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Flaggen der Partei und Memorabilia des AC Mailand, seines früheren Fußballclubs, haben Fans vor der Residenz von Berlusconi bei Mailand abgelegt.

© REUTERS/Yara Nardi

Reaktionen auf Berlusconis Tod: „Historisch ein Großer, eine Katastrophe fürs Land“

Was bleibt von Silvio Berlusconi, der Italien länger als drei Jahrzehnte prägte und umformte? Sein politisches Erbe scheint in der Regierung Meloni aufgehoben, die Zukunft der Partei scheint weniger sicher.

Am Tag danach und einen Tag vor dem Staatsbegräbnis für Italiens Mehrfachpremier Silvio Berlusconi bezeugen die Titelseiten die tiefe –und tiefwurzelnde – Spaltung des Landes. Einige Schlagzeilen scheinen sogar miteinander zu diskutieren:

Als „letzten Kavalier“ feiert „il Giornale“ den Toten, die Zeitung, die Berlusconis Bruder Paolo gehört. Und unterschlägt dabei nonchalant, dass ihm der Ehrentitel „Cavaliere del lavoro“ für verdiente Persönlichkeiten der Wirtschaft vor zehn Jahren aberkannt wurde. Damals wurde er rechtskräftig wegen Steuerbetrugs verurteilt. „Repubblica“ ruft ihm dagegen „Der erste Populist“ nach.

Der konservative „Corriere della sera“, der mit ihm in dreißig Jahren den einen oder andern Strauß ausfocht, titelt bis an die Grenze zur Sentimentalität gerührt „Italien ohne Berlusconi“, darüber „Der Tod des Leaders“.

Die rechte Randspalte feiert ihn als Erfinder des Zweiparteiensystems in Italien und lässt seinen früheren Mitarbeiter und heutigen Corriere-Herausgeber Urbano Cairo schwärmen: „Ich war 24, mit ihm war es magisch“. „Die Prozesse“ steht als Anriss an letzter Stelle.

Die Ambivalenz der Person bringt drastisch „Domani“ auf den Punkt: „Ein Großer der Geschichte, für das Land eine Katastrophe“.

Alle einig: Er hat sein Land umgeformt

Was wohl jenes Erbe mitmeint, das Alessandro Sallusti, Chefredakteur des rechtskonservativen „Libero“ für gesichert hält. „Nichts von dem, was er aufgebaut hat, stirbt mit ihm.“ Das gelte für seine Firmen wie für seine Partei Forza Italia, vor allem aber für „sein politisches Projekt, das Mitte-Rechts-Lager zu einen, „wofür die Regierung der Beweis ist, die seit Monaten stabil und in guten Händen ist“.

Die linke Tageszeitung „il manifesto“ würde wohl zustimmen: Man wolle dem Toten nicht unrecht tun und ihn ebenso heuchlerisch wie die Konkurrenz nun heiligzusprechen, schreibt Chefredakteurin Norma Rangeri. Ursula von der Leyen habe aber recht, die schrieb, Berlusconi habe sein Land geformt.

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Kinder aus zwei Ehen sind die Erben von Berlusconis Milliardenvermögen.

„Die Genmutation (am Staat), die er ins Werk setzte, begann bereits mit seinem Privat-TV-Monopol, seinen Zeitungen und Verlagen“, schreibt Rangeri. Der Untergang der alten Parteien im Sturm der Korruptionsprozesse habe ihm dann die historische Gelgenheit gegeben, „Zerstreuung, Markt- und Unternehmensdenken zur herrschenden Kultur zu machen und die wieder zu politischen Mehrheiten“.

„Die Partei ist nichts als eine Wählervereinigung“

Anderen ist weniger klar, was aus den konkreten Hinterlassenschaften des Ex-Cavaliere wird, seinem Firmenimperium und seiner Partei Forza Italia, die er 1994 gründete. Prognose seines Weggefährten Giuliano Urbani, der Partei und Politik schon zwei Jahre später verließ: No future.

„FI war nie eine Partei und nur teils eine politische Bewegung. Es war wenig mehr als eine Wählervereinigung.“ Jetzt sei sie in der Hand von „Hausverwaltern“, aber nicht von echten Erben.

Dafür hat der Unternehmer Berlusconi gleich fünf Erben hinterlassen, seine beiden Kinder aus erster Ehe, Marina, die älteste, ihr Bruder Piersilvio, und die drei aus zweiter Ehe. Es geht für sie um 3,7 Milliarden, die verteilt werden wollen.

Spekuliert wird, dass vor allem Mediaset verkauft werden könnte, der Fernsehkonzern des Ex-Cavaliere. Dessen Mission für die erwähnte Genmutation Italiens ist ohnehin erfüllt.

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