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21.08.2023, Griechenland, Avantas: Das Feuer verbrennt ein Haus im Dorf in der Nähe der Stadt Alexandroupolis in der nordöstlichen Region Evros.

© dpa/Achilleas Chiras

Update

Waldbrände in Europa und der Welt: 18 Leichen in Griechenland entdeckt

In Griechenland ist die Lage wegen starker Winde äußerst angespannt. Im Nordosten wurden 18 Leichen gefunden. Die Feuerwehr vermutet, dass es tote Migranten sind. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Nach den verheerenden Waldbränden auf Hawaii mit mindestens 114 Toten kämpfen Einsatzkräfte in mehreren Ländern weiter gegen heftige Feuer.

Halbwegs Kontrolle auf der kanarischen Insel Teneriffa und in Kanada, neue Sorgen in Griechenland: In den aktuell größten Waldbrandgebieten gibt es auch am Dienstag noch keine Entwarnung. Es folgt der Überblick.

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Griechenland: Die Lage ist angespannt

In der Nacht auf Dienstag haben Feuerwehrleute und Anwohner vielerorts in Griechenland erneut verzweifelt versucht, Häuser und Ortschaften vor gewaltigen Bränden zu retten. Besonders angespannt ist die Situation im Nordosten des Landes: Fernsehbilder zeigten, wie die Menschen in den Vororten der Hafenstadt Alexandroupolis um ihre Häuser kämpften. Das Universitätskrankenhaus sowie zahlreiche umliegende Ortschaften der Stadt wurden evakuiert.

In Alexandroupolis verbrennt ein Baum.
In Alexandroupolis verbrennt ein Baum.

© Reuters/Alexandros Avramidis

Aber auch auf den Inseln Euböa und Kythnos sowie westlich von Athen und nahe der nordgriechischen Hafenstadt Kavala toben große Feuer. Der weitaus größte Brandherd liegt im Nationalpark Dadia weit im Nordosten des Landes nahe der Grenze zur Türkei. Dort wehten starke bis stürmische Winde und heizten die Flammen an.

18 Leichen entdeckt

Bei den Waldbränden im Nordosten Griechenlands sind offenbar 18 Migranten ums Leben gekommen. Die Todesopfer seien am Dienstag in der Region des Nationalparks von Dadia nahe der Grenze zur Türkei entdeckt worden, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit.

Da niemand vermisst wird, gehen wir davon aus, dass es sich um illegale Einwanderer handelt“, sagte Feuerwehrsprecher Giannis Artopoios dem griechischen Staatssender ERT.

Im Waldgebiet von Dadia verstecken sich immer wieder Migranten, die illegal aus der Türkei über den Grenzfluss Evros nach Griechenland eingereist sind. Wie viele Menschen sich dort aufhalten und gefährdet sein könnten, ist völlig unklar.

Die Rauchschwaden der gewaltigen Brandherde von Dadia sind so groß, dass der Qualm noch viele Hundert Kilometer entfernt deutlich zu sehen und zu riechen ist. So wurden die Bewohner und Touristen auf den mehr als 500 Kilometer westlich entfernten Inseln Ithaka und Kefalonia im Ionischen Meer am Dienstagmorgen von Rauchwolken und Gestank geweckt, der Himmel war verdunkelt. Satellitenbilder zeigten, dass die Schwaden sogar Italien erreichen könnten, wenn der Wind entsprechend weht.

Ein Feuer nahe einem Krankenhaus in Alexandroupolis.
Ein Feuer nahe einem Krankenhaus in Alexandroupolis.

© REUTERS/ALEXANDROS AVRAMIDIS

In Alexandroupolis sind mittlerweile viele Menschen aus den evakuierten Gegenden angekommen und müssen untergebracht werden. Einige der rund 175 Patienten des evakuierten Universitätskrankenhauses wurden auf einer Fähre untergebracht, schwere Fälle auch in Krankenhäuser anderer Städte verlegt, wie der Nachrichtensender Skai berichtete.

Wasser- und Stromausfälle

Eine albtraumhafte Nacht verbrachten auch die Menschen der Orte Nea Artaki und Psachna auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa. Dort tobte auf einem Berg ein großer Brand, der die Ortschaften bedrohte. Das Industriegebiet von Nea Artaki und andere Siedlungen mussten evakuiert werden. Es seien Häuser und Ställe abgebrannt, berichteten griechische Medien; vielerorts fielen Wasser und Strom aus, weil Strommasten verbrannten und die Leitungen mit sich rissen.

Ähnlich sah es auf der Insel Kythnos aus, wo es seit Montag an zwei Fronten brennt und die Flammen noch nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Vier Siedlungen wurden dort bislang evakuiert, noch sei das Feuer aber nicht an die Häuser gelangt. Auch Hotels seien nicht bedroht, sagte der Bürgermeister der Insel gegenüber Journalisten.

