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Der ehemalige italienische Regierungschef Silvio Berlusconi.

© dpa/Sven Hoppe

Update

Jachten, Villen und ein Firmenimperium: Das Geheimnis um Berlusconis Testament ist gelüftet

Der Tycoon überlässt die Geschäfte vor allem seinen beiden älteren Kindern. Und bedachte auch einen alten Freund, der für ihn im Gefängnis war.

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Das öffentliche Italien blickte wochenlang gebannt auf den Termin: Wann wird Silvio Berlusconis Testament eröffnet, und was wohl wird sein Letzter Wille sein?

Ein paarmal wurde der Termin bereits verschoben, offenbar mit Blick auf die Börse. Immerhin geht es um drei bis vier Milliarden und ein riesiges Geflecht von Firmen, Fernsehsendern, Immobilien- und Bankgeschäften. Am Mittwoch nun die Nachricht nach Börsenschluss: Es ist eröffnet. Am Donnerstag, vor deren Öffnung, machten seine fünf Kinder, wie zuvor versprochen, Details öffentlich.

Das Testament macht die drei Töchter und zwei Söhne von Italiens Mehrfachpremier und zeitweise reichstem Bürger zu gemeinsamen Verantwortlichen des Konglomerats unter der Holding Fininvest..

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Vor allem das TV-Imperium Mediaset werde im Familienbesitz bleiben, betonte Berlusconis Zweitgeborener Pier Silvio kürzlich im Fernsehen: „Wir haben in der Familie nie auch nur über Verkauf geredet.“ Es habe ihn sehr verärgert, als das in den Medien behauptet wurde.

Danke. Alles Liebe euch allen. Euer Papa

Silvio Berlusconis letzter Gruß an seine fünf Kinder in seinem Testament

Die Kinder aus Berlusconis erster Ehe, Pier Silvio und Marina, die Älteste und bereits seit Jahren die eigentliche unternehmerische Nachfolgerin ihres Vaters, werden allerdings gemeinsam 53 Prozent kontrollieren. Marina stellte am Donnerstag öffentlich klar, dass weder sie noch eine Schwester oder ein Bruder würden allein entscheiden können. Mit seiner zweiten Ehefrau Veronica Lario hatte Berlusconi die Kinder Barbara, Eleonora und Luigi.

30 Millionen für einen verurteilten Mafioso

„Danke. Alles Liebe euch allen, euer Papa“, zitiert die italienische Nachrichtenagentur Ansa aus dem handschriftlichen Letzten Willen. Sie hatte offenbar exklusiven Einblick in das Schriftstück. Aber nicht nur die Kinder hat er bedacht:

Je hundert Millionen Euro gehen demnach an seinen jüngeren Bruder Paolo und an Marta Fascina. Die 63 Jahre jüngere Frau, Parlamentsabgeordnete seiner Partei „Forza Italia“, war Berlusconis letzte Lebensgefährtin. Er nannte sie „meine Ehefrau“, war aber nicht rechtsgültig mit ihr verheiratet.

In die Formulierung „für all meine Liebe zu ihnen und für die, die sie mir entgegenbrachten“, ist auch ein sehr heikler alter Gefährte eingeschlossen: An Marcello Dell’Utri gehen weitere 30 Millionen Euro, die man als eine Art Schadenersatz sehen könnte.

Der inzwischen 81-jährige Palermitaner wurde wegen seiner Mafiaverbindungen 2014 zu sieben Jahren Haft verurteilt, von denen er drei im Gefängnis und eines in Hausarrest verbrachte.

Dell’Utri war nicht nur Mitgründer von Forza Italia und ein enger Mitarbeiter des Unternehmers Berlusconi. Er war laut Urteil auch dessen Kontaktmann zur Cosa Nostra.

Wohin mit all den Villen und Jachten?

Wenig ist bisher über übrigen Privatbesitz des Verstorbenen bekannt. Womöglich stellt sich seinen Kindern jetzt ein typisches Reichenproblem: Wohin mit all den Villen, Jachten, Gemälden?

Italiens Medien spekulieren bereits seit seinem Tod. Da gibt es die Villa La Lampara an der Côte d’Azur, die, wie Beobachter:innen betonen, in bequemer Nähe zu Marinas eigenem südfranzösischen Anwesen liegt. Es gibt die Villa Certosa an der sardischen Millionärsküste Costa Smeralda, wo Berlusconi einst auch Großbritanniens Premier Tony Blair und andere politische Gäste empfing. Hinzu kommen ein Anwesen in der Lombardei und die frühere Villa des Regisseurs Franco Zeffirelli an Roms Appia Antica.

Von anderem könnten die Kinder sich trennen, gegen sicher gutes Geld: Die Kinder schätzen Vaters Herberge auf Antigua und die Villa „Blue Horizon“ auf den Bermuda-Inseln angeblich weniger und waren selten dort.

Verkauft werden soll auch Berlusconis letzter Fußballverein, Monza, für den es griechische Interessenten gibt. Den Spielern hatte er noch kurz vor seinem Tod „einen Bus voller Nutten“ versprochen, sollten sie einen der Erstliga-Clubs schlagen.

Seine Erben planen ein Museum

Bleibt Berlusconis eigentliches Häuschen, die Villa San Martino in Arcore bei Mailand, über Jahrzehnte Pilgerort der Medien und seiner Generalstäbler in Firmen und Politik. Zuletzt bewohnte er das schlossartige Anwesen mit Marta Fascina.

Eleonora, Piersilvio, Barbara Berlusconi während der Beerdigung ihres Vaters in Mailand.

© IMAGO/Avalon.red/IMAGO/Nicola Marfisi / Avalon

Sie soll Indiskretionen zufolge mindestens einen Teil der Villa behalten und bewohnen können.

Im übrigen Teil planen Berlusconis Erben angeblich eine Art Museum, in dem die Fußball-Cups ausgestellt sind, die er mit seinem früheren Erstliga-Verein AC Mailand gewann – er verkaufte ihn 2017 –, und die Devotionalien seiner Jahrzehnte in der Politik. Darunter, so heißt es, werde auch jener berühmte „Vertrag mit den Italienern“ sein, den er im Mai 2001 in einer Talkshow kurz vor der Wahl präsentierte und vor den Kameras schwungvoll unterschrieb.

Nach der Staatstrauer, die die Regierung Meloni für ihn ausrief, ist der „Erinnerungsort“, wie ihn die Zeitung „Corriere della Sera“ nennt, womöglich ein weiterer Schritt zur politischen Heiligsprechung Berlusconis, des umstrittensten Politikers der italienischen Nachkriegsgeschichte.  

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