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Russische U-Boote.

© action press/Пресс-служба Минобороны РФ

„Funktionaler Verlust der Flotte“: Russland zieht wohl den Großteil der Schwarzmeerflotte von der Krim ab

Wie Satellitenbilder zeigen, hat Moskau mindestens zehn Schiffe aus Sewastopol abgezogen, darunter auch das Flaggschiff der Flotte. Das dürfte die Folge der ukrainischen Raketenangriffe sein.

Russland verlegt offenbar zahlreiche Schiffe seiner Schwarzmeerflotte vom Hafen Sewastopol auf der besetzten Krim in den Hafen in Noworossijsk in der Region Krasnodar im russischen Kernland.

Das berichten Analysten des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) in ihrem täglichen Update zum Krieg in der Ukraine. 

Satellitenaufnahmen zeigten demnach, dass zwischen dem 1. und 3. Oktober mindestens zehn Schiffe verlegt wurden. Darunter befinden sich wohl:

die Fregatte „Admiral Makarov“, das aktuelle Flaggschiff der Schwarzmeerflotte, die Fregatte „Admiral Essen“, drei Angriffs-U-Boote, fünf Landungsschiffe sowie mehrere kleinere Raketenschiffe.

Anderen Berichten zufolge wurden manche der kleineren Schiffe auch in den Hafen Feodossija auf der Krim verlegt.

Vier Landungsschiffe und ein U-Boot der Kilo-Klasse verbleiben wohl in Sewastopol.

Ein U-Boot der Kilo-Klasse.

© REUTERS/Murad Sezer/File Photo

Diese Verlegung geschieht laut den Analysten „wahrscheinlich“, um die wertvollen Schiffe vor ukrainischen Angriffen zu schützen. 

James Heappey, britischer Staatsminister für die Streitkräfte, bezeichnete die Verlegung der Schiffe auf einer Konferenz in Warschau diese Woche als „funktionalen Verlust der Schwarzmeerflotte„.

Ende September hatte Kiew bei einem erfolgreichen Raketenangriff ein U-Boot sowie ein Landungsschiff, die in Sewastopol im Trockendock lagen, schwer beschädigt bzw. zerstört.

Westliche Waffen dürfen nur auf der Krim eingesetzt werden

Auch zwei Schiffe der modernsten „Projekt 22160“-Patrouilleschiffe sollen verlegt worden sein. Ukrainischne Quellen zufolge wurden auch mehrere Schiffe dieser Klasse bei anderen Attacken beschädigt.

Eine ganze Reihe weiterer Angriffe, unter anderem auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte, zeigten, dass die Ukraine in der Lage ist, die russische Luftabwehr zu penetrieren, und wohl weitere Schläge gegen die Flotte auf der Krim zu erwarten sind. 

Bei den Angriffen kamen französische und britische Marschflugkörper zum Einsatz. Diese darf Kiew zwar auf der völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Krim einsetzen, nicht jedoch für Ziele innerhalb Russlands

Folglich dürften die Schiffe im russischen Hafen vor solchen Angriffen geschützt sein.

Allerdings hat die Ukraine auch den Hafen in Noworossijsk im Sommer bereits mit selbst gebauten Marinedrohnen angegriffen. Zudem baut sie inzwischen einen eigenen Anti-Schiff-Marschflugkörper mit dem Namen „Neptun“.

Mit dem Flottenstützpunkt in Sewastopol wurde der Krim-Einmarsch gerechtfertigt

Unmittelbar dürfte der Rückzug keine großen militärischen Auswirkungen haben, da die Schiffe ihre Marschflugkörper auch von ihrem neuen Stützpunkt aus verschießen können.

Doch er zeigt eindrucksvoll, dass Russland keine Seehoheit im nördlichen Teil des Schwarzen Meeres erringen konnte, obwohl die gesamte ukrainische Flotte verloren ging. Im Gegenteil ist es Kiew gelungen, die Seeblockade Moskaus effektiv zu brechen. 

Hinzu kommt der symbolische Aspekt des Rückzugs. Denn mit der Kontrolle über den historisch wichtigen Marinestützpunkt in Sewastopol hatte der Kreml 2014 seinen Einmarsch auf die Krim begründet. Nun muss er diesen wohl zumindest vorerst wieder aufgeben. 

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