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Die Berliner Sendezentrale im Winterlook. Noch immer kein Ende der Negativschlagzeilen.

© rbb

RBB-Reportage „Senderstörung“: Innenansichten einer Krisen-Anstalt

Der „Inside rbb“-Film lässt auch Mitarbeiter zu Wort kommen, die sich sonst öffentlich nicht äußern. Ohne die es das Programm des Senders aber nicht geben würde.

Der Film über die RBB-Affäre hätte viele Namen verdient. Er hätte „Komplettes Systemversagen“ oder „Öffentlich-rechtlicher Gau“ heißen können. Andre Kartschall, Mitarbeiter des RBB-Magazins „Kontraste“, und RBB-Inforadio-Journalist Jörg Poppendiek haben einen anderen Titel gewählt: „Senderstörung – Inside rbb“, so nannten sie die 45-Minuten-Reportage, die über die ARD-Mediathek abgerufen werden kann.

Genau darum handelt es sich: Um Innenansichten aus einem Sender, der seit fast einem halben Jahr nicht aus den Schlagzeilen herauskommt und nach allen Vorwürfen wegen Untreue, Vetternwirtschaft, Verschwendung von Beitragsgeldern nun auch noch vor der schwersten wirtschaftlichen Krise in der noch jungen Geschichte des RBB steht. Dabei wird der Abschlussbericht der Kontrolleure der Kanzlei Lutz Abel erst im Januar erwartet, womit niemand sagen kann, was noch ans Licht kommt. Zu sehen ist: viel Archivmaterial mit einer fehlgeleiteten Ex-Intendantin Patricia Schlesinger, offene Gespräche mit einem auskunftsfreudigen Programmchef Jan Schulte-Kellinghaus, zu wenig von Ex-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf.

Ich möchte, dass man in wenigen Monaten merkt, hier ist was passiert. Oder es zumindest etwas unterwegs.

Patricia Schlesinger, Ex-RBB-Intendantin bei ihrem Amtsantritt 2016

Doch neue Erkenntnisse sind offenkundig nicht das Ziel der erhellenden Reportage von Kartschall und Poppendiek, die früh erkannt haben, wie wichtig die Dokumentation der Vorgänge sein würde. Zu vielen Stationen der Krise gibt es zwar Material aus den hauseigenen Sendungen, das „Inside RBB“ hat jedoch während der Monate kontinuierlich in den Sender hineingehört und Stimmen auch von jenen Mitarbeitern eingesammelt, die sonst nicht öffentlich zu Wort kommen. Ohne die es das Programm des RBB aber nicht geben würde.

Etwas mehr Außensicht hätte gleichwohl nicht geschadet. Sicher: Es verdient Anerkennung, dass RBB-Medienjournalist Jörg Wagner noch vor dem Rücktritt und dem späteren Rauswurf von Patricia Schlesinger über die bekannt gewordenen Missstände thematisierte. Gleiches gilt für das vom RBB eingerichtete Rechercheteam um Investigativ-Journalist Rene Althammer, das weitere Verfehlungen der Senderspitze zu Tage förderte.

So erhellend ihre Schilderungen sind, fehlen doch die Einordnungen von außen, auch die Medienpolitik hätte dazu sicher etwas sagen können. Vor allem mit Blick auf die Frage, wie es zu dieser Katastrophe hat kommen können und welche Rolle die Strukturen des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems dabei gespielt haben.

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