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Die Generalprobe für die Krönungszeremonie von Großbritanniens König Charles und seiner Frau Camilla.

© REUTERS/Henry Nicholls

Schottischer Stein und Oliven aus Jerusalem: Was bei der Krönung von Charles alles zum Einsatz kommt

Am heutigen Samstag wird Charles III. in London gekrönt. Zu der Zeremonie gehört viel Jahrhunderte alter Prunk. Alles, was Sie zu den royalen Accessoires wissen müssen.

Endlich ist es so weit. Heute wird der 74-jährige Charles III. in der Westminster Abbey in London durch den anglikanischen Erzbischof von Canterbury gekrönt.

Bei der festlichen Zeremonie kommen auch eine Reihe weiterer Utensilien aus der reichhaltigen Schatzkammer des Königshauses sowie neu angefertigte Kleinode zum Einsatz. Die wichtigsten in Kürze:

1 Die Bibel

Die Bibel zum Schwören des Amtseids hat der Erzbischof eigens in vier Exemplaren anfertigen lassen. Eines davon erhält Charles zum Geschenk, das Schwurexemplar wird öffentlich ausgestellt.

Der Erzbischof von Canterbury Justin Welby hält die Krönungsbibel.

© AFP/DANIEL LEAL

In rotes Leder gebunden und mit dem königlichen Wappen versehen, enthält das Buch die Heilige Schrift in der autorisierten, von König James I in Auftrag gegebenen Übertragung ins Englische von 1611. Das in jeder Hinsicht gewichtige Buch wiegt immerhin 3,5 Kilo.

2 Der Krönungsstuhl

Der Krönungsstuhl von 1297 stellt das älteste Möbelstück der Insel dar. Längst ist die Vergoldung abgekratzt, Generationen frecher Chorknaben haben ihre Initialen ins Eichenholz geritzt. Mittlerweile wird das teure Stück besser bewacht.

Während der Krönung wird Charles III. auf dem königlichen Thron Platz nehmen.

© REUTERS/Dan Kitwood

Erst vor zehn Jahren wurde das fragile Kunstwerk renoviert, für die Krönung haben Restauratoren den Stuhl erneut überarbeitet. Der an Rückenschmerzen leidende König wird so kurz wie möglich auf dem unbequemen Stuhl Platz nehmen.

3 Der Stone of Scone

Darunter liegt der Stone of Scone, der schottische Krönungsfelsen. Benannt nach einer Abtei nahe Perth diente er den Herrschern als Zeichen der Verbundenheit mit ihrem Volk.

Der Krönungsfelsen kehrt zum ersten Mal seit 1996 nach England zurück, um bei der Krönungszeremonie eine Schlüsselrolle zu spielen.

© dpa/Russell Cheyne

Der englische König Eduard I beschlagnahmte den Stein 1296 als Zeichen seines Triumphs über die Schotten; erst 700 Jahre später durfte das gute Stück in die Heimat zurückkehren.

Der Block aus rotem Sandstein wiegt 152 Kilo; dieser Tage wird er in feierlicher Prozession aus Edinburgh nach London geschickt – als Leihgabe, wie die schottische Regierung betont.

4 Die royalen Insignien

Bei der Prozession und Präsentation der royalen Insignien soll der kulturelle Unterschied zu Queen Elizabeths Krönung 1953 deutlich werden. Deshalb sind viele Frauen und Angehörige ethnischer Minderheiten sowie anderer Religionen beteiligt.

Der Krönungshandschuh und der Schwertgürtel sind Teile des Krönungsgewandes.

© dpa/Victoria Jones

So trägt die Jüdin Gillian Merron einen Teil des Krönungsornats, den der Erzbischof von Canterbury anschließend dem Monarchen umhängt.

Der prominente Sikh Indarjit Singh darf den Krönungshandschuh bringen, sein muslimischer Kollege Syed Kamall den royalen Armreif, der Hindu Narendra Patel den Königsring.

