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Dieter Nuhr ließ am Donnerstagabend Jan Böhmermann unerwähnt.

© dpa/Henning Kaiser

„Nuhr im Ersten“: „Wir beschäftigen uns mit den wirklich wichtigen Dingen – also nicht mit mir“

Der Comedian schießt in der ARD nicht gegen das „ZDF Magazin Royale“ zurück. Etwas radikal Böses boten er und seine Gäste auch nicht an.

Es lag Spannung in der Luft. Gibt es den Konter bei „Nuhr im Ersten“ auf „Nuhr im Zweiten“? Nein, gab es nicht. Der attackierte Dieter Nuhr erwähnte Jan Böhmermann mit keiner Silbe. Sein Entrée „Wir beschäftigen uns mit den wirklich wichtigen Dingen der Woche – also nicht mit mir!“ wurde vom Studiopublikum laut bejubelt.

Eher „heute-show“

Was dann in 45 Minuten am Donnerstagabend in der ARD folgte, war mehr „heute-show“ als spitzzüngige Comedy oder gar scharf gewürztes Kabarett. Nuhr nutzte wiederholt eingeblendete Zeitungs-Headlines zur Kommentierung. Die Bahn bekam natürlich ihr Fett weg, die Beschwerden von Bundeswehrsoldaten über mangelnde Logistik führte Nuhr zu der Frage, ob sie demnächst nur mit Gigabyte-Anschluss in die Schützengräben wollten.

Natürlich vergaß er die Öko-Bewegten, vulgo: Neo-Spießer, nicht. Lieber wolle er von Daniel Düsentrieb als von Robert Habeck regiert werden. Eine Grafik mit den Emissionen verschiedener Länder mit China an der Spitze verband er mit der Forderung an „Fridays for Future“, lieber in Beijing oder Shanghai zu demonstrieren als in deutschen Städten.

Alles Ansichtssache und an keiner Stelle eine Entgleisung, Diffamierung, verbale Körperverletzung. Dieter Nuhr blieb in seinem gewohnten Kosmos. Die Böhmermänner hätten echte Probleme, etwas radikal Böses im Nuhr-Auftritt zu entdecken.

Auch seine Gäste hielten sich mehr mit alltäglichen Unzulänglichkeiten und dem Irrwitz des Alltags auf. Frank Lüdecke übte sich in mildem Berlin-Bashing, seine Hertha-Kolumnen im Tagesspiegel sind origineller. Johann König brachte Boxspringbetten und SUVs in einen Zusammenhang und berichtete dann, was passiert, wenn man Nachbarn eine Pizzabox mit Hundekot in den Briefkasten stopft. Matthias Tretter verlor sich dann zwischen Menopause und Menstruation, der Neuling bei „Nuhr im Ersten“ darf, nein, muss deutlich zulegen.

Schließlich Lisa Eckhart, die Österreicherin. Sie erkannte in Monika Gruber und anderen Kabarettistinnen tatsächlich Torsten Sträter mit blonder Perücke, keine schlechte Sottise. Dann: Als kleines Mädchen wollte sie Papst werden. Sie mochte Latein, weiße Kleider und Jungs. Ostern wurde mit Weihnachten verglichen. So ging es dahin. Na ja.

Nur eine Spekulation: Hat der verantwortliche Rundfunk Berlin-Brandenburg Nuhr & Co. angehalten, kein Öl ins Böhmermann-Feuer zu schütten? Absage an ein Comedy-Battle?

Große Zugkraft

Weder der Sender noch sein Protagonist müssen um die Zugkraft von „Nuhr im Ersten“ fürchten. Das Studiopublikum huldigte seinem „King of Comedy“ mit nicht enden wollendem Applaus. Nuhr spricht aus, was seine Fans denken (nicht anders übrigens beim „ZDF Magazin Royale“).

Im Finale hatte Dieter Nuhr eine gute und eine schlechte Nachricht für seine Anhängerinnen und Anhänger parat. „Nuhr im Ersten“ kommt wieder – aber erst im Juni. Ob Jan Böhmermann in diese Lücke springen wird?

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