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Ein Löschflugzeug in der Nähe von Athen.

© AFP/Sypros Bakalis

Update

„Das Schlimmste liegt noch vor uns“: Waldbrände bei Athen unter Kontrolle – Hitzewelle quält Südeuropa

41 Grad in Rom, 43 Grad auf Mallorca, 45 Grad in Katalonien: Dieser Sommer bringt Einheimische, Urlauber und Einsatzkräfte in Südeuropa an ihre Grenzen.

| Update:

Die Feuerwehr hat die beiden großen Waldbrände nördlich und westlich der griechischen Hauptstadt Athen weitgehend unter Kontrolle gebracht. Die Lage sei deutlich besser, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Donnerstagmorgen dem Radiosender Skai.

Es gebe sowohl in der Region Dervenochoria als auch nahe der Stadt Loutraki noch kleinere Brandherde, von denen man jedoch hoffe, sie im Laufe des Tages zu löschen.

Auf Rhodos hingegen tobt der Waldbrand in der Mitte der Ferieninsel weiter; hier sei die Lage zwar etwas besser als am Vortag, doch das unwegsame Gelände mit bis zu 15 Meter hohen Bäumen erschwere die Löscharbeiten, berichtete der Staatssender ERT.

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Die Waldbrandgefahr wurde insgesamt für Donnerstag von der Feuerwehr geringer eingeschätzt als in den Tagen zuvor, unter anderem weil die zuvor starken Winde nachließen.

Akropolis bleibt geschlossen — das Personal streikt

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis rief seine Landsleute am Donnerstag dazu auf, bei erwarteten Temperaturen von bis zu 45 Grad am Wochenende äußerst vorsichtig zu sein. Das Kulturministerium kündigte an, dass alle archäologischen Stätten des Landes, einschließlich der Akropolis in Athen, als Vorsichtsmaßnahme bis Sonntag erneut in den heißesten Stunden des Tages geschlossen bleiben.

Nach der Anordnung des Kulturministeriums wurde die Akropolis am Donnerstag um 12.00 Uhr (Ortszeit, 11.00 Uhr MESZ) geschlossen. Theoretisch könnte die meistbesuchte Sehenswürdigkeit des Landes um 17.30 Uhr wieder öffnen – wegen der Hitze ist das Sicherheitspersonal aber in einen Streik getreten. Die Mitarbeiter der Akropolis und anderer archäologischer Stätten legen bis Sonntag jeweils für vier Stunden bis zur Schließung um 20.00 Uhr die Arbeit nieder.

Vergangene Woche konnten Touristen noch den Parthenon-Tempel besichtigen. Nun bleibt die Akropolis bis mindestens Sonntag geschlossen.
Vergangene Woche konnten Touristen noch den Parthenon-Tempel besichtigen. Nun bleibt die Akropolis bis mindestens Sonntag geschlossen.

© dpa/ Angelos Tzortzinis

Die Gewerkschaft des Sicherheitspersonals hatte angegeben, in den vergangenen Tagen seien mindestens 20 Besucher wegen der Hitze zusammengebrochen. Am Donnerstag war am Fuß des Akropolis-Felsens erneut das Rote Kreuz im Einsatz, um Wasserflaschen an Besucher zu verteilen.

Menschen und Tiere in Italien, Spanien und Griechenland leiden im Sommer 2023: Eine weitere große Hitzewelle hat das Mittelmeer fest im Griff – und macht vielerorts vor allem Touristen, die solche Temperaturen nicht gewohnt sind, enorm zu schaffen. Und: Die nächste Hitzewelle rollt bereits an.

In Griechenland stehen in den nächsten Tagen Temperaturen von über 40 Grad an. Ein Überblick.


„Nie wieder Rom im Sommer“ – Alarmstufe in Italien

Italien stöhnt unter der sengenden Hitze. Am Mittwoch wird in 23 größeren Städten die höchste Alarmstufe für Hitze gelten. In der Hauptstadt Rom werden dem Wetterdienst der Luftwaffe zufolge 40 Grad erwartet, in Florenz und Bologna 37 bis 39 Grad.

