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Räume im ehemalige Generalshotel. Die alte Villa auf dem Gelände des BER wurde zwischen 1947 und 1950 erbaut und diente einst als Empfangsgebäude für Repräsentanten der Sowjetunion und Staatsgäste der DDR.

© dpa/Patrick Pleul

Stoppt den Abriss des Generalshotels: Warum dieses Gebäude erhalten werden muss

Unser Autor sieht in der ehemaligen Empfangsvilla für Staatsgäste auf dem Gelände des BER ein gesamtdeutsches Denkmal, keines einer speziellen Ostmoderne.

Ein Kommentar von Nikolaus Bernau

Die Debatte um das Generalshotel auf dem Flughafengelände in Schönefeld hält an. Zu Recht. Inzwischen gibt es kaum noch einen Verband, eine Institution, eine Person, die sich für Baukultur im Generellen oder die Überlieferung der DDR-Architekturgeschichte interessiert, die nicht gegen den für Mitte September geplanten Abriss protestieren.

Sogar der internationale Welterbe-Verband Icomos setzt sich jetzt für ein Moratorium ein: Dieser Bau sei von herausragender Bedeutung für die Geschichte der Nachkriegs- und Flughafenarchitektur, die Bundesregierung habe den Neubau eines Regierungsflughafens an dieser Stelle aufgegeben, Abrisse seien in Zeiten des Klimawandels nur noch statthaft, wenn es gar nicht anders geht.

Die zuständigen Verwaltungen dagegen beharren darauf: Was 2004 beschlossen wurde, soll 2023 auch exekutiert werden. Diese Einsichtslosigkeit ist nicht zuletzt politisch fatal: Längst nämlich wird behauptet, dass sich auch hier wieder westliche Arroganz durchsetze.

Doch erstens: Wenn man einmal vom Palast der Republik absieht, der tatsächlich aus politischen Gründen abgerissen worden ist, wird mit der Architektur der Nachkriegszeit der alten Bundesrepublik und des alten West-Berlin genauso grob umgegangen wie mit derjenigen der einstigen DDR. Leider. Zweitens, die durchaus identitäre Behauptung, dieser Bau sei ein frühes Produkt „der Ostmoderne“, verschleiert dessen eigentliche, nämlich gesamtdeutsche Bedeutung.

Konservative Repräsentationsarchitektur nach 1945

Der Begriff „Ostmoderne“ bezieht sich auf die DDR-Architektur der 1960er bis 1980er-Jahre, auf die Adaption von Modellen des „International Style“ auf den Sozialismus. Das „Generalshotel“ dagegen zeigt bis in die letzte edle Wandvertäfelung das Fortwirken jener seit der Kaiserzeit entstandenen konservativen Repräsentationsarchitektur, die auch nach 1945 bruchlos sowohl in West- wie in Ostdeutschland fortgeführt wurde. Erst zu Beginn der 1950er wurde sie in der DDR von der stalinistischen „Nationalen Tradition“ à la Karl-Marx-Allee und Eisenhüttenstadt, von einem breiten Stilpluralismus abgelöst.

Diese deutsche Architektur ist weitgehend vergessen, in West wie Ost, wohl, weil sie zu sehr an Machtlosigkeit, Niederlage und an das überwältigende Versagen der Deutschen in der Nazizeit erinnert. Aber es gab dieses Fortwirken, manchmal sogar, wie beim Generalshotel, auf ästhetisch erstklassigem Niveau. Und genau deswegen sollten auch Berlins Verwaltungen und Politiker als Mitbetreiber des Flughafens endlich aus der schon peinlichen Schweigsamkeit treten und den Brandenburgern zur Seite eilen. Noch können die Bagger gestoppt werden.

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