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Russland hat wiederholt Raketen und Drohnen auf ukrainische Häfen abgefeuert, die für den Transport von Getreide in die ganze Welt wichtig sind.

© dpa/David Goldman

„Leider gibt es Schäden“: Russland greift erneut ukrainische Getreide-Häfen an

Russische Streitkräfte attackieren ukrainische Getreide-Häfen im Donau-Delta. Es wurden Schäden an Hafenstrukturen und Silos gemeldet. Opfer soll es bislang keine geben.

Die russischen Streitkräfte haben erneut ukrainische Getreide-Häfen an der Mündung der Donau ins Schwarze Meer angegriffen. Im Hafen Ismajl im Donau-Delta sei ein Getreidesilo beschädigt worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Kiew am Mittwoch. „Ukrainisches Getreide hat das Potenzial, Millionen von Menschen weltweit zu ernähren.“

Berichte über Opfer gebe es zunächst nicht, teilte der Gouverneur der südukrainischen Oblast Odessa, Oleh Kiper, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Russland hat seine Angriffe auf die Agrar- und Hafenstruktur der Ukraine verstärkt, seit es das Getreideabkommen vor über zwei Wochen ausgesetzt hat.

Betroffen sind die Häfen am Schwarzen Meer und zunehmend auch an der Donau. Damit wird die Ausweichroute für Getreideausfuhren über den Fluss via Rumänien erheblich beeinträchtigt. Das Donau-Delta gehört zum größten Teil zum EU- und Nato-Mitglied Rumänien, ein Teil aber auch zur Ukraine.

Hafen Ismajl als Hauptziel russischer Streitkräfte

Der Hafen Ismajl sei das Hauptziel der russischen Streitkräfte, hieß es in Branchenkreisen. Der Schaden sei schwerwiegend. Die ukrainische Staatsanwaltschaft veröffentlichte Bilder, auf denen ein zerstörtes Gebäude und mindestens zwei beschädigte Silos zu sehen sind, aus denen Getreide strömt.

Russische Terroristen haben erneut Häfen, Getreide und die globale Ernährungssicherheit angegriffen.

Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident via Telegram.

Auch Gouverneur Kiper veröffentlichte Bilder, auf denen Feuerwehrleute zu sehen sind, wie sie einen Brand in einem Hochhaus am Fluss zu löschen versuchen.

„Leider gibt es Schäden“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. „Die bedeutendsten befinden sich im Süden des Landes. Russische Terroristen haben erneut Häfen, Getreide und die globale Ernährungssicherheit angegriffen.“

Russland attackiert unerbittlich die ukrainische Landwirtschafts- und Hafeninfrastruktur, seit es sich am 17. Juli geweigert hat, das Getreideabkommen zu verlängern. Russland forderte bessere Konditionen für seine eigenen Lebensmittel- und Düngemittelexporte, die bereits von internationalen Finanzsanktionen ausgenommen sind.

Die von den Vereinten Nationen (UN) und der Türkei im Juli 2022 vermittelte Vereinbarung sollte die weltweite Nahrungsmittelkrise lindern, indem sie die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das von der russischen Flotte kontrollierte Schwarze Meer ermöglichte. Sie wurde mehrmals verlängert.

Russland versucht, die Ukraine aus dem künftigen Getreideabkommen auszuschließen.

Serhij Bratschuk, Sprecher der Ukrainischen Freiwilligenarmee Süd

Die Ukraine gehört neben Russland zu den weltweit größten Getreideexporteuren. Die Ausfuhren haben einen großen Einfluss auf die weltweiten Lebensmittelpreise.

26 Hafenanlagen an neun Tagen angegriffen

„Russland versucht, die Ukraine aus dem künftigen Getreideabkommen auszuschließen und, was am wichtigsten ist, unser Land strategisch vom globalen Lebensmittelmarkt zu verdrängen“, sagte Serhij Bratschuk, Sprecher der Ukrainischen Freiwilligenarmee Süd. „Der Feind ... versucht, ukrainisches Getreide zu zerstören, indem er Industrie- und Hafeninfrastruktur angreift. Leider gibt es Treffer, leider wurde das Silo beschädigt, und auf dem Gelände brennt es.“

Ukrainischen Behörden zufolge hat Russland an den neun Angriffstagen seit dem Ausstieg aus dem Getreideabkommen am 17. Juli insgesamt 26 Hafenanlagen, fünf zivile Schiffe und 180.000 Tonnen Getreide angegriffen. Die Regierung in Moskau erklärte, dies sei Vergeltung für einen ukrainischen Angriff auf die Krim-Brücke, die Russland zur Versorgung seiner Besatzungsarmee in der Südukraine nutzt.

Auch die ukrainische Hauptstadt Kiew war wieder Ziel russischer Angriffe. Dort waren Explosionen zu hören. Die Luftabwehr sei im Einsatz, um russische Drohnen abzufangen, teilten der Bürgermeister Vitali Klitschko und das ukrainische Militär in der Nacht mit.

Nach ersten Informationen seien Trümmer einer Drohne im zentralen Viertel Solomjanskyj niedergegangen, Rettungskräfte seien vor Ort, schrieb Klitschko auf Telegram. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge wurden 23 Drohnen abgeschossen. Ihre Trümmer beschädigten jedoch mehrere Gebäude in der Hauptstadt und der Region. (Reuters)

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