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Der argentinische Präsidentschaftskandidat Sergio Massa am Wahlabend.

© REUTERS/Mariana Nedelcu

Regierungskandidat gegen „Anarchokapitalist“: Massa gewinnt überraschend erste Wahlrunde in Argentinien gegen Milei

Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas steckt tief in einer Wirtschaftskrise. Der Populist Milei lag in Wahlumfragen vorn. Nun muss dieser in eine Stichwahl gegen den Regierungskandidaten.

Die Präsidentenwahl in Argentinien wird Teilergebnissen zufolge in einer Stichwahl zwischen dem amtierenden Wirtschaftsminister Sergio Massa und dem populistischen Ökonom Javier Milei entschieden.

Der Regierungskandidat von der linken Unión por la Patria (Union für das Vaterland) kam auf rund 36 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt am Sonntagabend (Ortszeit) nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte. Auf dem zweiten Platz landete mit 30 Prozent der libertäre Populist Javier Milei von der Partei La Libertad Avanza (Die Freiheit schreitet voran), der als Favorit galt.

Die frühere Innenministerin Patricia Bullrich vom konservativen Oppositionsbündnis Juntos por el Cambio (Gemeinsam für den Wandel) erzielte nur knapp 24 Prozent.

Massa und Milei dürften demnach am 19. November in einer Stichwahl gegeneinander antreten. Der künftige Präsident tritt am 10. Dezember sein Amt an.

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„Argentinien braucht Stabilität und Berechenbarkeit“, schrieb Massa nach seiner Stimmabgabe auf der Plattform X, ehemals Twitter. Milei sagte: „Wir sind in der Lage, die beste Regierung in der Geschichte zu bilden.“ 

Der argentinische Präsidentschaftskandidat Javier Milei am Wahlabend.
Der argentinische Präsidentschaftskandidat Javier Milei am Wahlabend.

© REUTERS/Matias Baglietto

Der 51-Jährige war für das Mitte-links-gerichtete Regierungslager angetreten, das die argentinische Politik seit Jahrzehnten dominiert. In seiner Wahlkampfzentrale brach am Sonntagabend Jubel aus.

Wahl inmitten heftiger Wirtschaftskrise

Die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas und zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas ächzt unter Jahrzehnten wiederkehrender Finanzkrisen, gekennzeichnet durch Verschuldung, finanzielles Missmanagement und Inflation.

Im September lag die Inflationsrate bei 138 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Argentinien hat hohe Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF), mehr als ein Drittel der knapp 47 Millionen Menschen leben unter der Armutsgrenze.

Argentinien leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso verliert gegenüber dem US-Dollar immer weiter an Wert, der Schuldenberg wächst ständig.

Für viele Argentinier verkörperte daher der ultraliberale Ökonom Milei die Hoffnung auf einen Aufschwung. In den Umfragen vor der Wahl lag der selbsternannte „Anarcho-Kapitalist“ vorn.

Milei kann auf Überläufer hoffen

Milei, der am Sonntag 53 Jahre alt wurde, machte im Wahlkampf mit spektakulären Auftritten mit Kettensäge von sich Reden und kündigte an, mit der „parasitären Politiker-Kaste“ aufräumen zu wollen. Er wolle die Zentralbank „in die Luft sprengen“ und den US-Dollar als Währung einführen, erklärte er.

Milei wird oft mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und dem brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro verglichen. Er ist gegen Abtreibung und Sexualkundeunterricht, leugnet die Verantwortung des Menschen für den Klimawandel und kündigte an, im Falle eines Wahlsiegs rund zehn Ministerien abschaffen zu wollen.

Bolsonaros Sohn Eduardo demonstrierte am Sonntag in der Wahlkampfzentrale Mileis seine Unterstützung: „Ich glaube, dass Milei gewinnen wird, ob in der ersten oder zweiten Wahlrunde, ist egal“, sagte er.

Trotz Massas Sieg in der ersten Runde ist das Rennen in der Stichwahl wieder völlig offen. Zumindest ein Teil der konservativen und marktliberalen Wählerschaft der unterlegenden Kandidatin Bullrich könnte in der zweiten Runde zu Milei überlaufen.

„Für uns ist das ein großer Triumph. Die Millionen, die für uns gestimmt haben, haben die Hoffnung, dass es einen Wandel geben wird“, sagte Mileis Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Victoria Villarruel. „Sergio Massa steht für das Alte, wir sind der Wandel.“

Am Sonntag waren mehr als 35 Millionen Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. Sie konnten auch über eine teilweise Neubesetzung des Parlaments abstimmen. (AFP

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