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Sergej Karaganow berät den Kreml, er war einer der Ideengeber für die Ukraine-Invasion. Er sieht viele Verlierer und einen Gewinner – der allerdings nicht Putin heißt.

© Alexander Shcherbak/imago images/ITAR-TASS

Tagesspiegel Plus

Interview mit Putins Vordenker: „Die Ukraine könnte gut unter Staaten aufgeteilt werden“

Sergej Karaganow berät den Kreml, er war einer der Ideengeber für die Ukraine-Invasion. Er sieht viele Verlierer und einen Gewinner – der allerdings nicht Putin heißt.

Von
  • Bruno Maçães
  • Hans Monath

Der Politikwissenschaftler Sergej Karaganow ist ein einflussreicher Stratege der russischen Außen- und Sicherheitspolitik. Von ihm stammen wichtige Ideen, die zum Krieg gegen die Ukraine führten. Der Präsident des Rats für Außen- und Sicherheitspolitik in Moskau steht in enger Verbindung mit Putin und Außenminister Sergej Lawrow.

Dieses Interview mit ihm ist zuerst im britischen „New Statesman“ erschienen, die Fragen stellte Bruno Maçães. Es wurde vor der Entdeckung des Massakers von Butscha geführt und enthält deshalb keine Fragen danach. Der Tagesspiegel publiziert das Gespräch, da es einen tiefen Einblick in die Denkweise der Moskauer Führung erlaubt, die sich in einem Kampf mit dem Westen um die Weltherrschaft sieht, den sie um keinen Preis verlieren will.

Herr Karaganow, warum ist Russland in die Ukraine einmarschiert?
Seit 25 Jahren sagen Leute wie ich, dass es einen Krieg geben wird, wenn die Nato und westliche Allianzen über bestimmte rote Linien hinaus expandieren, insbesondere in die Ukraine. Ich habe mir dieses Szenario bereits 1997 vorgestellt. 2008 sagte Präsident Putin, dass es keine Ukraine geben wird, wenn die Mitgliedschaft der Ukraine in der Allianz möglich wird. Er wurde nicht angehört.

Das erste Ziel ist also, die Expansion der Nato zu beenden. Zwei weitere Ziele wurden hinzugefügt: eines ist die Entmilitarisierung der Ukraine; das andere ist die Entnazifizierung, weil es Leute in der russischen Regierung gibt, die sich über den Aufstieg des Ultranationalismus in der Ukraine in einem Ausmaß Sorgen machen, dass sie denken, es beginnt, Deutschland in den 1930er Jahren zu ähneln.

Ziel ist es auch, die Donbass-Republiken von acht Jahren ununterbrochener Bombardierung zu befreien.

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