zum Hauptinhalt
Bischof Franz-Josef Bode bei einer Pressekonferenz im Jahr 2022.

© dpa/Friso Gentsch

Rücktritt des Osnabrücker Bischofs: Die Liste der Fehlbaren ist noch länger

Wegen des Missbrauchsskandals verzichtet Osnabrücks Bischof Bode auf sein Amt. Sein Handeln erhöht den Druck auf andere, die sich noch im Amt halten.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Richtig so, endlich so: In Franz-Josef Bode geht ein deutscher Bischof, weil er Missbrauchsfälle falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und falsche Entscheidungen getroffen hat. Das sagt er selbst, gottlob. Und der Papst nimmt den Rücktritt an. Als hätte er verstanden.

Nun war es auch offensichtlich. Die Missbrauchsstudie der Universität Osnabrück ließ keine Zweifel an Pflichtverletzungen. Die größte unter ihnen: Es zu lange mit den Tätern und weniger mit den Opfern gehalten zu haben.

Bodes Handeln erhöht den Druck auf andere, die sich noch im Amt halten. Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki ist nur der prominenteste unter ihnen. Die Liste der Fehlbaren ist lang. Dabei ist das die höchste bischöfliche Pflicht: Sorge für die Betroffenen sexueller Gewalt.

Nun geht aber der dienstälteste Bischof, der langjährige „Jugendbischof“ der Bischofskonferenz, ein energischer Fürsprecher für Reformen, insbesondere im Sinne der Frauen. Gleichsam eine Ikone. Einer der „Guten“, wie die vielen Respektbezeugungen von allen Seiten deutlich machen. Damit wird es eng für all die anderen.

Er hat gezögert, ja, das auch; aber immerhin zum Schluss mit einem guten Grund. Bode wollte noch die Ergebnisse des Synodalen Wegs verankert wissen, auch in seinem Bistum Osnabrück: Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, Predigt von Laien, Taufen durch Nichtkleriker.

Bischof Bode war übrigens der einzige, der die Opfer nicht nur seit 2010 wiederholt um Verzeihung gebeten hat, sondern auch noch so: in einem Bußgottesdienst, als er – vor dem Altar auf dem Boden ausgestreckt – um Vergebung im Namen der Kirche gebeten hat. Demut kommt vor dem Fall.

Wenn man das doch auch von den vielen Amtsbrüdern sagen könnte, die Schuld auf sich geladen haben. Bodes letzter Dienst an der katholischen Kirche ist, den Druck auf den Papst ausgeweitet zu haben. Denn die Kirche kann sich allein durch Handeln, entschieden und ehrenvoll, ihren Platz in der Gesellschaft und der Welt von heute erhalten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false