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ARCHIV - 17.08.2023, Niedersachsen, Hannover: Eine Lehrerin schreibt eine Mathematikaufgabe auf eine digitale Schultafel im Klassenraum einer 4. Klasse einer Grundschule. (zu dpa: «Südwesten kann nach Pisa-Debakel mit neuem Mathe-Unterricht rechnen») Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Julian Stratenschulte

Nach dem Ausstieg Berlins: Brandenburg gründet eigenes Institut für Lehrerbildung

Lehrkräfte in Brandenburg sollen nach dem schlechten Abschneiden der Schüler bei Leistungsvergleichen praxisnaher weitergebildet werden. Den Weg wäre das Land gerne mit Berlin gegangen.

Nach der Aufkündigung des gemeinsamen Staatsvertrags durch Berlin gründet Brandenburg zum 1. Januar 2025 ein eigenes pädagogisches Landesinstitut. Das rot-schwarz-grüne Kabinett hat in dieser Woche dem Gründungskonzept zugestimmt. Das Land stellt mit dem neuen Institut, das wie das bisherige Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Lisum) seinen Hauptsitz in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) haben wird, die Aus,- Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften neu auf.

Gut ausgebildete Lehrkräfte führen zu gutem Unterricht.

Steffen Freiberg (SPD), Bildungsminister in Brandenburg

Die Einrichtung soll „eine Herzkammer guter Bildung“ werden, so Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD). Sie ist Teil eines Zwölf-Punkte-Plans, mit dem Brandenburg nach den schlechten Ergebnissen bei mehreren Leistungsvergleichen den Unterricht verbessern will. „Gut ausgebildete Lehrkräfte führen zu gutem Unterricht“, sagt Freiberg.

Das Schneeballprinzip bei der Fortbildung hat ausgedient

Auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse soll künftig die komplette Lehrerbildung unter dem Dach des neuen Instituts gebündelt werden, das durch deutlich mehr Aufgaben erhält als früher. Bislang wurden am Lisum nur Schulleiter und ausgewählte Lehrkräfte als Mittler ausgebildet, die die Fortbildungsinhalte im Schneeballprinzip an die Schulen weitertragen.

Künftig sollen alle Lehrer direkt über Landesinstitut fortgebildet werden – mit mehr fachlicher Begleitung in Kernfächern wie Mathematik und Deutsch, in den Brandenburgs Schüler zuletzt besonders schlecht abgeschnitten hatten. Bislang waren die Fortbildungen nach Schulformen strukturiert, künftig soll die jeweilige Fachdidaktik im Vordergrund stehen.

Mathias Iffert, Direktor des Lisum und künftiger Direktor des neuen pädagogischen Landesinstituts Brandenburg.
Mathias Iffert, Direktor des Lisum und künftiger Direktor des neuen pädagogischen Landesinstituts Brandenburg.

© Marion Kaufmann/TSP

Die Fortbildung soll künftig auch dezentraler erfolgen und so mehr Lehrer erreichen. Mit fünf Standorten in Ludwigsfelde, Bernau, Cottbus, Potsdam und Neuruppin werde das Landesinstitut für die Schulen in allen Regionen Brandenburgs ein umfangreiches und differenziertes Unterstützungsangebot bereitstellen, so Lisum-Direktor Mathias Iffert. Zudem sollen digitale Weiterbildungsangebote geschaffen werden, um Lehrkräften weite Wege zu ersparen, die sie zuvor womöglich davon abgehalten haben, nach dem Unterricht an Seminaren und Kursen teilzunehmen.

Das wird ein Institut aus einem Guss.

Mathias Iffert, Direktor des bisherigen Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Lisum)

Insgesamt liegt die Steuerung des digitalen Lehrens und Lernens künftig in der Hand des Instituts. Auch für die Qualifizierung von Seiteneinsteiger und Führungskräfteschulungen sowie den Vorbereitungsdienst für Lehramtsanwärter wird die neue Einrichtung zuständig sein. Bislang lagen diese Aufgaben bei den staatlichen Schulämtern und dem Bildungsministerium. „Das wird ein Institut aus einem Guss, das die Phasen der Lehrkräftebildung stärker miteinander verknüpft und neu denkt“, verspricht Iffert.

Berlin entschied 2022, das gemeinsame Institut bis 2025 zu verlassen

Brandenburg wäre diesen Weg gerne gemeinsam mit Berlin gegangen, sagt Minister Freiberg. Es habe viele Gespräche gegeben, aber an das Nachbarland sei „kein Rankommen gewesen“. Das Land Berlin hatte sich 2022 noch unter Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) nach der Empfehlung einer Berliner Expertenkommission dazu entschlossen, die 2007 gegründete, gemeinsame Einrichtung zu verlassen. Zum 1. Januar 2025 geht nun ein eigenes Berliner Institut für Lehrerbildung an den Start, das die Spezifika der Schullandschaft in der Hauptstadt im Blick haben soll, die sich teils vom Flächenland Brandenburg unterscheiden.

Das Tischtuch mit Berlin im Bildungsbereich sei damit nicht zerschnitten, betont Brandenburgs Minister Steffen Freiberg. Man arbeite zum Beispiel bei der Überarbeitung der Rahmenlehrpläne nach den Standards der Kultusministerkonferenz oder der Erstellung zentraler Prüfungsaufgaben weiter eng zusammen. Auch der Bildungsserver, ein Online-Informationsportal für Lehrkräfte, werde vorerst weiter von beiden Ländern gemeinsam genutzt.

Die Mitarbeiter des Lisum wurden am Freitag bei einer Personalversammlung über die Pläne informiert. Einen Stellenabbau werde es nicht geben, so Direktor Mathias Iffert - im Gegenteil. Derzeit arbeiten 86 Mitarbeiter im Lisum, künftig sollen es rund 200 sein, weil Aufgabenbereiche, die bislang beim Ministerium oder den Schulämtern angesiedelt sind, dem neuen Institut zugeordnet werden. Zudem werde eine einstellige Zahl neuer Stellen geschaffen.

Auch bei der Namensgebung für das neue pädagogische Institut werden Mitarbeiter und Lehrer einbezogen. Sie können Vorschläge für einen Namen einreichen, über die dann noch im März digital abgestimmt wird.

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