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Besatzungsmitglieder der deutschen Fregatte Hamburg stehen vor dem Schiff in Riga.

© dpa/Roman Koksarov

Mehr als 3000 Soldaten: Marine-Großmanöver „Northern Coasts“ startet in der Ostsee

Seit 2007 trainieren die Länder im Ostseeraum bei der Nato-Übung „Northern Coasts“ für den Ernstfall. Am Montag lief das diesjährige Manöver unter deutscher Leitung mit Soldaten aus 14 Ländern an.

Vor der Küste Lettlands und Estlands hat am Montag ein rund zweiwöchiges Marine-Manöver unter deutscher Leitung begonnen. Die Übung sei planmäßig angelaufen, sagte eine Marinesprecherin in Rostock.

An der Nato-Übung „Northern Coasts“ nehmen in diesem Jahr mehr als 3000 Soldatinnen und Soldaten aus 14 Ländern teil, darunter neben Ostsee-Anrainern auch Italien, Frankreich, Kanada und die USA.

Zum Manöververband gehören rund 30 Schiffe und Boote – darunter ein U-Boot –, rund 20 Luftfahrzeuge sowie diverse Landeinheiten. „Northern Coasts“ findet seit 2007 auf Initiative der Deutschen Marine statt, dabei wechseln sich Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland jährlich als Planungsverantwortliche ab.

Erstmals wird laut Marine bei „Northern Coasts“ ein Szenario der Bündnisverteidigung zugrunde gelegt. Das Gebiet umfasst den Angaben zufolge die Küstengewässer und den Land- und Luftraum Estlands und Lettlands sowie die östliche und zentrale Ostsee.

Nato-Manöver wird von Rostock aus geleitet

Das von einem rund 1000 Kilometer entfernten Stab in Rostock geleitete Manöver soll das gemeinsame Verständnis der Verbündeten für die Ostsee verbessern. In Rostock war ein neues Führungszentrum für den Stab gebaut worden.

Am Montag nahmen die Einheiten, die sich zuvor im Hafen von Riga und vor der Küste gesammelt hatten, für die ersten Übungen Kurs auf die offene See. Dabei geht es laut Marine um Minenräumen, Seeziel-Schießen, U-Bootjagd, elektronischen Kampf, Zusammenarbeit mit Aufklärern, Landungsoperationen, Schutz von Häfen und einiges mehr.

Der deutsche Leiter des Manövers rechnet mit einem störungsfreien Ablauf. „Es ist gut vorbereitet“, hatte Flottillenadmiral Stephan Haisch am Freitag erklärt.

Er rechne auch mit keiner Provokation seitens der russischen Marine. Diese kenne das Manöver, das bereits seit 2007 stattfinde. Wenn man sich einmal auf See zu nahe komme, gebe es Möglichkeiten, sich zu verständigen.

Wir senden ein klares Signal der Wachsamkeit aller Partner an Russland.

Jan Christian Kaack, Marineinspekteur

Die größte Herausforderung ist laut Haisch die Interoperabilität so vieler Einheiten von 14 Nationen. „Dass wir wirklich alle gemeinsam üben können, dass wir miteinander kommunizieren können, dass wir ein gleiches Lagebild haben – das wird die größte Herausforderung sein.“

Das Marine-Großmanöver soll nach Aussage des Chefs der Deutschen Marine auch ein Fingerzeig an Moskau sein. „Wir senden ein klares Signal der Wachsamkeit aller Partner an Russland“, hatte Marineinspekteur Jan Christian Kaack im Vorfeld erklärt.

Nato hat Truppenpräsenz in Ostsee verstärkt

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die Nato die eigene Truppenpräsenz an ihrer Ostflanke und im Baltikum verstärkt. Russland gehört über die Enklave Kaliningrad zu den Anliegern der Ostsee, die für mehrere Nato-Staaten eine wichtige Versorgungslinie ist und in der auch Leitungen für den Energietransport und die Telekommunikation verlaufen.

Die russischen Seestreitkräfte seien von den Fähigkeiten her mit der Nato „auf Augenhöhe“, erklärte der Inspekteur. Er verwies auf Neubauten und hypersonische Waffen. „Die russische Marine wird im Konzert der Teilstreitkräfte gestärkt aus diesem Krieg herausgehen, auch aufgrund der nuklearen Komponente.“

Geguckt werde immer auf mögliche anfliegende Flugkörper aus dem Osten, aber einer der wesentlichen russischen Pläne sei es, „mit Nuklear-U-Booten in den Atlantik durchzubrechen und von hinten zu kommen, entweder nach Amerika oder nach Europa“.

Kaack hält weitere Schritte für den Schutz wichtiger maritimer Infrastruktur gegen Angriffe oder Sabotageakte für nötig. Zugleich plädierte er dafür, die Zusammenarbeit der Behörden in solchen Krisenlagen oder im Spannungsfall genauer zu regeln.

Nach den Explosionen an den Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 im September 2022 wollen Regierungen und Militärs den Schutz der kritischen Infrastruktur – darunter Fernleitungen für Energie und Daten, aber auch Seehäfen und Kanäle – verstärken. Wer hinter der Zerstörung der Pipelines steckt, ist weiter ungeklärt. (dpa)

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