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Syrer bestatten bei an einer Trauerfeier Kämpfer der von der Türkei unterstützten islamistischen Miliz Failak al-Scham, die im Nordwesten Syriens getötet wurden.

© picture alliance/dpa

Unruhen in Syrien: Im Osten sterben nach Kämpfen neun Menschen – im Süden des Landes wird protestiert

Neun Menschen wurden bei gewaltsamen Zusammenstößen von arabischen Stämmen und der SDF-Miliz getötet. Im Süden des Landes wird derweil offen gegen Machthaber Assad protestiert.

Bei gewaltsamen Zusammenstößen im Osten Syriens sind Menschenrechtsaktivisten zufolge mindestens neun Menschen getötet worden.

Bewaffnete Kämpfer örtlicher arabischer Stämme hätten Kontrollpunkte der von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) angegriffen, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Beide Seiten hatten einst zusammen gegen den Islamischen Staat (IS) in Syrien gekämpft.

Aufseiten der arabischen Stämme starben den Angaben nach mindestens sechs Menschen, aufseiten der SDF drei. Vorausgegangen war die mutmaßliche Festnahme des Vorsitzenden des Militärrats von Dair al-Saur und weiterer Stammesmitglieder durch die SDF.

Kurdischen Aktivisten zufolge werden sie verdächtigt, für die Türkei und die syrische Regierung spioniert zu haben. Von der SDF gab es zunächst keine Bestätigung für die Festnahmen.

IS könnte in Syrien erstarken

Die andauernden Kämpfe zwischen früheren Verbündeten könnten den IS in der Region wieder erstarken lassen, warnte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman.

Die von Kurdenmilizen angeführten SDF sind im Kampf gegen islamistische Terroristen in Syrien ein enger Verbündeter der USA. Die Türkei wiederum geht militärisch gegen die SDF vor.

Im Süden Syriens: Proteste gegen Assad

Währen sich im Osten des Landes bewaffnete Milizen gegenseitig bekämpfen, protestieren im Süden Syriens mehrere hundert Menschen für bessere Lebensbedingungen und gegen den syrischen Machthaber. Videos, die von dem örtlichen Nachrichtenportal Suwayda24 veröffentlicht wurden, zeigten Demonstranten mit Bannern in der Stadt Suweida. Sie skandierten „Nieder mit Baschar al-Assad“, den syrischen Präsidenten.

Die Proteste in Suweida hatten am 17. August begonnen, nachdem die Regierung Subventionen für Benzin aufgehoben hatte. Die Abschaffung der staatlichen Zuschüsse trifft viele Syrer hart, insbesondere angesichts einer von zwölf Jahren Krieg gezeichneten wirtschaftlichen Lage.

Syrer bei einer Demonstration gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.
Syrer bei einer Demonstration gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

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„Es gibt keine wirtschaftliche Lösung ohne eine politische Lösung“, sagte ein Demonstrant, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP am Telefon. Für die meisten Demonstranten gehe es inzwischen auch um politische Forderungen. In den vergangenen Tagen hatten Demonstranten die Türen der Zentrale der Partei von Präsident al-Assad versperrt und Portraits des Präsidenten zerrissen.

Suweida in Syrien: Kernland der Drusen-Miliz

In der vergangenen Woche waren auch in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus und in der Provinz Daraa im Süden des Landes dutzende Menschen auf die Straße gegangen. Suweida ist die einzige Region, in der es weiter tägliche Proteste gibt. Das Gebiet ist das Kernland der Drusen-Minderheit.

Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 haben zehntausende junge Männer aus der Region den Militärdienst verweigert. Von den Kämpfen ist Suweida weitestgehend verschont geblieben, die syrischen Sicherheitskräfte sind wenig präsent. Die Drusen haben eigene Milizen gebildet, um die Region zu verteidigen. „Wir werden keinen Angriff auf die Demonstrationen zulassen“, sagte Abu Timur, Sprecher der örtlichen Miliz Al-Karama, der Nachrichtenagentur AFP.

Der Bürgerkrieg in Syrien hatte 2011 mit der Niederschlagung friedlicher Proteste begonnen. Seitdem wurden mehr als eine halbe Million Menschen getötet, mehrere Millionen vertrieben. Mit Unterstützung Russlands und des Iran konnte Damaskus im Verlauf des Konflikts einen Großteil seines Territoriums von Rebellen zurückerobern.

In Regierungshochburgen wie der Region Suweida war es im Lauf der Jahre immer wieder zu sporadischen Protesten gekommen. Im vergangenen Dezember waren ein Demonstrant und ein Polizist getötet worden, als Sicherheitskräfte eine Demonstration in Suweida gegen die Verschlechterung der Lebensbedingungen niederschlugen. (dpa, AFP)

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