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Flüchtlingskinder lernen in einer Klasse der Astrid-Lindgren-Grundschule in Frankfurt (Oder)

© picture alliance / Patrick Pleul

Bertelsmann-Studie: Immer mehr Menschen sehen Zuwanderung als Chance

Die Willkommenskultur in Deutschland ist positiver geworden. Dabei spielen wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle - und der Corona-Faktor.

„Mehr Fortschritt wagen“ heißt der Slogan der neuen Bundesregierung, der auch für die Migrations- und Integrationspolitik gilt. Deutschland, so der Koalitionsvertrag, soll zu einem „vielfältigen Einwanderungsland“ werden.

Dazu gehören beschleunigte Asylverfahren und eine vereinfachte Einbürgerung ebenso wie ein Einwanderungssystem für Fachkräfte. Während die neue Regierung auf Willkommenskultur setzt und die Erleichterung von Einwanderung für dringend notwendig hält, schwankt die Bevölkerung weiterhin in der Frage, ob Zuwanderung die Gesellschaft bereichert oder ihr eher schadet.

Doch auch, wenn Vorbehalte bleiben: Im Vergleich zu vergangenen Jahren ist die Willkommenskultur in Deutschland größer geworden, zeigt nun eine Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Ihr zufolge habe die Corona-Krise bei vielen Menschen sogar einen eher positiven Blick auf Zuwanderung herbeigeführt, statt Ressentiments zu schüren. Dabei spielen vor allem wirtschaftliche Aspekte eine Rolle

Die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber Zuwanderung sinkt, die Chancen von Migration rücken stärker in den Fokus. Zugleich haben Sorgen vor negativen Folgen von Zuwanderung weiter abgenommen. Allerdings besorgt das Thema die Mehrheit der Deutschen nach wie vor.

Im November 2021 hatte das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid gut 2000 Personen ab 14 Jahren repräsentativ befragt. Die Ergebnisse machten deutlich: „Es bewegt sich was“, wie es in der am Mittwoch veröffentlichten Analyse aus Gütersloh heißt. Kritische Betrachtungen und Ablehnung seien aber weiter „präsent und spürbar“.

Auf der Chancenseite meinen mit Blick auf die Wirtschaft 68 Prozent der Befragten, Zuwanderung bringe Vorteile für die Ansiedlung internationaler Firmen. 55 Prozent denken, sie helfe gegen Fachkräftemangel.

Knapp zwei Drittel erwarten eine geringere Überalterung der Gesellschaft dank Migration. 48 Prozent spekulieren auf Mehreinnahmen für den Rententopf. Alle Werte fallen höher aus als bei Befragungen in den Jahren 2017 und 2019. Fast jeder Zweite (48 Prozent) gibt an, man solle aus humanitären Gründen mehr Schutzsuchende aufnehmen - in den Jahren 2019 und 2017 waren es lediglich 37 Prozent.

Nach wie vor herrschen in weiten Teilen der Bevölkerung Befürchtungen vor, insgesamt sind sie aber gesunken. So gehen noch rund zwei Drittel von Belastungen für den Sozialstaat aus und erwarten ferner Konflikte zwischen Eingewanderten und Einheimischen.

56 Prozent rechnen mit Problemen in den Schulen. Wohnungsnot in Ballungsräumen macht 59 Prozent Sorgen - in diesem Fall unverändert zu 2019. Die Untersuchung macht hinter dem insgesamt positiveren Blick auf Zuwanderung auch einen Corona-Faktor aus: Vielen sei bewusst geworden, dass das Land in den Bereichen der kritischen Infrastruktur wie Pflege, Landwirtschaft oder bestimmten Dienstleistungen auf Zugewanderte angewiesen sei.

Laut Studie gibt es Unterschiede in den Haltungen nach Alter, nach Bildungsstand sowie teilweise „auffällige Abweichungen“ zwischen Ost- und Westdeutschland. Zudem liege es nahe, dass Frauen sensibler für Benachteiligungen seien und eher neue Antidiskriminierungsgesetze befürworteten als Männer.

Die Bertelsmann-Stiftung befragt seit 2012 jährlich Menschen zu ihrer Einstellung gegenüber Migration. (mit dpa)

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