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Daniel Barenboim, hier 2019 als damaliger Generalmusikdirektor der Staatskapelle Berlin und der Berliner Staatsoper, bei einer Pressekonferenz in der Staatsoper.

© dpa/Annette Riedl

Staatsoper Berlin: Wer folgt auf Daniel Barenboim?

Barenboim muss gesundheitsbedingt weitere Auftritte absagen. Die Diskussion um sein Erbe ist im vollen Gange. Drei Namen klingen dabei besonders verheißungsvoll.

Ein Kommentar von Frederik Hanssen

Ende des Monats wird er zwei Konzerte seiner Berliner Staatskapelle dirigieren, mit Musik von Hector Berlioz und Cecilia Bartoli als Solistin. Aber alle Musiktheateraktivitäten Unter den Linden hat Daniel Barenboim bis auf weiteres abgesagt: Die „Carmen“-Wiederaufnahme leitet statt seiner Bertrand de Billy, Staatskapellmeister Thomas Guggeis übernimmt „Samson und Dalila“ und wird auch beim „Ring des Nibelungen“ zu Ostern im Graben stehen.

Seit dem 31. Januar ist Daniel Barenboim nicht mehr Generalmusikdirektor des Hauses – und doch wird auch künftig jeder Abend, den er dort dirigieren mag, beim Publikum hochwillkommen sein. Wer aber soll den prestigereichen Posten nun übernehmen? Die Diskussion darüber ist bereits in vollem Gange.

Drei Qualifikationen muss die Neue oder der Neue mitbringen

Drei Qualifikationen sollten der Nachfolger oder die Nachfolgerin mitbringen, damit es an der Staatsoper zu einem wirklichen Neuanfang kommen kann: Er oder sie sollte eine Generation jünger sein als der 80-jährige Maestro, eine ausgewiesene Eignung als Teamplayer mitbringen und zudem ein Repertoire pflegen, das sich deutlich von Barenboims Vorlieben abhebt.

Der als Wagner-Interpret unvergleichliche Christian Thielemann wäre unter diesen Voraussetzungen gleich doppelt aus dem Rennen. Die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv, deren Namen der RBB-Opernspezialist Kai Luehrs-Kaiser in die Diskussion eingebracht hat, wäre zweifellos eine spektakuläre Wahl. Mit Antonio Pappano, dem langjährigen Musikchef am Londoner Royal Oper House Covent Garden, würde man auf Nummer sicher gehen.  

Mein Favorit aber ist Tugan Sokhiev. Er hat als Chef des Deutschen Symphonie-Orchesters seine Klangzauberer-Fähigkeiten unter Beweis gestellt, und wird darum auch von den Berliner Philharmonikern regelmäßig eingeladen. Vor allem aber ist er ein ausgewiesener Musiktheater-Mann – der seine Jobs am Theatre du Capitole de Toulouse und am Moskauer Bolschoi Theater nolens volens nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs niedergelegt hat.

Ganz ähnlich war die Situation 1992 übrigens auch beim Coup mit Daniel Barenboim: Weil er an der Pariser Oper rausgeflogen war, hatte der Stardirigent plötzlich ganz viel Zeit – und ließ sich nach Berlin locken.

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