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Maximilian Krah, AfD-Europaabgeordneter, spricht bei der AfD-Veranstaltung «Der Nationalstaat zwischen Föderalismus und Europäischer Union» in der Stadthalle. +++ dpa-Bildfunk +++

© picture alliance/dpa/Silas Stein

Machtkampf in der AfD: Wer schafft es nach Brüssel?

Der Sachse Maximilian Krah ist innerhalb der AfD höchst umstritten. Schafft er es trotzdem auf Listenplatz eins bei der Europawahl?

Die EU, findet der AfD-Politiker Maximilian Krah, sollte sich aus jedem Bereich um mindestens 80 Prozent zurückziehen. Da sie aber nicht reformierbar sei, müsse man „jetzt einmal den Stecker ziehen, einmal Stecker wieder reinsetzen und ein neues Betriebssystem aufspielen.“

Was Krah da bei einer Podiumsdiskussion in Berlin vor einigen Wochen öffentlich zur EU sagt, ist für AfD-Verhältnisse nicht gerade skandalös. 2021 schrieb die Partei sich den Austritt Deutschlands aus der EU ins Wahlprogramm. Doch wenn sich die AfD zu ihrem Europaparteitag in Magdeburg trifft, dürfte der 46-jährige Krah die umstrittenste Personalie sein.  

Nach jahrelangen erbitterten Machtkämpfen war es nach dem Abgang von Parteichef Jörg Meuthen in der AfD eigentlich ruhig geworden. Doch an diesem Wochenende und am nächsten wird es vermutlich turbulent. Die 600 Delegierten stimmen ab über das Europawahlprogramm der AfD und um die Frage, wer die Partei im kommenden Jahr in den Wahlkampf führt.

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Einheizer mit Einstecktuch

Gehandelt wird seit Monaten Maximilian Krah – ein sächsischer Europaabgeordneter, der eloquent und oft mit weißem Einstecktuch auftritt, aber schnell auf Einheizer umschalten kann. In einem Gutachten des Verfassungsschutzes taucht der Jurist unter anderem deshalb auf, weil er im Zuge der Flüchtlingskrise Begriffe wie „Umvolkung“ und „orientalische Landnahme“ verwendete.

In der Partei hat Krah erbitterte Gegner, die seit Monaten versuchen, ihn als Spitzenmann der AfD bei der Europawahl zu verhindern. Sie haben sogar einen anonymen Telegram-Chat ins Leben gerufen. Dort werden Screenshots mit Chatbeiträgen über ihn verbreitet, von denen Krah sagt, es seien Fälschungen. Was sie aber vor allem belegen: Der Machtkampf bei der AfD ist in vollem Gange.

Krah sagt am Telefon, er stehe bereit für Platz eins zu kandidieren. Er und seine Unterstützer machten aber noch eine „finale Risikoabschätzung“. Heißt: Er sondiert, ob er am Ende die nötigen Stimmen zusammenbekommen würde. Einfach wird es jedenfalls nicht. Er sei auf eine „Rundumverteidigung“ eingestellt, sagt Krah.

Zweimal suspendiert

Gründe, warum Krahs Gegner glauben, er dürfe auf keinen Fall auf Platz eins gewählt werden, gibt es viele. Die AfD steht in Umfragen derzeit bei 20 bis 22 Prozent. Krah aber, so befürchtet das gegnerische Lager, könnte viel Angriffsfläche bieten.

Doch Krahs Gegner sind munitioniert. Zweimal ist Krah in der Fraktion „Identität und Demokratie“ im Europaparlament, der die AfD angehört, für begrenzte Zeit suspendiert worden. Beim ersten Mal hatte man ihm vorgeworfen, dass er im französischen Präsidentschaftswahlkampf öffentlich Sympathien bekundet hatte für die Partei des Rechtsextremen Eric Zemmour – dabei ist die AfD in der ID-Fraktion zusammen mit dem Rassemblement National von Marine Le Pen.

Beim zweiten Mal ging es um Vorwürfe, Krah habe bei der Vergabe eines PR-Auftrags aus der Fraktion manipuliert. Krah bestreitet das. Probleme haben seine Gegner auch mit seiner internationalen Vernetzung. 2022 berichtete der „Spiegel“ über Kontakte Krahs zu russischen Hardlinern. Ihm wird in der Partei auch eine zu große Nähe zu China vorgeworfen. Er selbst behauptet, er vertrete doch nur, was auch der französische Präsident Emmanuel Macron sage: „Wir dürfen unsere wichtigsten Handelspartner nicht verprellen.“

„Echte Männer sind rechts“

Gut vernetzt ist Krah auch unter den extremen Rechten in der AfD. Die wichtigsten Unterstützer Krahs sitzen im Osten. Krah hat enge Drähte ins vom Verfassungsschutz beobachtete Institut für Staatspolitik in Schnellroda, wo der Ideologe der neuen Rechten, Götz Kubitschek, sitzt. In dessen Verlag Antaios hat Krah ein Buch veröffentlicht: „Politik von rechts. Ein Manifest“ – mit Vorwort vom AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland. Krah präsentiert sich gern intellektuell.  

Seit einer Weile hat er aber auch Tiktok für sich entdeckt – für viele Jüngere die Social-Media-Plattform Nummer eins. Der AfD-Politiker plädiert dort in kurzen Videos dafür, dass „wir wiederentdecken, wie großartig es ist deutsch zu sein“. Und er gibt Tipps: „Sei selbstselbstbewusst. Guck gerade aus. Und vor allem: Lass dir nicht einreden, dass du lieb, soft, schwach und links zu sein hast“, sagt er. „Echte Männer sind rechts, echte Männer haben Ideale, dann klappt es auch mit der Freundin.“

Ob Krah sich in Magdeburg als Spitzenkandidat durchsetzen kann, hängt auch von seinen Gegenkandidaten ab. Als Kontrahent Krahs gilt Norbert Kleinwächter. Der 37-jährige Brandenburger war im vergangenen Jahr gescheitert bei dem Versuch, AfD-Chef zu werden. Noch hält er sich offen, ob er auf Platz eins der Europaliste der AfD antreten will.

Bei der Podiumsdiskussion zur Zukunft der EU waren er und Krah jedenfalls schon einmal aufeinandergetroffen. Dort hatte sich Kleinwächter sogar noch etwas schärfer geäußert als Krah. Was denn die EU besser könne als ihre Mitgliedsstaaten, fragte Kleinwächter rhetorisch. Und gab gleich selbst seine Antwort: nichts.

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