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US-Präsident Joe Biden.

© REUTERS/Evelyn Hockstein/File Photo

Was hat die Konferenz in Ramstein gebracht?: Die USA gehen wieder als Anführer voran

Das Treffen zur Ukraine in Ramstein hat militärische Stärke demonstriert. Der Westen will nicht darauf warten, dass Putin weiter zündelt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Auf einmal wirkt alles ganz selbstverständlich: Die Amerikaner rufen zum Waffen-Gipfel auf ihre größte Airbase außerhalb der USA – und mehr als 40 Länder folgen der Einladung.

Bevor der amerikanische Verteidigungsminister Llyod Austin am Dienstag die Beratungen mit seinen Kollegen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz eröffnete, waren er und Außenminister Antony Blinken nach Kiew gereist, um von dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj selbst zu hören, was er im Kampf gegen Russland braucht.

Die Choreografie sitzt, die Botschaft, die von dem Treffen auf deutschem Boden ausgehen soll, ist klar: Die westliche Allianz steht zusammen und verstärkt ihre Anstrengungen, der Ukraine im Kampf gegen den russischen Aggressor zu helfen.

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Immer klarer zeichnet sich ab, dass Washington nicht nur Kiews Verteidigung unterstützen, sondern auch Moskau schwächen will. Pentagon-Chef Austin sagte das am Sonntag in der ukrainischen Hauptstadt unmissverständlich.

„Wir wollen Russland in einem Ausmaß geschwächt sehen, dass es so etwas wie den Einmarsch in der Ukraine nicht mehr machen kann“, erklärte er. Und: Man werde dafür sorgen, dass die Sicherheit der Ukraine auch nach Kriegsende gewährleistet sei.

Lloyd Austin verspricht: „Himmel und Erde“ werde man für die Ukraine in Bewegung setzen

Und Austin bekräftigte das in Ramstein: „Himmel und Erde“ werde man in Bewegung setzen, um den Ukrainern in ihrem Kampf zu helfen. „Die Ukraine glaubt eindeutig daran, dass sie gewinnen kann, und alle hier glauben das auch.“

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Dienstag auf der Ramstein Air Base.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Dienstag auf der Ramstein Air Base.

© IMAGO/Political-Moments

Zu beobachten ist ein Strategiewechsel von enormer Tragweite. Der militärische Ramstein-Gipfel soll das festschreiben, es werde ein „historisches Treffen“, erklärte der US-Verteidigungsminister zum Auftakt. Der Schwerpunkt liegt immer mehr auf militärischen Mitteln, nicht auf diplomatischen – zumindest nicht im Umgang mit dem skrupellos vorgehenden Kremlchef Wladimir Putin.

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Was heißt das alles für Deutschland, dessen Kanzler es mit seiner im Ausland als Zögerlichkeit interpretierten Art bereits in den englischen Wortschatz geschafft hat? „Don’t Scholz around“ gilt in manchen Kreisen fast schon als Synonym zur „German Angst“.

Auch Berlin will nun mehr tun

Kurz vor Beginn des Treffens in Ramstein sagte nun auch Berlin zu, deutlich mehr tun zu wollen – bei Ausbildung und Waffenlieferungen. Die Sorge, der russische Präsident könnte durch solche Taten weiter provoziert werden, scheinen mit jedem Kriegstag, an dem die Ukrainer heldenhaften Widerstand leisten, und mit jedem grausigen Kriegsverbrechen kleiner zu werden.

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Natürlich ist die Angst nicht verschwunden, dass ein in die Enge getriebener Putin auch vor dem Einsatz von Atomwaffen nicht zurückschrecken würde. Der Kreml selbst spielt unverhohlen mit dieser Drohung.

Aber die USA erhöhen dennoch den Druck: einerseits, um Putin irgendwann am Verhandlungstisch zu Zugeständnissen zu bewegen, andererseits, um weitere Invasionen zu verhindern. Die unruhige Lage beispielsweise in Moldau ist ein Grund zur Sorge.

Der Gipfel in Ramstein zeigt zweierlei: Der Westen will nicht darauf warten, dass Putin weiter zündelt. Und es belegt eindrucksvoll, dass Washington wieder als natürlicher Anführer der Allianz angesehen wird.

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