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Der Bundesnachrichtendienst soll ein Gespräch zwischen Prigoschin und Lukaschenko abgehört haben.

© dpa/Kay Nietfeld

Telefonat von Prigoschin und Lukaschenko: BND soll Gespräch beim Wagner-Aufstand abgehört haben

Der Bundesnachrichtendienst hat das Gespräch, das den Marsch der Söldner gen Moskau beendete, offenbar überwacht. Zuletzt war die Behörde wegen ihres Umgangs mit dem Aufstand unter Druck geraten.

Inmitten des Chaos um den Aufstand der Wagner-Söldner in Russland wurden die Spione des Bundesnachrichtendienstes (BND) offenbar Zeugen eines entscheidenden Gesprächs. Nach ARD-Recherchen soll der deutsche Auslandsgeheimdienst die Kommunikation zwischen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko überwacht haben.

Der BND soll damit direkt von der Vermittlerrolle Lukaschenkos erfahren haben. Lukaschenko hatte entsprechende Sicherheitsgarantien für Prigoschin ausgehandelt, wenn dieser den Putschversuch stoppe. Prigoschin hatte daraufhin die Rebellion beendet und sollte ins Exil nach Belarus gehen - im Austausch gegen Straffreiheit.

Der Inhalt der Kommunikation zwischen Prigoschin und Lukaschenko war bereits bekannt geworden. Dass der deutsche Auslandsnachrichtendienst davon aus eigenen Quellen an dem Wochenende erfuhr, war öffentlich bislang jedoch nicht bekannt.

Ein Sprecher des BND wollte sich auf ARD-Nachfrage nicht zu dem Sachverhalt äußern. Der Nachrichtendienst nehme „zu Angelegenheiten, die etwaige nachrichtendienstliche Erkenntnisse oder Tätigkeiten betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung“, so der Sprecher demnach. Damit sei keine Aussage darüber getroffen, ob der Sachverhalt zutreffend ist oder nicht. „Der Bundesnachrichtendienst berichtet zu entsprechenden Themen insbesondere der Bundesregierung und den zuständigen, geheim tagenden Gremien des Deutschen Bundestages.“

Der BND war zuletzt unter Druck geraten, nachdem Medien berichtet hatten, der Dienst habe die Bundesregierung erst am Samstag über den Putschversuch in Russland unterrichtet - zu einem Zeitpunkt also, als dieser bereits voll in Gang war. Kritik war vor allem aus den Reihen von SPD und FDP gekommen.

Die öffentliche Kritik hatte dann noch einmal zugenommen, nachdem sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der ARD-Sendung Maischberger nicht deutlich vor seinen Auslandsnachrichtendienst gestellt hatte.

Scholz war gefragt worden, ob Medienberichte zutreffend seien, wonach der deutsche Auslandsgeheimdienst die Regierung erst sehr spät über den Aufstand der Wagner-Truppe informiert habe. Die Dienste, so Scholz, hätten es „nicht vorher gewusst“. Sie hätten dann aber „berichtet, was zu beobachten ist“. (Tsp)

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