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Sahra Wagenknecht steht auf dem Podium bei der Kundgebung am Brandenburger Tor.

© action press/Jean MW

„Sie haben Angst vor uns“: Wagenknecht sieht Berliner Demo als „Startschuss“ für neue Friedensbewegung

Tausende Menschen kommen zur umstrittenen Kundgebung von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer. Die beiden Frauen glauben, dass das nur der Anfang war.

Geht es nach Sahra Wagenknecht, dann ist das nur der Anfang. Deutschlands bekannteste Linken-Politikerin steht am Samstag im schwarzen Mantel auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor.

Sie ruft: „Lasst uns heute den Startschuss geben für eine neue, starke Friedensbewegung in Deutschland.“ Vor ihr jubeln im Schneeregen tausende Menschen.

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Wagenknecht ist in diesen Tagen so präsent wie lange nicht. Gemeinsam mit der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hat sie ein „Manifest für Frieden“ veröffentlicht, das mittlerweile mehr als 600.000 Unterzeichner hat.

Und gemeinsam mit Schwarzer sowie dem Brigadegeneral a.D. Erich Vad hat sie für diese Kundgebung mobilisiert, die sie „Aufstand für Frieden“ genannt haben.

Von heute an werden wir unsere Stimme so laut erheben, dass sie nicht mehr überhört werden kann.

Sahra Wagenknecht

Schon im Vorfeld hatte die Veranstaltung für Kritik gesorgt, weil sich Wagenknecht nicht eindeutig von Rechtsaußen distanziert hatte. Sie sagte zwar Rechtsextreme und Reichsbürger hätten auf der Veranstaltung nichts zu suchen, gleichzeitig betonte sie aber: Jeder der „ehrlichen Herzens“ für Frieden demonstrieren wolle, dürfe kommen.

Wie viele Menschen am Samstag tatsächlich am Brandenburger Tor standen – darüber gehen die Angaben auseinander. Die Polizei spricht von 13.000 Menschen, Wagenknecht erklärte, die Ordner der Kundgebung gingen von 50.000 aus.

Für Wagenknecht, die in den vergangenen Monaten immer wieder mit der Gründung einer eigenen Partei geliebäugelt hatte, ist es ein Erfolg. „Von heute an werden wir unsere Stimme so laut erheben, dass sie nicht mehr überhört werden kann“, ruft Wagenknecht der Menge zu.

Es gehe darum, „das furchtbare Leid und das Sterben in der Ukraine zu beenden“, sagt Wagenknecht.

Sahra Wagenknecht hat in der Vergangenheit häufiger mit der Gründung einer eigenen Partei geliebäugelt.
Sahra Wagenknecht hat in der Vergangenheit häufiger mit der Gründung einer eigenen Partei geliebäugelt.

© Geisler-Fotopress/Jean MW/Geisler-Fotopress

Man müsse Russland ein Verhandlungsangebot unterbreiten. „statt einen endlosen Abnutzungskrieg mit immer neuen Waffen zu munitionieren“. Es gelte, das Risiko einer Ausweitung des Krieges auf ganz Europa und womöglich die Welt zu bannen. Dieses Risiko sei „verdammt groß“.

Sie selbst sei in den 80er Jahren aufgewachsen „mit der Angst vor einem Atompilz über Berlin“, sagt Wagenknecht Später habe sie vergessen, wie es sich anfühle, wenn man Angst vor einem Krieg habe. „Heute weiß ich es wieder.“

Auch AfD-Politiker anwesend

Die Menge vor dem Brandenburger Tor ist bunt gemischt. Auffällig ist, dass sich viel älteres Publikum auf den Weg zur Kundgebung gemacht hat, aber auch Familien sind gekommen. Auf Schildern steht „Raus aus der Nato“ oder „Stop - Diese Eskalation wird im Weltkrieg enden“. Ein Mann trägt eine Russland-Fahne mit einer Friedenstaube.

