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Mitglieder der Bahngewerkschaft EVG stehen in der Nähe des Bahnhofs  Köln an einem Transparent mit der Aufschrift „Wir streiken“.

© dpa/Oliver Berg

Update

Auswirkungen bis zum Abend: Bundesweiter Warnstreik beendet – Gewerkschaft zieht positives Fazit

Zahlreiche Beschäftigte der Eisenbahngewerkschaft EVG legten am Freitag die Arbeit nieder. Gegen 13 Uhr soll auch der Fernverkehr wieder schrittweise hochgefahren werden.

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Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat den bundesweiten Warnstreik im Fern- und Regionalverkehr am Freitagvormittag für beendet erklärt und ein positives Fazit gezogen. „In allen 50 Unternehmen haben wir massive Auswirkungen gehabt“, sagte Tarifvorständin Cosima Ingenschay. „Auf der Schiene und auch bei den Busbetrieben ist quasi nichts mehr gefahren.“

Die Beteiligung habe in etwa auf dem Niveau des ersten großangelegten Warnstreiks der EVG und Verdi von Ende März entsprochen. „Die Wut und Enttäuschung ist sehr groß, dass immer noch keine verhandlungsfähigen Angebote vorliegen“, sagte Ingenschay.

Die Bahnunternehmen hatten angekündigt, dass nach dem Ende des Warnstreiks am Freitag um 11 Uhr insbesondere der S-Bahn- und Regionalverkehr vergleichsweise schnell wieder anlaufen werde. Seit 13 Uhr würden auch ICE- und IC-Züge wieder schrittweise auf die Strecke gebracht, teilte ein Sprecher mit.

Im Laufe des Nachmittags sollen wieder rund 90 Prozent der regulär vorgesehenen Züge verkehren. Gleichwohl seien die Auswirkungen des Warnstreiks im Fernverkehr noch bis in die Abendstunden hinein zu spüren, hieß es.

Der Warnstreik hatte am Freitagvormittag den Bahnverkehr nahezu komplett lahmgelegt. Beschäftigte von rund 50 Bahnunternehmen befanden sich zwischen 3 und 11 Uhr im Arbeitskampf, wie ein EVG-Sprecher bestätigte. Parallel bestreikte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi weiter die Flughäfen Hamburg, Köln/Bonn und Düsseldorf – und seit Freitag zusätzlich die Airports in Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden.

Zweiter Warnstreik im aktuellen Tarifkonflikt

Der Warnstreik am Freitag war der zweite in der aktuellen Tarifauseinandersetzung der EVG mit den Bahnunternehmen. Bei der Arbeitsniederlegung am 27. März gingen EVG und Verdi gemeinsam vor und legten neben dem öffentlichen Nah-, Regional- und Fernverkehr auch mehrere Flughäfen in der Bundesrepublik lahm.

Stundenlang ging auf der Schiene nichts - ein Verkehrschaos etwa auf der Straße blieb durch den ganztägigen Ausstand Ende März aber aus. Viele Menschen setzten offensichtlich auf Homeoffice oder stellten sich anders auf die Ausfälle ein.

Die Verhandlungen für neue Tarifverträge laufen seit Ende Februar. Die EVG verhandelt dabei für 230.000 Beschäftigte, 180.000 davon arbeiten bei der Deutschen Bahn. Die Gespräche mit dem bundeseigenen Konzern kamen allerdings von Beginn an nicht in Schwung: Der erste Termin endete nach nur zwei Stunden, auch beim zweiten Treffen wurden dem Vernehmen nach lediglich die jeweiligen Standpunkte ausgetauscht.

Keine Einigung auf Schlichterspruch

Die Gewerkschaft will für die Beschäftigten ein Lohnplus von mindestens 650 Euro erreichen oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen, das alles bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Die bundeseigene Bahn zeigte sich zuletzt offen, den jüngsten Schlichterspruch im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes als Orientierung für eine bahnspezifische Lösung zu übernehmen.

Der Schlichterspruch sieht zunächst einen steuer- und abgabefreien Inflationsausgleich in mehreren Stufen von insgesamt 3000 Euro vor. Ab März 2024 soll es dann einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend ein Lohnplus von 5,5 Prozent geben. Über den Vorschlag wollen die Gewerkschaften mit Bund und Kommunen am kommenden Wochenende verhandeln.

Die EVG lehnt es strikt ab, den Schlichterspruch als weitere Verhandlungsgrundlage zu übernehmen. „Wir müssen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, die glauben, die Forderungen ihrer Beschäftigten ignorieren zu können und stattdessen Tarifverhandlungen nach Gutsherrenart führen wollen. Das ist nicht akzeptabel“, sagten die beiden EVG-Tarifvorstände Cosima Ingenschay und Kristian Loroch zur Begründung des neuerlichen Warnstreiks.

DB-Personalvorstand Martin Seiler bezeichnete den Warnstreik dagegen als überzogen und unnütz. „Am Freitag, dem reisestärksten Tag der Woche, trifft er viele Pendler:innen besonders hart. Die EVG hat Maß und Mitte komplett verloren und setzt nur auf Krawall“, sagte der Manager. Die nächste Verhandlungsrunde zwischen EVG und DB ist für kommenden Dienstag in Fulda angesetzt.

Das Unternehmen Transdev versuchte am Donnerstag noch, den Warnstreik per einstweiliger Verfügung zu stoppen. Das Arbeitsgericht in Frankfurt wies die Anträge allerdings am Donnerstagnachmittag nach Angaben eines Sprechers zurück.

Streik auch an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg

An den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg werden die am Donnerstag begonnenen Warnstreiks des Sicherheitspersonals am Freitag fortgesetzt. Zusätzlich hat die Gewerkschaft Verdi auch am Stuttgarter Flughafen zum Ausstand aufgerufen.

Verdi will so bei Verhandlungen für die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.

Die Gewerkschaft verhandelt seit geraumer Zeit mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen über Zuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie Regelungen zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte. (dpa, Tsp)

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