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Der Unvollendete. Der Steglitzer Kreisel der Adler steht wie ein Sinnbild für eine verfehlte Wohnungsbaupolitik und schwierige finanzielle Rahmenbedingungen.

© imago images/Joko

Bündnis für Wohnungsneubau: Berlin könnte auf die Quasselrunden gut verzichten

Der Wohnungsbau in der Hauptstadt stockt aufgrund diverser Abstimmungsschleifen. Da helfen weder Bündnisse noch Gebete.

Ein Kommentar von Reinhart Bünger

Die Adler Group macht also den Abflug aus dem „Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“. Finanziell gesehen steht das Unternehmen mit dem Rücken zu Wand. Es kann die Zusage nicht halten, die Mieterhöhungen auf maximal elf Prozent in drei Jahren zu begrenzen. Versprochen, gebrochen. So what? Es gibt größere Probleme.

Der Vorgang zeigt zweierlei: Dieses Bündnis kann nicht am Markt vorbei agieren. Man darf also gespannt sein, wann es bei der Vonovia – noch Teilnehmer – so weit ist, dass ein weiterer Kandidat schwach wird. Überdies wird deutlich, dass dieses Bündnis nicht vor dem Aus steht, sondern von Berlins Ex-Regierender Franziska Giffey (SPD) bereits ins Abseits manövriert wurde, ehe die erste Sitzung stattfand.

Dabei sollte es in Berlin – nach diesen langen Jahren der Lethargie im Wohnungsneubau – endlich weniger um Show als um Business gehen. Was eigentlich hindert das Land Berlin, mit privaten Akteuren (dazu zählen auch Genossenschaften!) verbindliche Ziele im Wohnungsbau zu vereinbaren? Klare Sollzahlen könnten das sein, mit einer Förderung: Apartments für Studenten, WBS-Wohnungen für finanziell schlecht gestellte Singles und Wohnungen für Familien? Deal?

Wenn eine Kooperationsvereinbarung mit den landeseigenen Wohnungs(bau)gesellschaften gelingt, sollte dies auch auf der privaten Ebene möglich sein. Vorausgesetzt, die Verwaltung spielt mit. Tut sie das – zum Beispiel beim Wohnungsbauprojekt des Möbel-Milliardärs Kurt Krieger („Pankower Tor“)?

Horcht man in das Bündnis hinein, kann einem angst und bange werden um eine Stadt, die auch noch stolz ist auf ihre verranzten „Lost Places“ – den immer stärker verfallenden Altbauten im Berliner Besitz (Bogensee!). Eine Verwaltungsreform, mit ihren Stichworten Digitalisierung und Dynamik, traut kaum einer der Bündnispartner dem Senat zu. Berlin sollte sich ehrlich machen. Die Hauptstadt könnte auf Quasselrunden mit diversen Abstimmungsschleifen gut verzichten – zugunsten konzentrierter Entscheider, die Prioritäten setzen können.

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