Feuer in Aspropyrgos

15 Kilometer westlich von Athen brach am Dienstagmorgen ein Brand in der Gemeinde Aspropyrgos aus. Auch dort herrschten starke Winde. Drei Löschhubschrauber und 27 Löschzüge waren im Einsatz, um die Flammen zu bekämpfen. 

In Aspropyrgos gibt es kaum Vegetation, dafür aber große Müllhalden, Industriehallen und Berge von Autoreifen, die Feuer fingen. Gegenüber dem Staatssender ERT kritisierte der Bürgermeister der Gemeinde, Nikos Meletiou, dass der Ort für den Müll der Hauptstadt Athen herhalten müsse und die Situation auch aufgrund der Armut in Aspropyrgos extrem schwierig sei.

Ein Teil der Gegend wurde vorsorglich evakuiert und umliegende Straßen wurden gesperrt. Die Menschen in nahe gelegenen Ortschaften wurden vom Zivilschutz aufgerufen, die Fenster geschlossen zu halten und nicht aus dem Haus zu gehen. 

Dort wie auch für den Waldbrand von Dadia gehen die Behörden von Brandstiftung aus, wobei mutmaßliche Täter noch nicht festgestellt wurden.

Ein Schäfer kam ums Leben

Allerdings waren beispielsweise am Montag in Dadia binnen zwei Stunden zwölf Feuer ausgebrochen, was als Indiz für Brandstiftung gilt. In der Region Böotien westlich von Athen brennt es bereits seit Sonntagnacht – dort war am Montag ein Schäfer ums Leben gekommen, der versucht hatte, seine Tiere vor den Flammen zu retten und vermutlich an einer Rauchvergiftung starb, wie die Feuerwehr mitteilte.

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Die weiteren Aussichten für die Entwicklung der Brände waren am Dienstag denkbar schlecht: Für fast ganz Griechenland warnte der Zivilschutz vor sehr hoher bis extrem hoher Waldbrandgefahr. Problematisch sind vor allem die starken Winde und mancherorts auch Sturmböen, die die Flammen vor sich her treiben und die Feuerfronten ausweiten. Sie machen die Löscharbeiten fast unmöglich und für die Löschhubschrauber und -flugzeuge zudem sehr gefährlich.

Waldbrände auf Teneriffa

Auf der bei Urlaubern beliebten spanischen Kanareninsel Teneriffa brennt es weiter. Unter Kontrolle seien die Brände bislang zwar nicht, die Feuerwehr habe sie jedoch stabilisieren können, sagte der kanarische Regierungschef Fernando Clavijo. Man setzt auf sinkende Temperaturen und weniger Wind, wie es von Meteorologen angekündigt wurde. 

Das Leiden auf Teneriffa ist groß: „Wir sind in Panik geraten (...) das ist für uns Canarios eine Katastrophe“, sagte der Rentner Antonio Jiménez der regionalen Digitalzeitung „CanariasAhora“.

Anwohner auf der Insel Teneriffa versuchen ihre Häuser im Dorf Benijos zu erreichen, während die Polizei das Gebiet abriegelt.
Anwohner auf der Insel Teneriffa versuchen ihre Häuser im Dorf Benijos zu erreichen, während die Polizei das Gebiet abriegelt.

© picture alliance/dpa/AP

Nach amtlicher Schätzung waren es bis Sonntag rund 13.000 Menschen auf Teneriffa, die dem Evakuierungsaufruf der Behörden in den betroffenen Gebieten im Norden und Nordosten folgten.

Genau weiß man es aber nicht, denn die große Mehrheit geht nicht zu den eigens vor allem in Turnhallen eingerichteten Notunterkünften, sondern zu Freunden und Verwandten. In den touristischen Gebieten herrsche derweil Normalität, hieß es. Die Polizei sieht Brandstiftung als Ursache inzwischen als erwiesen an.

„Das Schlimmste ist vorbei“, sagte am Montag der kanarische Regierungschef Fernando Clavijo. Noch könne man zwar nicht behaupten, dass das Feuer unter Kontrolle sei. Aber man sei dabei, es „an allen Fronten zu stabilisieren“, betonte Clavijo. Man hoffe, dass viele der Evakuierten bereits am Montag in ihre Häuser im betroffenen Norden und Nordosten der Insel zurückkehren können.

Er sprach von einem der schlimmsten Brände auf der Insel in den vergangenen 40 Jahren. Bei der Brandbekämpfung werden bis zu 300 Einsatzkräfte gleichzeitig sowie 24 Löschflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt.

