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Minensprengung in der Ukraine.

© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/Michael Brochstein

Tag 560 der Ukraine-Invasion: Die US-Armee würde wohl gar nicht erst versuchen, die russischen Minenfelder zu überwinden

London bestätigt Verlust von Challenger-2-Panzer, Ukraine meldet 16 Tote bei russischem Angriff im Osten, Iris-T mit fast 100 Prozent Abschussquote. Der Überblick zur Ukraine-Invasion

Aus verschiedenen US-Ministerien kam in den vergangenen Wochen viel Kritik an der ukrainischen Gegenoffensive. Sie sei nicht fokussiert genug, hieß es unter anderem. Gemeint war, dass die Ukrainer an vielen Stellen gleichzeitig angreifen und zusätzlich im Nordosten beträchtliche Kräfte aufbieten, um eine russische Kleinoffensive zu bremsen. Besser wäre es, so die US-Offiziellen, wenn die Ukraine alle Kräfte auf einen Durchbruch an einer Stelle konzentrieren würde; auch wenn an anderer Stelle dafür Gebiete verloren gehen.

Die Kritik an dieser Kritik folgte prompt, von ukrainischen Politikern, Militärs und einigen westlichen Experten. Ihr Argument: Die Kritiker hätten gut reden. Die Ukrainer müssten so kämpfen, wie es der Situation angemessen sei. Es gebe keine Luftüberlegenheit und auch nicht genug Artillerie und Minenräumgerät, um schnell Verteidigungsstellungen zu überwinden. Mit einem Kriegseinsatz der Nato sei die Situation nicht zu vergleichen. 

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Ein interessantes und durchaus wichtiges Detail in Bezug auf die Minenfelder, durch die sich die Ukrainer buchstäblich Schritt für Schritt durchtasten müssen: Laut der US-Militärdoktrin für den Umgang mit Minenfeldern, würden die Minenfelder in der Ukraine als undurchdringlich eingestuft. Sprich: Normalerweise würde man es gar nicht erst versuchen, sie zu überwinden. 

Konkret wird ein Minenfeld ab 1,1 Minen pro Quadratmeter als ein Blockademinenfeld eingestuft. Es soll den Gegner aufhalten, auf einen anderen Weg lenken, wo er verwundbar für die gegnerischen Angriffe ist. Laut Oleksij Danilow, Vorsitzender des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, liegt die durchschnittliche Minendichte an der Front zwischen drei und fünf Minen pro Quadratmeter. Manchmal stapeln die Russen gleich drei Minen aufeinander, um eine höhere Sprengwirkung zu erzielen. Manchmal sind unter den Minen noch Handgranaten versteckt, um die Räumung zu erschweren.

Als „Wahnsinn“ bezeichnete Danilow die Arbeit der Minenräumer. Und trotz der Widrigkeiten, ist sie auch erfolgreich, was die Fortschritte der ukrainischen Truppen in den vergangenen Tagen zeigen. Allein, schnelle Erfolge sind so nicht zu erzielen. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Bei Kämpfen im Süden der Ukraine: Der neue britische Verteidigungsminister Grant Shapps hat den Verlust eines Kampfpanzers vom Typ Challenger 2 bestätigt. „Soweit wir wissen, ist dies der erste Verlust“, sagte er gegenüber dem TV-Sender Sky News. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Das EU-Gericht hat die Klagen zweier Russen gegen die Sanktionen der Europäischen Union abgewiesen. Auch wenn Dmitri Pumpjanski nicht unmittelbar an den militärischen Angriffshandlungen beteiligt gewesen sei, sei er in der Gas- und Ölindustrie tätig, die Moskau als wichtige Einnahmequelle dienten, entschieden die Richter. Mehr hier.
  • Das moderne deutsche Luftabwehrsystem Iris-T hat in der Ukraine nach Angaben des Herstellers schon mehr als 100 Angriffe aus der Luft abgewehrt, darunter zum Beispiel Marschflugkörper und Drohnen. das sagte Harald Buschek, ein Geschäftsführer beim Hersteller Diehl Defence. Mehr hier.
  • Bei einem russischen Angriff auf die Stadt Kostjantyniwka im Osten der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Ministerpräsident Denys Schmyhal zufolge ist unter den Toten ein Kind. Mehr in unserem Newsblog.
  • Rumäniens Armee untersucht Teile, die möglicherweise von einer Drohne stammen könnten und nach Angriffen Russlands auf ukrainische Donau-Häfen auf rumänischem Territorium entdeckt worden sind. Das erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Bukarest.
  • Das ukrainische Parlament hat der Ernennung von Rustem Umerow zum neuen Verteidigungsminister zugestimmt. Das Parlament habe mit großer Mehrheit den Vorschlag von Präsident Wolodymyr Selenskyj angenommen, teilt ein Abgeordneter mit. 
  • Die ukrainische Energiewirtschaft ist noch nicht auf den kommenden Winter vorbereitet. „Was die Wärmekraftwerke anbelangt, so sind dort die Reparaturarbeiten erst zu einem Drittel abgeschlossen“, sagte die Beraterin des Energieministers, Olena Serkal.
  • Mit dem neuen russischen Lehrplan sollen Schüler nach Ansicht Großbritanniens auf einen Militärdienst vorbereitet werden. Ein zentrales Element für ältere Schüler sei eine militärische Grundausbildung, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
  • Russland hat erstmals einen Rückzug aus der Ortschaft Robotyne im Südosten der Ukraine eingeräumt. Die russische Armee habe die Siedlung aus taktischen Gründen aufgegeben, sagt der von Russland eingesetzte Verwalter der besetzten Region Saporischschja, Jewgeni Balizki.
  • US-Außenminister Antony Blinken ist zu einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Blinken wolle bei der Visite weitere Hilfen für die Ukraine in Höhe von einer Milliarde Dollar (930 Millionen Euro) ankündigen, sagte ein Vertreter des US-Außenministeriums.
  • Bei erneuten russischen Drohnenangriffen in der Schwarzmeerregion Odessa ist nach Behördenangaben ein Mensch getötet worden. Die russische Armee habe den Bezirk Ismail in der Region in der Nacht „fast drei Stunden lang“ mit Drohnen beschossen, sagte der örtliche Gouverneur. 
  • Die russische Söldnergruppe Wagner soll von der britischen Regierung als Terrororganisation eingestuft werden, berichtet der Sender BBC. „Sie sind schlicht und einfach Terroristen - und diese Entscheidung, sie zu verbieten, stellt das im britischen Recht klar“​​​​​​​, sagt Innenministerin Suella Braverman dem Sender.

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