Am Dienstag wurden in Rom 41,8 Grad gemessen. Vor dem berühmten Kolosseum sagte eine Touristin aus München der Deutschen Presse-Agentur: „Das hält man nicht mehr aus.“

Spanien schmilzt!

Überschrift der Digitalzeitung „OK Diario“

Ein Reisender aus Braunschweig, der mit seiner Freundin Rom besuchte, sagte: „Dass es heiß wird, war klar, aber nicht, dass wir 40 Grad und mehr haben.“

Ein anderer Deutscher sagte, er habe seinen Urlaub in der Ewigen Stadt bereits vor einem halben Jahr gebucht. Da sei aber nicht geplant gewesen, dass es so heiß wird. „Nie wieder Rom im Sommer“, konstatierte ein weiterer deutschsprachiger Passant.

Hitze in Italien treibt Stromverbrauch in die Höhe

Das Nachrichtenportal Roma Today berichtete am Mittwoch von vermehrten Stromausfällen in der italienischen Hauptstadt. Den vielen laufenden Klimaanlagen sei das Stromnetz derzeit nicht mehr gewachsen.

Der Energieversorger Areti, der nach eigenen Angaben 1,7 Millionen Haushalte und Unternehmen beliefert, sprach von zahlreichen Einsätzen in der Stadt. Italiens zentraler Netzbetreiber Terna maß am Dienstag landesweit den bislang höchsten Stromverbrauch des Jahres, kündigt auf seinem Internetauftritt für Mittwoch aber einen weiteren Anstieg an.

Trotz der hohen Temperaturen tummelten sich auch vor anderen römischen Attraktionen die Touristen. Am berühmten Trevi-Brunnen war es zwar leerer als sonst, jedoch trotzdem noch gut gefüllt.

Auch an der Spanischen Treppe fanden sich viele Menschen ein – drängten sich aber in den wenigen schattigen Ecken und kühlten sich an dem Brunnen Fontana della Barcaccia ab.


„Spanien schmilzt“

Die Gluthitze macht dieser Tage in Spanien selbst den an Wärme gewöhnten Einheimischen und den eingefleischten Sonnenfans unter den Touristen zu schaffen. Während die Einheimischen aber kein Hehl aus ihrem Leiden machen und stöhnen und schimpfen, will sich kaum ein Besucher aus Deutschland den Spaß am Urlaub verderben lassen.

Im Meer an den Küsten Spaniens wurden derweil neue Temperatur-Rekorde gemessen: Wie der spanische Wetterdienst am Mittwoch mitteilte, lag die durchschnittliche Wassertemperatur vor Spanien Mitte Juli bei 24,6 Grad Celsius und damit 2,2 Grad über dem Durchschnitt für die Jahreszeit. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940 wurde für Mitte Juli keine so hohe Durchschnittstemperatur im Meer gemessen.

Die Situation sei „beispiellos“, erklärte der Wetterdienst Aemet. Besorgniserregend ist einem Sprecher zufolge vor allem, dass sich das Meer im Laufe des Sommers noch weiter erwärmen könnte. An einigen Stellen an der Mittelmeerküste im Südosten Spaniens ist das Wasser schon jetzt 28 Grad warm.

Außerhalb des Wassers ist ebenfalls noch keine Abkühlung in Sicht. Salvador Dalís katalonische Geburtsstadt Figueres meldete am Dienstag 45 Grad Lufttemperatur. Am Mittwoch wurden in Murcia, Alicante und Almería im trockenen Süden Spaniens mehr als 44 Grad erwartet.

Seit Samstag kämpfen zudem Hunderte Feuerwehrleute gegen einen Brand, der auf der Kanareninsel La Palma wütet. Rund 4000 Menschen mussten evakuiert werden, das Feuer zerstörte schon rund 20 Gebäude und 3500 Hektar Land.

