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Vier Bäume sind in Haarlem auf ein Haus gefallen, „Poly“ ist schuld.

© IMAGO/ANP

Update

Deutscher Wetterdienst gibt Entwarnung: „Poly“ brachte Windgeschwindigkeit von 146 km/h – zwei Todesopfer

Deutschland erlebte einen stürmischen Unwetter-Mittwoch – vor allem an den Küsten im Norden und Nordwesten. Auch in den Niederlanden sorgte „Poly“ für Schäden.

Das Sturmtief „Poly“ fegte am Mittwoch über Deutschland und hinterließ auch in den Niederlanden Spuren. Laut Deutschem Wetterdienst zog das Sturmtief von den Niederlanden über die Nordsee in Richtung Dänemark. Es erfasste demnach den Nordwesten und später den Norden Deutschlands.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor Unwettern in Bremen, Teilen Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und Hamburgs

Am Abend gab der Deutsche Wetterdienst Entwarnung und hob die Gefahrenmeldung vor Orkanböen fürs nördliche Emsland und Ostfriesland auf. Die Unwetterwarnung für die Nordseeküste in Schleswig-Holstein galt noch bis 22.00 Uhr. „Es wird sich nun von Süden her Stück für Stück abschwächen“, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Abend.

Der Sturm brachte an den Küsten im Tagesverlauf Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von 130 Kilometern pro Stunde mit sich, wie der DWD am Mittwoch mitteilte. An der niederländischen Nordseeküste wurden am Mittwoch sogar Sturmböen von bis zu 146 km/h gemessen.

Das ist für einen Sommersturm schon wirklich extrem“, sagte ein DWD-Meteorologe.

Aber auch im Landesinneren sollte der Wind mit mehr als 100 km/h über Bremen und Niedersachsen fegen, bevor er in der Nacht nachlässt.

Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr rückten in den betroffenen Regionen zu Hunderten Einsätzen aus. Es seien aber meist kleinere Einsätze gewesen - etwa Dachziegel oder Äste, die zu fallen drohten, sagte eine Sprecherin der Hamburger Feuerwehr.

Menschen durch Bäume getötet

In Rhede im niedersächsischen Emsland ist ein Mensch durch einen herabstürzenden Baum tödlich verletzt worden, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Ein entwurzelter Baum stürzte auf die Person in Rhede und begrub sie unter sich.

Das Opfer war mit seinem Hund unterwegs und erlag noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen. Laut AFP handelt es sich um eine 64-jährige Frau, zunächst war berichtet worden, das Opfer sei ein Mann.

Im niederländischen Haarlem kam am Mittwoch eine 51 Jahre alte Frau ums Leben, als ein Baum auf ihr Auto stürzte.

Zuvor teilte der DWD mit: „Der Schwerpunkt der Windentwicklung deutet sich für die Nordsee und das angrenzende Binnenland von Ostfriesland bis in die Nordhälfte Schleswig-Holsteins an.“ Dort habe ab dem späten Mittwochvormittag bis zum Abend die Gefahr von orkanartigen Böen oder Orkanböen bestanden.

Der DWD mahnte im Vorfeld außerdem, im Norden und Nordwesten seien Behinderungen auf Straßen und Schienen durch umstürzende Bäume oder abbrechende Äste wahrscheinlich. Von 11 bis 20 Uhr galt eine Unwetterwarnung.


„Poly“ sorgt in den Niederlanden für Chaos

In den Niederlanden hat der heftigste Sommersturm seit Beginn der Wetteraufzeichnungen für Chaos gesorgt. Vielfach musste die Feuerwehr wegen umgestürzter Bäume ausrücken, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender NOS.

In der von Sturmtief „Poly“ getroffenen Nordhälfte des Landes wurde der Bahnverkehr eingestellt, einige Autobahnen waren gesperrt, Schulen und Parks teils geschlossen und in einigen Städten blieben die Busse in den Depots.

Ein umgestürzter Baum auf einem Auto in Haarlem.
Ein umgestürzter Baum auf einem Auto in Haarlem.

© IMAGO/ANP

Der Wetterdienst KNMI gab für vier nördliche Provinzen die höchste Sturmwarnung „Rot“ heraus.

Am Amsterdamer Großflughafen Schiphol fielen nach Angaben eines Sprechers 400 Flüge aus, auch der Zugverkehr im Norden wurde gestoppt. Am Flughafen Schiphol war bis zum Nachmittag nur „sehr eingeschränkter Flugverkehr“ möglich, weil Sturmtief „Poly“ neben starkem Wind auch für Regen und schlechte Sicht sorgte.

Von der Einstellung des Zugverkehrs im Norden der Niederlande waren nach Angaben des Bahnbetreibers NS auch Hochgeschwindigkeitszüge nach Köln und Hamburg sowie der Eurostar nach London betroffen.

In der Nähe der Stadt Alkmaar blockierte ein umgestürzter Lastwagen eine Autobahn, umgestürzte Bäume blockierten noch viele andere Straßen.

Das Sturmtief „Poly“ am 5. Juli 2023 auf der A9
Das Sturmtief „Poly“ am 5. Juli 2023 auf der A9

© IMAGO/ANP

In der Provinz Nordholland, zu der auch Amsterdam gehört, erhielten die Menschen Warnmeldungen über das Mobilfunknetz. Sie wurden aufgefordert, möglichst nicht ins Freie zu gehen und nur in „lebensbedrohlichen“ Situationen den überlasteten Rettungsdienst zu rufen.

