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Ein Einheimischer flieht vor den Flammen von einem Waldbrand im Dorf Gennadi auf Rhodos.

© picture alliance/dpa/AP

Waldbrände auf Rhodos und nahe Split: Neue Feuer in Kroatien und Italien ausgebrochen – das ist die aktuelle Lage in Südeuropa

In Kroatien nähern sich Waldbrände der Küstenstadt Split. In Italien müssen Ferienwohnungen evakuiert werden. In Griechenland explodierte ein Munitionslager. Die aktuelle Lage.

Südeuropa steht in Flammen. Aktuell wüten in beliebten Urlaubsregionen wie Griechenland, Italien, Kroatien und Frankreich verheerende Waldbrände. Wo Feriengäste ihren Jahresurlaub verbringen, wird derzeit heftig gegen die Flammen gekämpft: Feuer löschen, wo andere Urlaub machen. Wir verraten, wie die aktuelle Waldbrandsituation in den Ländern aussieht.


Neue Waldbrände in Kroatien

Einen Tag nach dem Ausbruch eines Waldbrandes in der Nähe der bei Touristen beliebten kroatischen Küstenstadt Dubrovnik haben Feuerwehrleute am Donnerstag gegen einen weiteren Brand angekämpft. Der starke Wind behindere die Löscharbeiten auf der Insel Ciovo nahe der Küstenstadt Split, teilte ein nationaler Feuerwehrverband mit.

Brände im Mittelmeerraum
Brände im Mittelmeerraum

© Quelle: dpa, Nasa Firms Active Fire Data, Stand 26.7., 9 Uhr

Häuser seien bislang jedoch noch nicht von den Flammen bedroht. Die rund 150 Feuerwehrleute würden von sechs Löschflugzeugen darin unterstützt, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, hieß es in der Erklärung weiter. Örtliche Medien veröffentlichten Fotos von dichtem Rauch, der bis ins rund 15 Kilometer südlich der Insel gelegene Split drang.

Ein Löschflugzeug versprüht Wasser, um einen Waldbrand auf der Insel Čiovo nahe Split zu löschen.
Ein Löschflugzeug versprüht Wasser, um einen Waldbrand auf der Insel Čiovo nahe Split zu löschen.

© picture alliance/dpa/AP

Waldbrände nahe Dubrovnik unter Kontrolle

Ein Anfang der Woche ausgebrochenes Feuer nahe Dubrovnik war bis auf etwa zwölf Kilometer an die historische Innenstadt Dubrovniks herangekommen, konnte am Mittwoch aber unter Kontrolle gebracht werden.

Die Brände sollen Medienberichten zufolge durch Explosionen von alten Landminen ausgelöst worden sein, die sich seit dem Konflikt nach dem Zerfall Jugoslawiens im Boden befanden.

Die Altstadt von Dubrovnik zählt zum Weltkulturerbe der Unesco. Sie zieht jährlich bis zu einer Million Besucher an, unter anderem Gäste von Kreuzfahrtschiffen. Die Stadt erhielt zusätzliche Bekanntheit, seit Teile der Serie „Game of Thrones“ dort gedreht wurden.

In Kroatien breiteten sich die Waldbrände an der Grenze zum Nachbarland Bosnien und Herzegowina aus.
In Kroatien breiteten sich die Waldbrände an der Grenze zum Nachbarland Bosnien und Herzegowina aus.

© IMAGO/MAXPPP


Anhaltende Brände in Italien

Im Süden Italiens lodern noch immer Wald- und Flächenbrände. Neben der großen Mittelmeerinsel Sizilien ist erneut die Adria-Region Apulien betroffen. In der Provinz Lecce im Salento im Süden der Region erreichte ein Brand am Donnerstagabend einige Häuser und näherte sich bedrohlich der Küste.

Zwischenzeitlich mussten Ferienwohnungen evakuiert werden und in den sozialen Medien kursierten Videos, wie Menschen vom Strand der Gemeinde Ugento vor den sich nähernden Flammen flohen. In langen Nachteinsätzen konnte die Feuerwehr dort jedoch die kritischsten Brände unter Kontrolle bringen, wie der Sprecher der Feuerwehr im italienischen Fernsehen sagte. Die Lage habe sich entspannt.

In Apulien waren durch die Brände einige Bauernhöfe betroffen, viele Olivenbäume wurden zerstört. Seit vergangenen Sonntag seien die Feuerwehrleute in Süditalien - zwischen Sizilien, Sardinien, Apulien und Kalabrien - zu mehr als 3200 Einsätzen ausgerückt, hieß es von der Feuerwehr weiter.

Auf der Insel Sizilien breitet sich ein Feuer breitet sich hinter einem Wohnhaus nahe der Hauptstadt Palermo ein Feuer aus.
Auf der Insel Sizilien breitet sich ein Feuer breitet sich hinter einem Wohnhaus nahe der Hauptstadt Palermo ein Feuer aus.

