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Die Berliner Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt.

© Foto: IMAGO/Christian Kielmann

Städtebauliche Visionen für das Berlin von morgen: Eine neue IBA braucht das Land

Wie kann Berlin die akute Wohnungsnot bekämpfen und zugleich Konzepte für die Stadt der Zukunft entwickeln? Eine neue Internationale Bauausstellung wäre eine Möglichkeit.

Ein Kommentar von Bernhard Schulz

Eine IBA ist so etwas wie die Wundertüte des Bausektors. Legendär wurde die damals noch „Interbau“ gekürzelte Internationale Bauausstellung des Jahres 1957. Sie brachte die Architektur der (westlichen) Moderne ins kriegszerstörte Berlin.
Eine zweite IBA, ursprünglich auf das Jahr 1984 hin angelegt, entstand nicht mehr aus ungebrochenem Aufbau-Optimismus, sondern in kritischer Reaktion auf die festgefahrene Baupolitik, die ganz auf Trabantensiedlungen an den Rändern der Halb-Stadt gesetzt hatte. Es gab eine IBA-Neu, die bewirtschaftete die Brachflächen der Südlichen Friedrichstadt, und eine IBA-Alt, die die Sanierung des hinteren Kreuzberg bewerkstelligte.

Das liegt nun auch schon Jahrzehnte zurück. Seither fiel die Mauer, vereinigten sich die beiden Stadthälften, und es wurde noch und nöcher gebaut. Aber mit der zuletzt dramatisch anschwellenden Wohnungsnot verfestigt sich der Eindruck, dass die Berliner Baupolitik der Problemlage grundsätzlich nicht mehr gewachsen ist. Da verspricht eine neue IBA Abhilfe, frei von den Restriktionen des Bauens im mehrstufig verwalteten Berlin.

Viele Themen drängen sich auf

Seit die angesehene Architektin Petra Kahlfeldt das Amt der Senatsbaudirektorin versieht, vernimmt man das Kürzel IBA immer häufiger. Nun hat sie es selbst ausdrücklich lanciert, abgestützt durch einen Passus im Koalitionsvertrag von CDU und SPD. Der Zeithorizont ist großzügig; erst gegen 2032 erst könnten gebaute Resultate zu sehen sein. An Themen mangelt es Kahlfeldt nicht: „Das sind Klimawandel, demografische Entwicklung, Energiekrise, fordernde Zivilgesellschaft, Digitalisierung, Migration“. Vielleicht ein bisschen viel?

Bauen ist nicht die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme. Bauen ist zuvörderst die Antwort auf konkreten Bedarf, an Wohnraum, Schulraum, Arbeitsflächen. Die Vorgänger-IBAs waren erfolgreich, weil sie Antworten auf konkrete Bedürfnisse boten, nicht durchweg ideal. Aber Anschauung, zum vergleichen, kritisieren, besser machen. Genau das brauchen wir heute wieder. Möge also die IBA 2032 in Gang gesetzt werden, mit eher leichtem Aufgaben-Gepäck, dafür mit dem Elan, der das legendäre Vorbild von 1957 zu dem Erfolg gemacht hat, der bis heute anhält.

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