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„Spanien schmilzt“, titelte die Digitalzeitung „OK Diario“. Rentner Francisco schimpft im Café in Madrid. „Man hält's nicht aus, man hält's nicht aus“, sagte er der dpa. „Es wird jedes Jahr heißer!“

Am Dienstag erlitt Spanien den Höhepunkt der derzeitigen Hitzewelle. Am schlimmsten erwischte es unter anderem Mallorca. Im Norden und Osten der Insel und auch in Teilen von Katalonien und Aragonien im spanischen Nordosten galt die höchste Alarmstufe Rot des Wetterdienstes Aemet.

In Sa Pobla circa 40 Kilometer nordöstlich der Inselhauptstadt Palma wurden 44 Grad gemessen. Der vorläufig höchste Tageswert wurde aber im katalanischen Figueres mit 45,3 Grad verzeichnet.

Am Ballermann gab es immerhin 38 Grad – im Schatten natürlich. Dort waren nachmittags die Straßen „quasi leergefegt“, wie die „Mallorca Zeitung“ feststellte.

Am Strand war mehr los. Christian Scherer aus dem Ahrtal, der für eine Woche Urlaub auf Mallorca macht, wirkt verdutzt, als er von der „MZ“-Reporterin auf die Hitze angesprochen wird. „Ist das nicht immer so?“, fragt der 34-Jährige, der mit Partnerin und einer Freundin zum Radurlaub auf der Insel ist.

Die Hitzewelle soll am Donnerstag zu Ende gehen. In Spanien werden laut Aemet immer mehr und immer intensivere Hitzewellen registriert.

„Wir kämpfen an allen Fronten“ – Waldbrände in Griechenland

Der griechische Meteorologe Theodoros Giannaros vom Nationalen Observatorium Athen hat am Mittwoch davor gewarnt, dass die Situation mit Hitze, Trockenheit und Bränden in Griechenland noch schlimmer werde. Am Donnerstag sinke das Brandrisiko, „aber am Wochenende wird es wieder sehr hoch sein“, sagte Giannaros mit Blick auf die angekündigte neue Hitzewelle im Staatssender ERT.

In Griechenland haben Feuerwehrleute am Mittwoch den dritten Tag in Folge gegen drei große Feuerfronten angekämpft. Hier die Waldbrände westlich von Athen.
In Griechenland haben Feuerwehrleute am Mittwoch den dritten Tag in Folge gegen drei große Feuerfronten angekämpft. Hier die Waldbrände westlich von Athen.

© AFP/LOUISA GOULIAMAKI

Das fatale Phänomen bezeichnete der auf Wetter und Brände spezialisierte Meteorologe mit „Hot - Dry - Windy“, also „Heiß - Trocken - Windig“. Er fühle sich an die klimatischen Bedingungen des Jahres 2021 erinnert, als in Griechenland viele Zehntausende Hektar Wald und Vegetation verbrannten, sagte Giannaros dem Sender und prognostizierte: „Das Schlimmste liegt noch vor uns.“

Man stehe ab Donnerstag vor einer neuerlichen Hitzewelle, die ihren Höhepunkt am Wochenende erreiche und örtlich für bis zu 44 Grad sorgen werde. Der Rückgang der Hitzewelle am darauffolgenden Montag sei dann wieder mit starkem Wind gepaart.

Das führe zur Situation von „Heiß, Trocken, Windig“, wobei jeder Funke ein gewaltiges Feuer verursachen könne, weil die Winde die Glut und die Flammen anheizten und darüber hinaus die Funken über weite Strecken forttrieben, sodass neue Brandherde entstünden.

Meteorologen warnten, dass in den nächsten Tagen eine neue Hitzewelle mit Temperaturen bis 44 Grad den Südosten Europas erreichen werde. Anschließend sollen wieder starke Winde einsetzen, die neue Brände anfachen könnten, teilte das Wetteramt in Athen mit. (dpa, AFP)

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