© picture alliance/dpa/LaPresse via ZUMA Press

Sizilien: Mindestens drei Tote

Auch auf der Ferieninsel Sardinien sind die Feuerwehrleute weiterhin im Einsatz. Vor allem der Norden rund um die Hauptstadt Palermo ist weiterhin betroffen. Die Lage sei jedoch nicht mehr so kritisch, wie in den vergangenen Tagen, hieß es.

In den letzten Tagen mussten Medienberichten zufolge insgesamt 1500 Menschen von dort evakuiert werden. Die Feuerwehr war nach eigenen Angaben mit mehr als 3000 Einsatzkräften und mehreren Löschflugzeugen vor Ort.

Der Flughafen nahe Palermo musste zwischenzeitlich gesperrt werden. Etliche Flüge wurden gestrichen oder umgeleitet. Auch die Autobahn war zeitweise von Sperrungen betroffen.

In Borgetto nahe der sizilianischen Hauptstadt Palermo erreichten die Flammen am 25. Juli auch dichtbesiedelte Wohngebiete.
In Borgetto nahe der sizilianischen Hauptstadt Palermo erreichten die Flammen am 25. Juli auch dichtbesiedelte Wohngebiete.

© IMAGO/ABACAPRESS

Bei den Bränden, die seit Ende der vergangenen Woche lodern, sind mindestens drei Menschen gestorben. Eine ältere Frau starb, weil ein Rettungswagen nicht zu ihr gelangen konnte. Zwei verkohlte Leichen wurden in Cinisi bei Palermo gefunden.

Der italienische Zivilschutz geht davon aus, dass ein Großteil der Brände durch fahrlässiges oder gar vorsätzliches Verhalten, also Brandstiftung, ausgelöst wurde. Die Agrarvereinigung Coldiretti geht gar davon aus, dass sechs von zehn Bränden durch Brandstiftung entstanden sind. Die Trockenheit nach der Hitzeperiode begünstige jedoch die rasante Ausbreitung der Feuer.

Italien: Feuer im Süden, Handball-große Hagelkörner im Norden

Der Norden des Landes war in den vergangenen Tagen zudem von schlimmen Unwettern getroffen worden, zwei Frauen kamen dabei ums Leben. Eines der Hagelkörner erreichte nach Informationen einer europäischen Gewitter-Forschungsstelle einen Durchmesser von 19 Zentimetern. Das entspricht in etwa der Größe eines Handballs. 


Griechenland: Viele Waldbrände eingedämmt

Die griechische Feuerwehr hat im Kampf gegen die Brände im Land weitere Fortschritte gemeldet. Ein Sprecher der griechischen Feuerwehr, Giannis Artopoios, teilte im staatlichen griechischen Fernsehen mit, dass die Brände in den meisten Regionen mittlerweile größtenteils eingedämmt seien.

Entwarnung gibt es aber noch nicht. „Die Brandgefahr bleibt groß. Es herrscht weiterhin höchste Alarmstufe“, sagte Artopoios. Die Einsatzkräfte seien der Feuerwehr zufolge weiterhin auf „dem Kriegspfad gegen die Flammen“ auf den Ferieninseln Rhodos, Korfu und Euböa sowie in der Region Thessalien.

Gegen rund 600 Waldbrände mussten die griechischen Behörden allein in den letzten zwölf Tagen kämpfen, hieß es am Mittwoch seitens der Regierung aus Athen.

Bislang sind bei den Bränden in Griechenland vier Menschen ums Leben gekommen, knapp 50.000 Hektar Wald und Vegetation gingen nach Schätzungen des Athener Observatoriums in Flammen auf. Zehntausende Einwohner und Touristen mussten evakuiert werden.

Thessalien: Munitionslager explodierte

In der Region Thessalien hatte am Donnerstag einer dieser Brände ein Munitionslager der griechischen Luftwaffe in Nea Anchialos nahe der Hafenstadt Volos erreicht. Die darauf folgenden Explosionen waren noch kilometerweit zu hören, berichtete das Staatsfernsehen ERT.

Ein Brand hat ein Munitionslager der griechischen Luftwaffe in Nea Anchialos erreicht und mehrere Explosionen verursacht.
Ein Brand hat ein Munitionslager der griechischen Luftwaffe in Nea Anchialos erreicht und mehrere Explosionen verursacht.

© dpa/Tatiana Bolari

Nach Angaben der Küstenwache wurden am Abend mehr als 130 Menschen aus der Gemeinde in Sicherheit gebracht. Den örtlichen Medien zufolge ist das Feuer in der Kaserne inzwischen eingedämmt. Die Bewohner von Nea Anchialos begannen demnach, in ihre Häuser zurückzukehren.

Kurz nach den Explosionen im Munitionslager seien die Anwohner auf dem Landweg und mit Booten in Sicherheit gebracht worden, berichtete die Küstenwache. Kampfjets seien als Vorsichtsmaßnahme verlegt worden, sagte ein Regierungsvertreter. In Volos, der regionalen Hauptstadt unweit des Munitionsdepots, wurden Mitarbeiter in einem Gewerbegebiet vom Arbeitsministerium aufgefordert, den zweiten Tag in Folge nicht zu arbeiten. 

