zum Hauptinhalt
Eine Muslima im Jahr 2016 in Mantes-la-Jolie in Frankreich (Archivfoto).

© AFP/ELIOT BLONDET

Update

Debatte um Verbot : Frankreichs Bildungsminister will muslimisches Gewand Abaja aus Schulen verbannen

Rechte und rechtsradikale Politiker drängten auf ein Verbot, während das linke Lager dies ablehnte. Seit 2004 sind in Frankreichs Schulen auffällige religiöse Symbole verboten.

Frankreichs Bildungsminister Gabriel Attal will das Tragen einer Abaja, eines muslimischen Überkleids, in den Schulen des Landes verbieten. Das Verbot stößt auf ein geteiltes Echo. 

„Ich habe entschieden, dass in der Schule keine Abaja mehr getragen werden darf“, sagte Attal am Sonntag dem Fernsehsender TF1. Er werde den Schulleitern „klare Regeln auf nationaler Ebene“ vorgeben, bevor der Unterricht am 4. September landesweit wieder aufgenommen wird. „Der Laizismus bedeutet die Freiheit, sich durch die Schule zu emanzipieren“, fügte der Minister hinzu.

Sind Abajas eindeutig religiöse Symbole?

In Frankreich ist eine Debatte darüber entfacht, ob die Gewänder eindeutig religiös sind und deshalb in der Schule verboten werden sollten. „Wie weit wird die Bekleidungspolizei gehen?“, sagte am Montag die Linksabgeordnete Clémentine Autain, die das am Vorabend angekündigte Verbotsvorhaben für nicht verfassungsgemäß und als ein Beispiel für eine besessene Zurückweisung von Muslimen bezeichnete.

Die Grünen-Abgeordnete Sandra Regol meinte: „Abayas, Röcke, Crop-Tops: Es ist immer der Körper der Frauen, den diese Politiker zu kontrollieren versuchen.

Der Chef der kommunistischen Partei, Fabien Roussel, begrüßte die Pläne indes. Schulleitungen bräuchten Klarheit, wie sie mit dem Phänomen umgehen sollten und außerdem beträfe es nur eine kleine Zahl von Schulen. Der sozialistische Parlamentarier Jérôme Guedj sagte, der Staat müsse das Verbot religiöser Kleidung durchsetzen.

Republikaner-Parteichef Eric Ciotti befürwortete am Sonntag die Ankündigung des Bildungsministers. Auch der Generalsekretär der Schulleiter-Gewerkschaft SNPDEN, Bruno Bobkiewicz, begrüßte es, dass es nun klare Anweisungen für die Direktoren geben werde.

Nach seinem Amtsantritt Ende Juli hatte Frankreichs Bildungsminister erklärt, dass der Schulbesuch in einer Abaja „eine religiöse Geste“ sei und er dagegen vorgehen werde. Am Sonntag betonte er, beim Betreten eines Klassenraums dürfe nicht zu erkennen sein, welcher Religion die Schülerinnen und Schüler angehören.

Frankreich versteht sich als laizistisches Land, in dem eine strikte Trennung von Staat und Religion herrscht. In dem Land mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern leben Schätzungen zufolge zwischen 3,5 und 6 Millionen Muslime. Bereits 1994 trat ein Gesetz in Kraft, dass in Schulen nur noch diskrete - nicht aber auffällige - religiöse Symbole erlaubte. Zehn Jahre später wurden auffällige religiöse Symbole in Schulen verboten. Neben Kopftüchern betraf dies auch jüdische Kippas und christliche Kreuze.

Über ein mögliches Abaja-Verbot wird nun seit Monaten in Frankreich debattiert. Der französische Muslim-Dachverband CFCM ist der Ansicht, dass das bodenlange Gewand kein religiöses Kleidungsstück darstellt. Rechte und rechtsradikale Politiker drängten dennoch auf ein Verbot, während das linke Lager dies ablehnte. (AFP, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false