suche nach Meteoriten

Meteoriten sind Bruchstücke kosmischer Körper, die beim Eintritt in die Atmosphäre abgebremst wurden und auf die Erde fallen. Vermutlich werden Astro-Fans im Havelland danach suchen.

Die Erde wird ständig von Objekten der Größenordnung von „Sar2736“ getroffen. Meistens handelt es sich um kleine Teile, die sich bestenfalls als Sternschnuppen zeigen.

Doch selbst wenn die Brocken größer sind, verlaufen die Kollisionen fast immer völlig unbemerkt, auch weil die Erdoberfläche zu mehr als 70 Prozent aus Wasser besteht.

Einen vergleichbaren Fund gab es im vergangenen Frühjahr, als ein tennisballgroßer Meteorit auf einem Grundstück im schleswig-holsteinischen Elmshorn einschlug. Der Stein wog rund 3,5 Kilogramm und stammte aus der Urzeit des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren.

Wie die „Bild“ berichtet, wollten die Besitzer des Grundstücks den Himmelskörper für 250.000 Euro an ein Hamburger Museum verkaufen, ein Sammler habe aber 400.000 Euro geboten.

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