5 Das Salbengefäß mit Löffel

Das Salbengefäß in Form eines goldenen Adlers und der dazugehörige Löffel dienen der Salbung des Monarchen und seiner Gattin Camilla. Das Öl stammt aus Oliven aus einem Kloster nahe Jerusalem und wurde in der dortigen Grabeskirche eingesegnet.

Das Chrisam-Öl, mit dem der König und die Königin gesalbt werden, wurde im März in der Grabeskirche in Jerusalem geweiht.

© The Royal Household © Crown Copyright

Während das Gefäss und viele andere Utensilien im 17. Jahrhundert neu angefertigt wurden, stammt der Löffel aus vergoldetem Silber Experten zufolge aus dem 12. Jahrhundert - das älteste Objekt, das an diesem Tag zum Einsatz kommt.

Die Salbung selbst nimmt der Erzbischof unter einem eigens neu angefertigten Baldachin vor, sodass König und Königin vor den Fernsehkameras geschützt sind.

7 Der goldene Reichsapfel

Der goldene Reichsapfel hat mit köstlichem Obst wenig zu tun. Vielmehr geht er auf die Römer zurück und symbolisierte für viele Monarchen des Abendlandes die Weltkugel unter christlicher Herrschaft.

Der Reichsapfel symbolisiert die Welt unter der christlichen Herrschaft.

© IMAGO/Heritage Images/IMAGO/The Print Collector/Heritage Images

Im britischen Fall handelt es sich um eine hohle Goldkugel, deren Durchmesser 16,5 Zentimeter beträgt. Geschmückt ist sie mit Edelsteinen und Perlen.

Dazu gehören zwei goldene Szepter, 92 und 110 Zentimeter lang; sie symbolisieren die weltliche und die religiöse Führungsrolle des Königs.

8 Die Schwerter

Seit alters her gehören auch Schwerter zu königlichen Amtseinsetzungen. In der royalen Prozession symbolisieren sie Charles‘ Rolle als Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Oberhaupt der Staatskirche.

Das goldene St.-Edwards-Schwert wurde 1661 vom Kronjuwelier Robert Vyner geschaffen. 

© The Royal Household © Crown Copyright

Das knapp einen Meter lange Gnadenschwert, auch Curtana genannt, hat eine stumpfe Klinge. Das gewaltige, 2,6 Kilo schwere Staatsschwert kennen die Briten von der jährlichen Eröffnung des Parlaments.

Das Juwelen-Staatsschwert wurde für den extravaganten König Georg IV (1830-30) angefertigt.

9 Die Krone

Auch das bei der eigentlichen Krönung verwendete Schmuckstück zählt zu den Insignien, die Charles II neu anfertigen ließ. Benannt ist die Krone nach Eduard (1043-66), dem vorletzten angelsächsischen König von England, der später heilig gesprochen wurde.

Die Edwardskrone.

© IMAGO/Heritage Images/IMAGO/The Print Collector/Heritage Images

Um unter der 2,2 Kilo schweren Last nicht zu straucheln, hat Charles III im Palast mit schweren Mehltüten, eingeschlagen in Samt und verborgen in einer Melone, geübt. Sobald die Krone auf dem Kopf sitzt, beginnen die Huldigungen der Anwesenden: „Long live the King!“

Die königlichen Artilleristen verleihen ihrer Freude durch 62 Kanonenschüsse Ausdruck, an der festlichen Knallerei beteiligen sich auch die Kriegsschiffe der Royal Navy.

10 Die Kutsche

Die prächtige Staatskutsche aus vergoldetem Holz stammt aus dem Jahr 1762 und hat bei der Königsfamilie keinen guten Ruf.

Die goldene Staatskutsche ist bereits 261 Jahre alt.

© REUTERS/Henry Nicholls

In dem ungefederten, stark schwankenden Gefährt fühle man sich wie auf hoher See, hat Queen Elizabeth II einmal geklagt.

Charles und Camilla treten darin die Rückreise zum Buckingham-Palast an.

Zur Abbey dürfen sie bequem in der erst elf Jahre alten, mit Stoßdämpfern und Klimaanlage ausgerüsteten Kutsche reisen, die Australien der Queen 2012 zu ihrem 60. Thronjubiläum schenkte.

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