zum Hauptinhalt
ARCHIV - 10.12.2019, Baden-Württemberg, Stuttgart: Kinder lesen in einer Grundschule. (zu dpa: «Schulen erhalten Schecks zum Kauf von Büchern und Arbeitsheften») Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Sebastian Gollnow

Lesen gegen Lerndefizite: Land Brandenburg finanziert Bücher für Schüler

Bei Leistungsvergleichen schnitten Brandenburger Kinder und Jugendliche vor allem in Deutsch nicht gut ab. Das Bildungsministerium will gegensteuern.

Die Befunde für Brandenburg lesen sich seit Jahren schlecht: Im Fach Deutsch sinken die Schülerleistungen, schneiden märkische Kinder und Jugendliche bei Leistungsvergleichen nicht gut ab. Um gegenzusteuern, will das Bildungsministerium gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels in einer bundesweit bislang einmaligen Aktion Schüler fürs Lesen begeistern.

Knapp 900 Schulen im Land erhalten Checks im Wert von insgesamt knapp drei Millionen Euro, um bei inhabergeführten Buchhandlungen Bücher für die Schüler kaufen zu können. Das Besondere: Die Werke, die die Lehrer gemeinsam mit den Kindern auswählen, bleiben im Besitz der Schüler, um sich auch zu Hause der Lektüre widmen zu können.

Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) will Schüler zum Lesen motivieren.
Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) will Schüler zum Lesen motivieren.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

„Alle Kinder in Brandenburg sollen gut lesen und schreiben lernen“, sagte Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) am Mittwoch beim Auftakt der Aktion „Lesen ist Leben“ im Potsdamer Schulzentrum am Stern. Diese Kompetenzen seien essenziell für den Bildungserfolg, aber auch für die gesellschaftliche und politische Teilhabe. Die Aktion solle die Lesefreude bei Kindern wecken und sie motivieren, auch zu Hause zu üben.

„Es gibt viele Elternhäuser, in denen das Lesen nicht elementar ist, kaum Bücher vorhanden sind“, sagt Juliane Michaelis, kommissarische Leiterin der Primarstufe des Schulzentrums am Stern, das einen Büchercheck in Höhe von 7000 Euro bekommt. Die Corona-Pandemie habe die Lese-und-Schreib-Defizite bei manchen Schülern dann noch einmal verstärkt. An ihrer Schule, gelegen in einem weniger gut betuchten Potsdamer Stadtteil, werde schon viel unternommen, um Schülern die Freude an Büchern zu vermitteln.

Es gibt eine neue Bibliothek, einen Leseclub mit ehrenamtlichen Lesepaten aus dem Kiez und sogar einen Lesehund, dem die Kinder entspannt vorlesen können, ohne ständig korrigiert zu werden. „Es gibt kein Kind, das nicht gerne liest“, ist Michaelis überzeugt. „Es braucht nur das richtige Buch.“

Zwölf-Punkte-Plan für bessere Bildung

Das können die Schüler unter anderem in einer der Buchhandlungen von Falko Micklich in Märkisch-Oderland finden. Zum Lesen zu motivieren, sei nicht nur Aufgabe von Eltern und Schule, „das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, ist der Buchhändler überzeugt, der unter anderem Vorlesewettbewerbe im Landkreis mit organisiert.

Die Aktion von Ministerium und Börsenverein reiht sich ein in ein Bündel von Maßnahmen, die Freibergs vergangenen April zurückgetretene Vorgängerin Britta Ernst (SPD) mit einem Zwölf-Punkte-Plan für bessere Bildung begonnen hat - nachdem Brandenburgs Viertklässler beim bundesweiten IQB-Bildungstest der Viertklässler in Deutsch und Mathe nur den vorletzten Platz erreicht hatten.

Es gibt kein Kind, das nicht gerne liest. Es braucht nur das richtige Buch.

Juliane Michaelis, Lehrerin am Potsdamer Schulzentrum am Stern

Weitere Studien untermauerten vergangenen Herbst den Handlungsbedarf. Beim IQB-Trend der Neuntklässler zeigte sich: Etwa jeder dritte Brandenburger Schüler erreicht den Mindeststandard für den mittleren Schulabschluss im Bereich Lese- und Hörverständnis nicht. Bei der Rechtschreibung scheitert ungefähr jeder fünfte Schüler an den Mindestanforderungen.

Auch für das Fach Deutsch fehlen Lehrer

Eingeführt ist inzwischen das Leseband: An Grundschulen werden 15 bis 20 Minuten Lesezeit an vier bis fünf Tagen pro Woche eingeplant, allerdings freiwillig. Rund 130 Schulen beteiligen sich bislang. Dass diese Maßnahmen guten Unterricht nur ergänzen, aber nicht ersetzen können, räumt Freiberg ein. „Eine qualifizierte Lehrkraft ist entscheidend“, sagt er.

Und da gebe es auch in Deutsch vor allem an Grund- und Oberschulen Schwierigkeiten, in allen Regionen Lehrer zu finden. „Es gibt inzwischen kein Fach, in dem wir nicht suchen“, so Freiberg. Zum Schuljahresstart blieben - erstmals in der Landesgeschichte - 500 Lehrerstellen unbesetzt. Im Laufe des Schuljahres sei es aber gelungen, einige der Lücken zu schließen, so der Minister.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false