zum Hauptinhalt
So aufwendig bleibt es nicht: „Thadeusz und die Beobachter“ im RBB-Fernsehstudio

© rbb/Thomas Ernst

Not macht erfinderisch: Das Wunder der Sendungsvermehrung beim RBB

Mit „Thadeusz und die Beobachter“ probt der Sender die öffentlich-rechtliche Revolution – und spart dabei auch noch Geld.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Wie sagt man so (un-)schön: Not macht erfinderisch. Also macht der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) aus Fernsehen Hörfunk, um daraus wieder Fernsehen zu machen. Dieses Wunder der Sendungsvermehrung wird an der Talksendung „Thadeusz und die Beobachter“ vor Ohren und Augen gebracht.

Von der Einstellung bedroht

Die Sendung war akut von der Einstellung bedroht, sie lief immer nach 22 Uhr im RBB-Fernsehen. 22 Uhr, das ist die künftige Demarkationslinie zwischen Fernsehen, das kosten darf, und Fernsehen, das nicht länger kosten darf. Zur Erinnerung: Der öffentlich-rechtliche Sender muss ein Defizit von 49 Millionen Euro ausgleichen, eine Herausforderung, die am Fernsehen nicht vorbeigehen kann.

„Thadeusz und die Beobachter“ lief nach 22 Uhr und kostete Geld. Sehr schlecht, eigentlich ein Todesurteil. Nicht so beim RBB. Die Verantwortlichen verfielen auf eine Idee, die etwas Geniales verströmt. Die von Januar 2024 an gültige Formel also wird heißen: Fernsehen wird Hörfunk und Bewegtbild-Stream vom Radio wird Fernsehen.

Alles klar? Das TV-Format wandert am gewohnten Dienstag aus dem RBB-Fernsehen ins RBB-Kulturradio. Wird also primär Hörfunk. Damit verbinden sich folgende Kosteneffekte: Keine Auftragsproduktion, die Beteiligten bekommen künftig Hörfunk- statt Fernsehhonorare (beide leider Sendergeheimnisse).

Das Fernsehstudio wird Hörfunkstudio, aus der durchaus aufwendigen Fernseh- wird eine kostengünstigere Radioproduktion, selbstredend unter Kamerabegleitung, damit die live ausgestrahlte Radiosendung in einen visuellen Stream übersetzt werden kann. Und dieser Stream wird Basis für die spätere Fernsehausstrahlung.

Damit diese Dreifaltigkeit aus Radio, Online und Fernsehen auch heilig wird, gilt es noch kleinere Probleme zu lösen. Wie wird beispielsweise der Eindruck für den Fernsehzuschauer vermieden, dass er abgefilmten Hörfunk verfolgt? Die Bewegtbild-Eleganz einer Fernsehsendung sollte sich eben nicht in das hölzerne Mikado einer Hörfunkproduktion verwandeln. Auch das darf nicht passieren: Dass der RBB-Zuschauer nach 22 Uhr mit einem Fernsehen zweiter, dritter Klasse abgespeist wird.

Wer aber wollte zweifeln, dass der RBB solche Probleme locker aus dem Weg räumen wird? Dann steht die nächste Revolution an: Der „Tatort“ des öffentlich-rechtlichen Senders wird mit Playmobil-Figuren produziert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false