Schiffe in Seenot

Die Küstenwache rettete nach eigenen Angaben Menschen von einem Schiff in der Nähe von Volendam und einer Jacht in der Nähe von Urk, die beide in Seenot geraten waren. 

Die stärkste jemals im Sommer gemessene Sturmböe in den Niederlanden

Im Hafen von IJmuiden wurde die zweithöchste Windstärke elf gemessen. Damit sei „Poly“ der „erste sehr schwere Sommersturm“ in den Niederlanden seit Beginn der Aufzeichnungen, teilte der Wetterdienst Weerplaza mit. Eine Orkanböe von 146 km/h in IJmuiden sei zugleich die stärkste jemals im Sommer in den Niederlanden gemessene Sturmböe gewesen. Schwere Stürme gibt es in den Niederlanden sonst hauptsächlich von Oktober bis April. 

Zandvoort: Ein LKW wurde vom Wind umgeweht
Zandvoort: Ein LKW wurde vom Wind umgeweht

© IMAGO/ANP


Wegen Sturmtief „Poly“: Von unnötigen Autofahrten wird abgeraten

  • Der Deutsche Wetterdienst rief dazu auf, in den betroffenen Gebieten am Mittwoch auf unnötige Autofahrten zu verzichten und windanfällige Gegenstände zu sichern.

Wegen der Sturm- und Orkanwarnungen wurden in Hamburg die Friedhöfe Ohlsdorf, Öjendorf, Volksdorf und Wohldorf in Hamburg ab 12.00 Uhr geschlossen. Eine Zufahrt sei ab dann nicht mehr möglich, teilte die Friedhofsverwaltung am Mittwochmorgen mit. Trauerfeiern waren demnach ebenfalls alle abgesagt. 

Aufgrund der möglichen Unwetter in Niedersachsen kam es am Mittwoch außerdem zu Unterrichtsausfällen. In Delmenhorst war von 10.00 Uhr an der Unterricht an allgemein- und berufsbildenden Schulen abgesagt, wie ein Sprecher der Verkehrsmanagementzentrale bestätigte.

Der DWD ging davon aus, dass der Wind in der Nacht zu Donnerstag langsam nachlassen werde. „Am Donnerstag werden wir von dem Sturm nichts mehr spüren.“ Dann wechselt sich laut Vorhersage starke Bewölkung mit einzelnen Schauern oder kurzen Gewittern ab, dazwischen gibt es sonnige Abschnitte.

Am Freitag rechnet der Deutsche Wetterdienst mit keinen markanten Wettererscheinungen. Am Samstag steigt das Gewitterpotential in der Südwesthälfte wieder leicht an. Sonntag ist in der Westhälfte mit teils kräftigen Gewittern zu rechnen, es besteht Unwetterpotenzial durch heftigen Starkregen.

Darüber hinaus droht Hitze.


Hitze am Wochenende

  • Hitze statt Sturm: Am Samstag, Sonntag und Montag rechnet der Deutsche Wetterdienst landesweit mit einer starken Wärmebelastung.

In welchen Städten es heiß wird – Stand Mittwochvormittag

  • Kiel: Sonntag bis zu 29 Grad
  • Münster: Samstag bis zu 32 Grad, Sonntag bis zu 29 Grad
  • Bremen: Samstag bis zu 30 Grad, Sonntag bis zu 29 Grad
  • Hamburg: Samstag bis zu 29 Grad, Sonntag bis zu 31 Grad
  • Köln: Samstag bis zu 31 Grad, Sonntag bis zu 29 Grad
  • Düsseldorf: Samstag bis zu 31 Grad
  • Frankfurt am Main: Samstag und Sonntag bis zu 33 Grad
  • Erfurt: Samstag bis zu 31 Grad, Sonntag bis zu 32 Grad
  • Hannover: Samstag bis zu 31 Grad, Sonntag bis zu 30 Grad
  • Berlin: Samstag bis zu 30 Grad, Sonntag bis zu 33 Grad
  • Potsdam: Samstag bis zu 30 Grad, Sonntag bis zu 33 Grad
  • Cottbus: Samstag bis zu 30 Grad, Sonntag bis zu 32 Grad
  • Dresden: Samstag bis zu 31 Grad, Sonntag bis zu 33 Grad
  • Leipzig: Samstag bis zu 31 Grad, Sonntag bis zu 33 Grad
  • Frankfurt/Oder: Samstag bis zu 29 Grad, Sonntag bis zu 32 Grad
  • Erfurt: Samstag bis zu 31 Grad, Sonntag bis zu 32 Grad
  • Gera: Samstag bis zu 31 Grad, Sonntag bis zu 33 Grad
  • Rheinstetten: Samstag bis zu 32 Grad, Sonntag bis zu 35 Grad
  • München: Samstag bis zu 29 Grad, Sonntag bis zu 32 Grad
  • Augsburg: Samstag bis zu 30 Grad, Sonntag bis zu 33 Grad
  • Stötten: Sonntag bis zu 32 Grad
  • Stuttgart: Samstag bis zu 31 Grad, Sonntag bis zu 34 Grad
  • Konstanz: Samstag bis zu 30 Grad, Sonntag bis zu 35 Grad
  • Freiburg: Samstag bis zu 32 Grad, Sonntag bis zu 35 Grad (mit Afp/dpa)

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