Das schwer zugängliche Gelände, die widrigen Wetterbedingungen mit extremer Trockenheit, Hitze von bis zu 34 Grad und starken Winden sowie die starke Rauchentwicklung erschwerten die Löscharbeiten. Am Montagmorgen wurde jedoch bekannt, dass Fortschritte erzielt wurden. „Das Potenzial des Feuers nimmt ab“, wurde der Chef für die Feuerbekämpfung, Federico Grillo, von der Regionalzeitung „El Día“ zitiert. 

18.000
Fußballfelder: So groß ist die vom Waldbrand betroffene Fläche auf Teneriffa.

Betroffen ist den Behörden zufolge eine Fläche von gut 12.800 Hektar, was in etwa der Größe von 18.000 Fußballfeldern entspricht.

Anwohner beobachten im äußersten Nordosten Griechenlands einen Waldbrand.
Anwohner beobachten im äußersten Nordosten Griechenlands einen Waldbrand.

© picture alliance/dpa/InTime News/AP

Waldbrand in Bulgarien

Im Südosten Bulgariens bekämpften Feuerwehrleute einen großen Flächen- und Waldbrand. Betroffen sind 1000 Hektar, wie bulgarische Medien am Montag berichteten. Das ist in etwa die Fläche von 1400 Fußballfeldern.

Davon sind demnach 600 Hektar Wald. In der Gemeinde Swilengrad wurde der Notstand ausgerufen. Die Löscharbeiten in dieser schwer zugänglichen Gegend wurden von der Hitze und vielen Windböen erschwert. Menschen sollen nicht verletzt worden sein.

In zwei Dörfern seien einem Bericht des Staatsradios zufolge zwei Häuser und Agrargebäude niedergebrannt. In der Region Burgas weiter nördlich habe ein Brand 20 Hektar Wald vernichtet. In den kommenden Tagen bleibe die Brandgefahr extrem groß, warnte Bulgariens Institut für Meteorologie und Hydrologie.

Kanada: 41.000 Hektar von Waldbränden betroffen

Kontrolle, aber keine Entwarnung bei den Bränden im Süden der kanadischen Provinz British Columbia. Mindestens 50 Gebäude wurden in den vergangenen Tagen zerstört, sagte der örtliche Ministerpräsident David Eby am Montag – die Zahlen könnten aber noch steigen.

„Man kann davon ausgehen, dass es sich bei den meisten, wenn nicht allen dieser Gebäude um Wohnhäuser handelt“, so Eby. Die Lage hatte sich wegen des Einsatzes vieler Rettungskräfte vor allem bei der Stadt West Kelowna zuletzt aber etwas entspannt.

Zudem hoffen Anwohner und Behörden auf für Dienstag vorhergesagten Regen. Kanada kämpft bereits seit Monaten gegen Waldbrände in mehreren Teilen des Landes. Zehntausende Menschen haben in mehreren betroffenen Gebieten in British Columbia und den Northwest Territories bereits ihre Häuser verlassen müssen.

Auch die Luftqualität nahm rapide ab. Mittlerweile wird dort auch das Militär eingesetzt, um die Brandbekämpfung logistisch zu unterstützen. 

In der kanadischen Provinz British Columbia vereinten sich zwei Brände bis Samstagabend zu einem Feuer der Größe von mehr als 41.000 Hektar.

Betroffen war die Region um den See Shuswap Lake im Süden der Provinz. Auf Bildern des Senders CBC waren im Ort Scotch Creek zerstörte Häuser und ausgebrannte Autos zu sehen.

Offizielle Angaben zu den Schäden gab es zunächst nicht. In der gesamten Provinz galten Anordnungen, dass etwa 35.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden sollen, wie der lokale Premierminister David Eby mitteilte.

Das McDougall Creek-Wildfeuer in Kanada brennt am Freitag an einem Berghang oberhalb eines Hauses in West Kelowna.
Das McDougall Creek-Wildfeuer in Kanada brennt am Freitag an einem Berghang oberhalb eines Hauses in West Kelowna.

© picture alliance/dpa/Canadian Press via ZUMA Press

Touristische Reisen in den betroffenen Gebieten wurden untersagt, damit die Unterkünfte für Einsatzkräfte und Evakuierte frei bleiben. Derweil wurden weitere Löschtrupps und Werkzeuge zur Verfügung gestellt, die vor allem Häuser in der Stadt West Kelowna vor dem Niederbrennen schützen sollen.

Das sogenannte McDougall Creek Fire dort erstreckte sich nach Schätzungen der Behörden am Sonntag über eine Fläche von 11.000 Hektar. Der Brand hatte sich in seiner Größe seit Freitag mehr als verzehnfacht. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, mehrere Gebäude wurden zerstört.

Waldbrände sind in vielen Regionen Kanadas üblich. Derzeit erlebt man aber die schlimmste bekannte Saison in der Geschichte des Landes. Experten sehen die extremen Feuer auch als Folge der Klimakrise, die unter anderem zu ausgetrockneten Böden geführt habe. (dpa/AFP)

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