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Viktor Orban.

© AFP/ADNAN BECI

„Ein Ereignis ohne größere Bedeutung“: Ungarns Regierungschef spielt Wagner-Putschversuch herunter

Viktor Orban stellt sich klar hinter Putin. Er sei durch den Wagner-Aufstand nicht geschwächt. Einen militärischen Sieg der Ukraine gegen Russland hält Orban für „unmöglich“

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban sieht Kreml-Chef Wladimir Putin durch den Putschversuch der Wagner-Söldner in keiner Weise geschwächt. „Wenn jemand darauf spekuliert, dass Putin scheitern oder ersetzt werden könnte, dann versteht er das russische Volk und die russischen Machtstrukturen nicht“, sagte der rechts-nationalistische Regierungschef im Interview mit der „Bild“-Zeitung, der „Welt“ und „Politico“.

Der Aufstand der Wagner-Truppen vom Samstag sei „ein Ereignis ohne größere Bedeutung“, sagte Orban weiter. Zudem sei es ein Zeichen von Stärke, dass die Angelegenheit binnen 24 Stunden geregelt worden sei. Putin werde auch 2024 noch Präsident sein: „Das ist die Realität.“

Der ungarische Ministerpräsident begründete seine Auffassung damit, dass Putin populär sei und die Strukturen hinter ihm sehr stark seien: „Sie basieren auf der Armee, dem Geheimdienst und der Polizei.“ Russland sei ein „militärisch geprägtes Land“ und könne mit Deutschland oder Ungarn nicht verglichen werden. Wer mit westlicher Logik zu verstehen versuche, wie Russland vorgehe, werde sich immer täuschen.

Ungeachtet des internationalen Haftbefehls gegen Putin hält Orban nichts davon, den russischen Präsidenten als Kriegsverbrecher zu verfolgen: „Wir können nach dem Krieg über Kriegsverbrechen sprechen.“ Jetzt gehe es um einen Waffenstillstand in der Ukraine und um Verhandlungen. Dafür müssten die Beteiligten an einen Tisch gebracht werden.

Orban: „Die Ukraine ist kein souveränes Land mehr“

Einen militärischen Sieg der Ukraine gegen Russland hält Orban für „unmöglich“. „Das Problem ist, dass den Ukrainern die Soldaten früher ausgehen werden als den Russen. Und das wird am Ende der entscheidende Faktor sein.“ Deshalb plädiere er „immer für Frieden, Frieden, Frieden“. Anderenfalls werde das Land „riesige Mengen an Reichtum und viele Menschenleben verlieren“ und es werde zu „unvorstellbarer Zerstörung kommen“. Frieden bedeute gegenwärtig ein Waffenstillstand.

Orban betonte, dass es ihm darum gehe, die Ukraine zu retten. Die einzige Möglichkeit dafür sieht er darin, „dass die Amerikaner Verhandlungen mit den Russen aufnehmen und eine Vereinbarung über eine Sicherheitsarchitektur abschließen und einen Platz für die Ukraine in dieser Sicherheitsarchitektur finden“.

Der ungarische Regierungschef sprach der Ukraine zudem das alleinige Entscheidungsrecht über den Fortgang des Krieges ab: „Die Ukraine ist kein souveränes Land mehr. Sie haben kein Geld, sie haben keine Waffen. Sie können nur kämpfen, weil wir im Westen sie unterstützen.“ Der Westen habe zudem das Recht, „Waffen und Geld zu geben oder nicht“. Skeptisch beurteilte er mögliche Sicherheitsgarantien der Nato für die Ukraine.

Mit Nachdruck trat Orban Vorwürfen entgegen, ein Freund Putins zu sein: „Ich kämpfe für Ungarn. Ich kümmere mich nicht um Putin. Ich kümmere mich nicht um Russland. Ich kümmere mich um Ungarn.“ (AFP)

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