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Der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten der Großen Nationalversammlung der Türkei, Akif Cagatay Kilic, hält eine Rede, als er am 12. März 2022 am Programm der parlamentarischen Diplomatie im Rahmen des Antalya Diplomacy Forum in Antalya, Türkei, teilnimmt. Mustafa Ciftci / Anadolu Agentur

© picture alliance / AA/Mustafa Ciftci

Erdoğans Chefberater : Ein Deutsch-Türke soll den Nato-Streit zwischen Ankara und Stockholm schlichten

Akif Çağatay Kılıç ist ein treuer Gefolgsmann des türkischen Präsidenten Erdoğan. Der gebürtige Siegener soll in Brüssel den Streit um die Nato-Mitgliedschaft Schwedens beenden.

Akif Çağatay Kılıç ist vor allem eines: loyal. Seit 20 Jahren dient der türkische Politiker seinen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Nach seinem jüngsten Wahlsieg im Mai ernannte Erdoğan ihn zu seinem außenpolitischen Chefberater. Der im nordrhein-westfälischen Siegen geborene Kılıç ist damit eine Schlüsselfigur in der türkischen Führung.

An diesem Donnerstag soll er bei Gesprächen am Nato-Sitz in Brüssel versuchen, den Streit um den Nato-Beitrittsantrag von Schweden noch vor dem Gipfeltreffen der Allianz nächste Woche beizulegen.

„Kılıç spricht perfektes Deutsch“, sagt ein westeuropäischer Politiker, der ihn in vielen Treffen erlebt hat. „Wenn man ihn hört, würde man glauben, dass er Deutscher ist.“ Kılıç könne sehr charmant auftreten, die türkischen Positionen aber auch sehr scharfzüngig vertreten.

Der heute 47-jährige Kılıç verbrachte die ersten zehn Jahre seines Lebens in Nordrhein-Westfalen und spricht bis heute perfektes Deutsch. Mit seiner Familie zog er in den 1980er Jahren in die Türkei. Vater Sinan Kılıç arbeitete in Istanbul als Leibarzt von Erdoğan, als dieser von 1994 bis 1998 Oberbürgermeister der Metropole war.

Er kann charmant sein, die türkischen Positionen aber auch sehr scharfzüngig vertreten.

Westeuropäischer Politiker über Akif Çağatay Kılıç 

Vorerst Dolmetscher Erdoğans

Der junge Kılıç studierte Politik und Wirtschaft in Großbritannien und begann seine politische Karriere im Jahr 2003, als Erdoğan türkischer Ministerpräsident wurde. Kiliç gehörte zu Erdoğans Stab und diente ihm bei Auslandsreisen als Dolmetscher.

Vor zehn Jahren übernahm Kılıç dann das Jugend- und Sportministerium, bevor er 2018 als Abgeordneter zum Vize-Vorsitzenden der Parlamentarischen Versammlung des Europarats gewählt wurde. Zudem leitete er die deutsch-türkische Parlamentariergruppe und den Auswärtigen Ausschuss in der Nationalversammlung in Ankara.

Interview bei der DW eskalierte

Kurz nach dem Putschversuch gegen Erdoğan im Jahr 2016 geriet Kılıç mit der Deutschen Welle aneinander: Ein Interview des Publizisten Michel Friedman mit Kılıç endete im Streit – das Gespräch wurde nie ausgestrahlt. Öffentliche Kontroversen sind bei Kılıç allerdings selten: Er wirkt eher im Hintergrund.

Das gilt auch für den Streit um den schwedischen Nato-Beitritt. Fünf Tage vor dem Gipfel von Vilnius nächste Woche setzt sich Kılıç am Donnerstag in Brüssel mit hochrangigen Vertretern aus Schweden und Finnland an einen Tisch. Bisher hat die Türkei nur dem Nato-Beitritt von Finnland zugestimmt, nicht dem von Schweden.

Erdoğan bekräftigte jetzt, Schweden könne nicht mit grünem Licht aus Ankara rechnen, solange das Land pro-kurdische „Terroristen“ Unterschlupf gewähre. Wie das Gespräch in Brüssel auch ausgehen mag: Kılıç wird Erdoğans Linie vertreten.

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