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Hans Schüssler (Joachim Król, li.) gerät in brenzlige Situationen.

© ZDF/Hannes Hubach

ZDF-Thriller „Blutholz“: Vermisst in Europas bedrohtem Urwald

Joachim Król und Désirée Nosbusch stehen im Zentrum eines vielschichtigen ZDF-Films, der mindestens die Länge einer Mini-Serie verdient hätte.

Der ZDF-Film „Blutholz“ (am 15. Mai um 20.15 Uhr im ZDF, bereits jetzt in der ZDF-Mediathek) mit Joachim Król als abgehalftertem Elite-Soldat Hans Schüssler, der in seiner alten Heimat in den siebenbürgisch-rumänischen Karpaten den vermissten Manager eines deutschen Holzkonzerns aufspüren soll, erzählt nicht nur eine große Geschichte, sondern gleich mehrere. Zudem hat er ein noch größeres Anliegen.

Schüssler, Nachfahre der Siebenbürger Sachsen, ist ein in die Jahre gekommener Soldat, der sich auf die Suche nach vermissten Personen in Afrika spezialisiert hatte, nachdem er seine alte Heimat vor vielen Jahren verlassen musste. Zurück in Rumänien trifft er unerwartet auf seine Jugendliebe Silvia Dancu (Désirée Nosbusch).

Die Staatsanwältin kandidiert gerade für das Amt der Bürgermeisterin des einst vom Deutschritterorden gegründeten Ortes Kronstadt/Brasov. Vor Jahren bildeten Hans, Silvia und Christian ein Trio, das sich mit subversiven Aktionen gegen die Kommunisten auflehnte. Vor allem Christian hat dafür einen hohen Preis gezahlt.

Schüssler arbeitet bei der Suche nach dem vermissten Holzmanager mit der jungen Anwältin Katja Schöne (Alina Levshin) zusammen, die jedoch ganz andere Ziele zu verfolgen scheint. Anders als die Ehefrau von Manager Baumann, die sich offenbar als einzige wirklich um das Schicksal ihres Mannes und Vater ihrer Tochter sorgt. Was man vom väterlichen Freund der Familie namens Rednic (Geo Dobre) und Baumanns Arbeitgeber Gerd Sasse (Alexander Beyer) nicht behaupten kann.

Versuche nicht, diese Geschichte zu verstehen. Denn im Augenblick, wo du sie verstehst, wirst du verrückt.

Der Vater von Hans Schüsslers Jugendfreund Christian. 

Noch komplexer als dieser Plot ist der Hintergrund, vor dem die Erzählung ausgebreitet wird. Die Idee für das Filmprojekt entstand vor neun Jahren, als der Siebenbürger Sachse Klaus Johannis zum rumänischen Präsidenten gewählt wurde.

Produzent Martin Lehwald schlug dem ZDF damals einen Film vor, in dem das osteuropäische Land nicht nur als landschaftlich imposante Kulisse eingesetzt wird. Vielmehr sollte ein aktuelles und brisantes Thema verhandelt werden. Der mit mafiösen Mitteln betriebene Raubbau an Europas letztem Urwald bot sich da geradezu an, zumal das Thema langsam ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerät. Aber auch das Leben der Roma und verbliebenen Rumäniendeutschen wird thematisiert.

Zusammen mit der kriminalistischen Handlung öffnete sich dadurch für Alexander Buresch (Buch) und Torsten C. Fischer (Buch und Regie) quasi ein kaum entdecktes Land mit beinahe unendlichen dramaturgischen Möglichkeiten.

Wem kann man glauben, wem vertrauen? Welche Macht haben die ehemals Mächtigen weiterhin? Es geht um Loyalität und Liebe, Profitgier und Verrat, hehre Ziele und Korruption. Alles liegt sehr dicht beieinander. Mit Joachim Król und Désirée Nosbusch konnte der Film zudem von zwei äußerst wandlungsfähigen Darstellern profitieren.

Als Fernsehfilm verhebt sich „Blutholz“ jedoch an der schier unlösbaren Aufgabe, neben einer so vielschichtigen Geschichte ein dermaßen komplexes Thema in 90 Minuten erzählen zu wollen. Erst vergeht beinahe eine Stunde, bis der Hintergrund komplett ausgerollt wurde, dann muss es ganz schnell gehen. Dabei hätte es mehr als genügend Stoff mindestens für eine Mini-Serie gegeben. So aber lässt der Film viele Möglichkeiten, weiter in die Tiefe zu gehen und den Figuren Zeit zur Entwicklung zu geben, auf den unbefestigten Waldwegen der Karpaten liegen.

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