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Das ehemalige Generalshotel am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER).

© dpa/Patrick Pleul

Update

Trotz Aus für Regierungsterminal: Abriss des Generalshotels am BER soll im September beginnen

Ursprünglich sollte auf dem Gelände das Regierungsterminal entstehen. Doch auch ohne dessen Bau hält die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben am Abriss fest. Der Protest dagegen mehrt sich.

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Der Abriss des historischen Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens BER rückt näher. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) schickte der Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur im Juli eine Anzeige über die geplante Beseitigung des Baus, aus der hervorgeht, dass der Abriss am 14. September beginnen soll.

In der zwischen 1947 und 1950 gebauten Villa wurden früher Repräsentanten der Sowjetunion und Staatsgäste der DDR empfangen. Im Jahr 2011 war entschieden worden, das Gebäude abzureißen, weil in dem Bereich ein neues Regierungsterminal entstehen sollte. Diese Pläne wurden mittlerweile verworfen.

Der Abriss des Ex-Hotels ist weiter vorgesehen. Die Fläche, auf der es steht, wird nach Angaben der BImA für den Betrieb der Regierungsflugstaffel benötigt. Die Anstalt untersteht der Rechtsaufsicht des Bundesfinanzministeriums.

Eine Initiative von Architekten, Denkmalschützern und Politikern versucht, den Abriss zu stoppen. Sie halten das Generalshotel für eine architektonische Besonderheit. Die Initiative hatte auch an Kanzler Olaf Scholz (SPD) appelliert, sich einzuschalten. Bisher haben nach Angaben der Initiative mehr als 880 Menschen unterzeichnet.

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Sahra Damus, die ebenfalls zu der Initiative gehört, warb für eine Nutzung als Dienstgebäude für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Regierungsstaffel. Sie warnte vor einem Abriss: „Es würde die Illusion vernichtet werden, dass 33 Jahre nach der Wende unter einem SPD-Bundeskanzler mit dem ostdeutschen Kulturerbe in unserem Land endlich ähnlich wertschätzend umgegangen wird wie mit westdeutschem Kulturerbe.“

Schadstoffuntersuchungen laufen bereits

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hält das Gebäude für ein eminentes Zeugnis der deutschen Geschichte. Das Deutsche Nationalkomitee von ICOMOS, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege, wirbt ebenfalls für das Generalshotel. „Sein Denkmalwert genießt ein ebenso nationales Renommee wie das der Flughäfen Tempelhof und Tegel im ehemaligen West-Berlin“, sagte dessen Präsident Tino Mager. Er forderte einen Aufschub für den Abriss.

Eine Rettung hält auch die Bundesarchitektenkammer noch für möglich. „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, darüber hinwegzugehen, sondern die Pläne für das Areal zu überdenken und weiterzuentwickeln“, sagte Präsidentin Andrea Gebhard der „Märkischen Oderzeitung“ (Samstag/online).

Die Berliner Architektenkammer bat den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) um Unterstützung. „Ich habe den Eindruck, dass hier ein kulturhistorisch wertvolles und intaktes Baudenkmal weichen muss, weil man zu bequem ist, die sowieso stattfindenden Planungsveränderungen auf dem BER-Gelände zu erweitern auf den Bereich, in dem das Generalshotel steht“, sagte Präsidentin Theresa Keilhacker.

Die Bundesanstalt machte zu dem konkreten Abrisstermin keine Angaben. Sie verwies darauf, dass mit dem Planfeststellungsbeschluss zur Errichtung des Regierungsflughafens von 2011 auch der Rückbau des Generalshotels genehmigt worden sei.

Blick auf die teilweise mit Marmor verkleideten Wände im ehemaligen «Generalshotel» am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER).
Blick auf die teilweise mit Marmor verkleideten Wände im ehemaligen «Generalshotel» am früheren Flughafen Schönefeld, dem heutigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER).

© dpa/Patrick Pleul

„Derzeit laufen bereits Schadstoffuntersuchungen und die Sicherung von erhaltenswerten Ausstattungsgegenständen im Gebäude, um diese in Museen oder anderen Ausstellungsorten einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, teilte ein Sprecher mit. „Der Bund geht davon aus, dass die Rückbaumaßnahmen planmäßig durchgeführt werden.“

Der Landrat von Dahme-Spreewald, Stephan Loge (SPD), setzt sich für den Erhalt ein. Er hatte sich im Sommer an Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) gewandt, um den Abriss abzuwenden. „Das Bundesministerium hat darauf reagiert und dem Landrat mitgeteilt, dass an den Abrissplänen festgehalten wird“, teilte der Kreis mit. „Diese Entscheidung können wir leider nur zur Kenntnis nehmen.“

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dringt auf einen Erhalt des Gebäudes. Kulturministerin Manja Schüle (SPD) hatte sich beim Bund für den Erhalt eingesetzt – aber ohne Erfolg.

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