Medienberichten zufolge sind im Großraum Volos infolge der Brände bereits mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Am Mittwoch teilte die Feuerwehr mit, dass in einer ländlichen Region Thessaliens die Leiche eines 45-jährigen Schäfers aufgefunden wurde. Zuvor wurde dem Fernsehsender ERT zufolge die Leiche einer Frau aus einem verbrannten Wohnwagen bei Volos geborgen.

Bei Volos in Thessalien bringt ein Mann seine Kuh vor den Flammen in Sicherheit.
Bei Volos in Thessalien bringt ein Mann seine Kuh vor den Flammen in Sicherheit.

© IMAGO/ANE Edition

Rhodos: 20.000 Menschen evakuiert

Auch auf der Urlaubsinsel Rhodos hat sich die Lage etwas beruhigt. Mehr als 20.000 Touristen und Einwohner waren am vergangenen Wochenende von der Insel geflohen, nachdem die Flammen auf rund zehn Prozent der Fläche gewütet hatten. Feuerwehrkräfte waren dort den elften Tag in Folge im Einsatz, um die Brände vollständig unter Kontrolle zu bekommen.

Auf Rhodos bekämpfen viele Freiwillige die Brände mit einfachsten Mitteln. Dabei kommen Gartenschläuche und Feuerlöscher zum Einsatz.
Auf Rhodos bekämpfen viele Freiwillige die Brände mit einfachsten Mitteln. Dabei kommen Gartenschläuche und Feuerlöscher zum Einsatz.

© picture alliance/dpa

Noch am Mittwoch waren auf Rhodos etwa 2760 Feuerwehrleute sowie drei Hubschrauber und zwei Flugzeuge im Einsatz, um die Feuer einzudämmen. Laut Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis muss Griechenland weitere Maßnahmen ergreifen, um die Folgen des Klimawandels abzufedern. Dazu gehöre auch eine stärkere Prävention gegen Waldbrände. 

Luftbilder aus dem Ferienort Gennadi auf Rhodos zeigen die verheerenden Spuren des Feuers.
Luftbilder aus dem Ferienort Gennadi auf Rhodos zeigen die verheerenden Spuren des Feuers.

© picture alliance/dpa

Auf der griechischen Insel Rhodos bekämpfen Feuerwehrleite die Flammen bereits den zehnten Tag in Folge - wie hier im Ort Vati.
Auf der griechischen Insel Rhodos bekämpfen Feuerwehrleite die Flammen bereits den zehnten Tag in Folge - wie hier im Ort Vati.

© IMAGO/ANE Edition


Frankreich: Waldbrand auf Korsika

In Frankreich wurde in den letzten Tagen vor allem auf der Ferieninsel Korsika gegen die anhaltenden Waldbrände gekämpft. Medienberichten zufolge konnte die Feuerwehr jüngst enorme Fortschritte im Kampf gegen die Waldbrände erzielen.

Auf den Waldbrand-Karten des EU-Atmosphärendienstes „Copernicus“ werden aktuell keine aktiven Feuer mehr für Korsika vermeldet.

Korsika: Waldbrand bedrohte Kloster von Corbara

Im Norden der französischen Mittelmeerinsel Korsika zerstörten die Waldbrände in den vergangenen Tagen mehr als 200 Hektar Land. Wegen des Feuers musste in den vergangenen Tagen auch das Kloster von Corbara im Norden der Insel geräumt werden. Rund 200 Feuerwehrleute waren dort Medienberichten zufolge im Einsatz.


Algerien und Tunesien: Dutzende Todesopfer

Nach den verheerenden Großbränden in Nordafrika entspannte sich die Lage in den vergangenen Tagen. In Algerien, wo mindestens 24 Zivilisten sowie 10 Mitarbeiter des Militärs ums Leben kamen, hatten Einsatzkräfte nach eigenen Angaben bereits am Dienstagabend etwa 80 Prozent der Brände unter Kontrolle.

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Menschen sind seit Sonntag in Algerien infolge der Brände ums Leben gekommen.

In dem flächenmäßig größten Land Afrikas mussten zuvor rund 1500 Menschen in Dörfern in Sicherheit gebracht werden.

In der Region Bejaia in Algerien haben die Waldbrände ein Bild der Verwüstung hinterlassen.
In der Region Bejaia in Algerien haben die Waldbrände ein Bild der Verwüstung hinterlassen.

© IMAGO/NurPhoto

Auch im benachbarten Tunesien waren in jüngster Zeit mehrere Brände ausgebrochen. In einem Dorf in der Region Beja westlich von Tunis erstickte ein Schulleiter, wie die Staatsagentur TAP berichtete.

Das Land erhielt bei der Brandbekämpfung Hilfe aus Algerien sowie Spanien, das unter anderem zwei Löschflugzeuge schickte. Die Einsatzkräfte machten gute Fortschritte beim Kampf gegen die Brände, sagte Tunesiens Innenminister Kamal Feki am Mittwoch. (mit Agenturen)

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