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Kulturstaatsministerin Claudia Roth im Rampenlicht auf dem roten Teppich der Berlinale 2022

© imago images/Pacific Press Agency

Filmfestspiele mit Party, Krieg und Krisen: Claudia Roth gibt Kabinettsmitgliedern Filmtipps für die Berlinale

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat den Mitgliedern der Bundesregierung Filmtipps zukommen lassen – auch Kanzler Olaf Scholz. Ein Thema kommt ihr auf der Berlinale jedoch zu kurz.

Zur Berlinale haben die Mitglieder der Bundesregierung Tipps für Besuche bei den Filmfestspielen bekommen. „Ich habe allen Kabinettsmitgliedern einen Brief geschickt mit Empfehlungen“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth der Nachrichtenagentur dpa. Die Berlinale beginnt am Donnerstag. Sie zählt neben Cannes und Venedig zu den großen internationalen Filmfestivals.

Bundeskanzler Olaf Scholz bekam gleich eine ganze Reihe von Hinweisen, welche Filme für ihn interessant sein könnten. „Kanzler Scholz hat Empfehlungen bekommen zur Eröffnung, für „Superpower“ von Sean Penn, für „Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste“ von Margarethe von Trotta, „Die Fabelmans“ von Steven Spielberg, „Der vermessene Mensch“ von Lars Kraume, „Roter Himmel“ von Christian Petzold, „Tár“ von Todd Field und für „Loriots große Trickfilmrevue““, zählte Roth auf. Unklar ist angesichts des vollen Terminkalenders, ob und welche Filme Scholz anschauen kann.

Auch aus der eigenen Berlinale-Planung nannte Roth einige Beispiele. „Ich freue mich natürlich sehr auf die Eröffnung.“ Am Donnerstag beginnen die Festspiele mit der US-Komödie „She Came to Me“ von Regisseurin Rebecca Miller. Auch den Ukraine-Film „Superpower“ von Hollywoodstar Sean Penn hat sich Roth vorgenommen. „Ich möchte gern auch iranische und ukrainische Filme sehen“, sagte Roth.

Zudem finden sich andere große Namen auf ihrer Filmliste. „Margarethe von Trotta natürlich, Nina Hoss, Cate Blanchett. Und Helen Mirren mit „Golda““, berichtete sie. Auch „Roter Himmel“ von Christian Petzold will Roth im Rennen um den Goldenen und die Silberne Bären sehen. „Ich versuche, in die Wettbewerbsfilme zu gehen, so oft ich kann.“

Steven Spielberg erhält während der Festspiele einen Ehrenbären für sein Lebenswerk. „Mein Lieblingsfilm von Steven Spielberg ist „Schindlers Liste““, sagte Roth. „Mietek Pemper, der die Liste geschrieben hat, war Augsburger Ehrenbürger. Ich komme ja aus Augsburg und habe ihn noch kennengelernt.“

Auch der Nachwuchs lockt die Politikerin: „Und dann sind da noch die Shootingstars, denen möchte ich gerne gratulieren.“

Berlinale – mit Party, Krieg und Krisen

Die Filmfestspiele stehen aus Sicht von Claudia Roth auch für einen Blick auf aktuelle Krisen weltweit. „Es wird sich wieder zeigen, was die Berlinale auszeichnet: Dass es ein sehr politisches Festival ist“, sagte die Grünen-Politikerin. „In dieser Situation muss ein Filmfestival auch auf den Angriffskrieg Russlands eingehen. Insofern werden die Ukraine, ukrainische Filme und Filmemacher eine wichtige Rolle spielen“, sagte Roth.

Beim Thema Klimawandel jedoch klafft aus Sicht von Roth eine Lücke. „Wir wollen Räume schaffen, um nachzudenken darüber, was Nachhaltigkeit ist. Was sind Formen, dieses Thema auch künstlerisch umzusetzen, bei dem oft nicht einfach zu verstehen ist, was da eigentlich passiert, dass es wirklich eine Überlebensfrage ist“, sagte sie. „Wie gehe ich mit dieser Realität künstlerisch um? Es ist ja nicht so, dass das Künstler und Künstlerinnen nicht bewegt. Aber ich finde, es sind insgesamt noch zu wenige Filme, die sich mit dieser so wichtigen Frage beschäftigen. Auch da wollen wir etwas tun.“

Eine mit Glitzer und Feiern verbundene Berlinale hat für Roth auch in Zeiten von Krieg und Katastrophen ihre Berechtigung. „Es ist sehr wichtig, dass die Berlinale stattfindet, aber man darf die aktuellen Ereignisse nicht ausblenden, im Gegenteil“, sagte sie. „Das ist auch unser Erdbeben in der Türkei und Syrien, das betrifft direkt sehr viele Deutsche, die Familie und Freunde in der Region haben. Diese furchtbare Katastrophe, wie auch der brutale Krieg gegen die Ukraine und die Menschenrechtsverbrechen im Iran, wird im Hinterkopf mit dabei sein. Auch bei den Feiern, die es bei der Berlinale auch gibt.“

12,9
Millionen Euro Förderung kommen von der Bundesregierung

Die Berlinale kann weiter mit ausreichend Finanzierung rechnen. „Dieses Festival ist eine der wichtigsten Kulturveranstaltungen in unserem Land“, sagte sie. „Wir können es uns gar nicht leisten, die Berlinale nicht glänzen zu lassen.“ In diesem Jahr hatte der Bund wegen außergewöhnlicher Krisen über die Regelförderung von 10,7 Millionen Euro hinaus einmalig 2,2 Millionen Euro zugesichert.

Gleichzeitig erinnerte Roth an die angespannte Finanzlage. „Die Haushaltsverhandlungen werden in diesem Jahr für alle Ressorts nicht leicht werden, auch nicht für den Kulturbereich“, sagte sie.

Leicht tut sich Roth auch nicht in der Diskussion um ein Filmhaus für Deutschland. Aber: „Je länger ich in diesem Amt bin, je größer die Krisen zu werden drohen, desto mehr glaube ich, man muss es sich leisten, Kunst und Kultur ihren Raum zu geben und sie als Ort zu begreifen. Als Mittel, dass Demokratie oder Regieren nicht statisch werden, sondern die Demokratie in Bewegung bleibt“, sagte Roth. „Wenn wir wollen, dass Deutschland ein wichtiger Filmstandort ist, wo großartige Filme produziert werden, wo auch neue ästhetische Formen möglich sind, wo wir mit unserem Erbe entsprechend umgehen, brauchen wir ein Haus des Films.“

Für Berlin gibt es entsprechende Überlegungen, auch ein bundeseigenes Gelände ist schon im Blick. „Mit der Stiftung Kinemathek, der Berlinale, Vision Kino kann ein Zentrum entstehen. Im Umfeld des Gropius Baus wäre eine mögliche geeignete Fläche.“

Eine zeitliche Perspektive ist noch offen. „Das ist nichts, dass sich bis übermorgen realisieren lässt, aber je schneller wir so einen Leuchtturm für den Film im Zentrum von Berlin haben, desto besser.“ (dpa)

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