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Jewgeni Prigoschin postierte selbst mit der russischen Fahne in Bachmut.

© Action press/Tass/Concord Group Press Office

Abzug aus Bachmut: Wohin Prigoschins Söldner jetzt gehen – und was Goldschürfrechte damit zu tun haben

Nach der Eroberung von Bachmut können sich die Wagner-Söldner wieder dem Schutz von Despoten widmen, vor allem in Afrika. Experten vermuten Verbindungen in den Sudan – und ein Tauschgeschäft.

Der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat nach eigenen Angaben mit dem Abzug seiner Wagner-Truppen aus der ostukrainischen Ruinenstadt Bachmut begonnen – und es wäre überraschend gewesen, wenn er es leise getan hätte.

In einem Video-Interview zog der Warlord im Dienste des Kreml eine Bilanz seines Engagements in Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine. Es wurde, wie nicht anders zu erwarten, ein verbaler Rundumschlag.

Nach dem Motto „Viel Feind, viel Ehr“ lobt der Söldnerführer die ukrainischen Streitkräfte über die Maßen. Russland habe das erklärte Ziel, die Ukraine zu entmilitarisieren, klar verfehlt.

Man habe genau das Gegenteil erreicht: „Die ukrainische Armee wurde zu einer der stärksten der Welt“. Verantwortlich dafür seien auch die russischen Truppen, die durch ihre „Unprofessionalität“ die Ukrainer erst stark gemacht hätten.

Auch politisch sei nicht das eingetreten, was der Kreml beabsichtigt hatte: Die ukrainische Nation sei nicht verschwunden. Die russische Führung habe vielmehr aus der Ukraine eine Nation gemacht, „die die ganze Welt kennt“.

Prigoschin: 20.000 Wagner-Kämpfer bei Bachmut gefallen

Prigoschin spricht in dem Interview auch über die eigenen Verluste. 20.000 Wagner-Kämpfer sollen in der Schlacht um Bachmut gefallen sein, die Hälfte von ihnen nach eigener Auskunft Schwerverbrecher, die Prigoschin oftmals persönlich in Straflagern geworben hatte.

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Seine Leute würden sich nun erholen, ihre Kriegsmaschinen reparieren, er werde neue Söldner anwerben, die sich dann „der Erfüllung einer neuen Aufgabe widmen“, erklärte Prigoschin.

Westliche Experten meinen, dass dies der Deal sei, den Prigoschin bei einem persönlichen Treffen mit Wladimir Putin im Oktober vergangenen Jahres ausgehandelt hat: Die Wagner-Truppe nimmt Bachmut ein, liefert also einen für die Propaganda wichtigen Erfolg, und darf sich dafür danach wieder ihrem Kerngeschäft widmen. Die Operation Bachmut habe nur sehr viel länger gedauert, als ursprünglich vorgesehen.

Despoten bezahlen Prigoschin gern mit Öl oder Gold

Wagners Kerngeschäft ist nicht der Kampf gegen die reguläre Armee eines Nachbarlandes. Die Söldnerarmee ist geschaffen worden für die Niederschlagung von Aufständen und den Kampf gegen Milizen, die die Herrschaft von Despoten aller Art bedrohen. Diese wiederum bezahlen Prigoschin mit Öl, Gold oder anderen wertvollen Ressourcen.

Seit 2015 tauchen Prigoschins Söldner in mehr als einem Dutzend Länder Afrikas auf. Auf dem Kontinent bietet Wagner diverse „Serviceleistungen“ an: militärische (Kampfeinsätze, Ausbildung und Ausrüstung, Personenschutz), politische (Beratung der Machteliten), ökonomische (Ausbeutung der Bodenschätze) und geheimdienstliche (Ermittlungen über Gegner und Gefahren). Einsatzländer sind unter anderen Algerien, Burkina Faso, Mali, Eritrea, Kamerun, Zentralafrika und Sudan.

Tauschgeschäft: Goldschürfen gegen Sudan-Engagement?

Die Destabilisierung im Sudan ist nicht zuletzt auf das Erscheinen von Wagner-Söldnern in dem Land zurückzuführen. Prigoschin engagiert sich in dem Konflikt auf Seiten von Mohamed Hamdan Dagalo und dessen Miliz RSF. Dafür darf nach Informationen des Wagner-Experten Raphael Parens das Prigoschin-Unternehmen Meroe Gold Co. Ltd. im Sudan schürfen. Die Firma steht auf der US-Sanktionsliste, 90 Prozent des geförderten Goldes werden jedoch auf dunklen Wegen aus dem Land geschmuggelt.

Einige Länder des Westens und die EU haben angekündigt, die Wagner-Söldner als internationale Terrororganisation einstufen zu wollen. An der Auftragslage für die Kämpfer dürfte das wenig ändern.

Der französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnete Wagner treffend als „Lebensversicherung für Regimes, die zu scheitern drohen“. Davon gibt es im Globalen Süden genug – und Prigoschins Söldner haben ihre blutigen Hände ja jetzt wieder frei.

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