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Auch Querdenker und Rechtsextremisten sind anwesend. Sie sind nicht in der Mehrheit, werden aber meist kommentarlos geduldet. Ein Mann läuft mit einem Stapel des extrem rechten „Compact“-Magazins unter dem Arm durch die Menge. Mehrere AfD-Politiker sind gekommen wie beispielsweise der sächsische AfD-Vorsitzende Jörg Urban.

Wagenknecht über Baerbock: „ein Elefant im Porzellanladen“

Wagenknecht zieht sie alle an. „Wir sind auch hier, weil wir uns von der deutschen Regierung nicht vertreten fühlen“, ruft sie.

„Wir fühlen uns nicht vertreten von einer Außenministerin Annalena Baerbock, die wie ein Elefant im Porzellanladen über das internationale Parkett trampelt.“

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Es gibt Buhrufe im Publikum, einige brüllen: „Baerbock raus“ oder „Baerbock muss weg“. Die Außenministerin ist für viele hier eine Hassfigur.

Auch von Kanzer Scholz, sagt Wagenknecht, fühle man sich nicht vertreten, „der zwar zunächst immer zögert und für Bedachtsamkeit und Vorsicht wirbt, aber dann trotzdem regelmäßig vor den Kriegstrommlern in seiner Koalition einknickt und eine rote Linie nach der nächsten überschreitet“.

Einige im Publikum sind aufgebracht. Als Wagenknecht die Teilnehmerzahlen der Polizei bestreitet und behauptet, es gehe darum, „uns klein zu machen“, gibt es Gejohle.

Das sei alles wie damals bei Corona, sagt eine Frau. „Wie damals beim Lauterbach. Da durfte es auch nur eine Meinung geben.“ Immer wieder wird im Publikum „Lügenpresse“ skandiert, etwa als Alice Schwarzer von einem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und Amerika spricht, den zu verschleiern versucht würde.

Alice Schwarzer auf der umstrittenen Friedensdemo und Kundgebung am Brandenburger Tor.
Alice Schwarzer auf der umstrittenen Friedensdemo und Kundgebung am Brandenburger Tor.

© action press/Matthias Wehnert

Kritik an ihren Positionen oder einer mangelnden Abgrenzung nach Rechtsaußen lassen Schwarzer und Wagenknecht nicht gelten.  „Sahras und mein Engagement ist seit jeher links“, sagt Schwarzer. Wagenknecht meint, die Kritik im Vorfeld der Veranstaltung sei ein Ausdruck von Angst gewesen.

„Sie haben Angst vor uns“, ruft Wagenknecht. „Sie haben Angst vor einer neuen Friedensbewegung. Sie haben Angst dass sie ihre Politik nicht mehr ohne Weiteres so fortsetzen können.“

Jetzt fange man an, sich zu organisieren, kündigt Wagenknecht an. Auch für Alice Schwarzer ist klar: „Das ist doch ganz klar der Anfang einer Bürgerbewegung.“ Womöglich war die Veranstaltung am Brandenburger Tor also ein Testballon. Es sollen noch weitere folgen.

Habeck spricht von „Irreführung der Bevölkerung“

An der Position Schwarzers und Wagenknechts gab es bereits vor der Kundgebung scharfe Kritik. In ihrem Manifest plädieren die beiden Frauen für schnelle Friedensverhandlungen, Waffenlieferungen an die Ukraine lehnen sie ab. Wirtschaftsminister Robert Habeck warf ihnen eine „Irreführung der Bevölkerung“ vor.

Es sei nachvollziehbar, dass man sich Frieden wünsche. Wagenknecht und ihre Unterstützer wollten jedoch etwas als Frieden verkaufen, was „ein Diktator, ein imperialistischer Diktator, Europa aufzwingt“, sagte der Grünen-Politiker in der ARD.

Kanzler Olaf Scholz erklärte, man müsse verstehen, „dass der russische Präsident gegenwärtig nur eine Form von Verhandlungen akzeptiert, nämlich dass irgendjemand bedingungslos kapituliert und er alle seine Ziele durchsetzt.“

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