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Der junge Walforscher Leon Anawak (Joshua Odjick) bringt in einer riskanten Aktion einen Peilsender an einem schlafenden Grauwal an.

© ZDF und Schwarm TV Production Gm

Berlinale Series erstmals mit Award: „Wir sind sehr glücklich mit unserem Platz innerhalb der Berlinale“

Seit beinahe zehn Jahren gehört die Berlinale Series zum Filmfestival. Erstmals wird in der Sektion ein eigener Preis vergeben. Ein Gespräch mit Leiterin Julia Fidel.

Frau Fidel, die Berlinale Series werden von der paneuropäisch produzierten Serie „Der Schwarm“ eröffnet, die zugleich die teuerste hier produzierte Serie überhaupt ist. Wie kam es dazu?
Uns interessieren Projekte, die bestimmte Meilensteine darstellen. „The Last of US“ hat uns auch brennend interessiert, aber die Serie ist zwei Monate vorher gestartet. Beim „Schwarm“ zeichnete sich vor einem Jahr ab, dass es zeitlich passen könnte.

Die Auswahl an interessanten deutschen Serien ist groß.
In Deutschland wird inzwischen viel produziert, seitdem die großen Streamer hier aktiv geworden sind. Auch für die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen werden viele Experimente gewagt. Seit der Netflix-Serie „Dark“ ist ein neues Selbstbewusstsein der deutschen Serienmacher entstanden. Auch bei der DDR-Agenten-Serie „Kleo“ wurde dies sichtbar. Man hat erkannt, dass eine deutsche Serie auf der ganzen Welt erfolgreich sein kann.

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Was braucht es dafür?
Um wie „Kleo“ international erfolgreich zu sein, braucht es einen gewissen Look. Angefangen bei der Ausstattung über die Kostüme bis zu Hair und Make-up, aber auch in Sachen Musikalität. Da hat diese deutsche Serie einen hohen internationalen Standard.

Die 1980er können deutsche Serienmacher ziemlich gut.
Das kann man so sagen.

Warum ist „Der Schwarm“ dann nicht im Wettbewerb?
Darüber wurde intensiv nachgedacht. Wir haben uns wegen der Vergleichbarkeit beim Award dagegen entschieden. Von den anderen Serien sind nur zwei Episoden zu sehen. Beim „Schwarm“ kommen wir dem Ursprung der Bedrohungslage erst in der dritten Folge näher, weshalb wir uns dazu entschlossen haben, diese auch noch zu zeigen. Zudem ist „Der Schwarm“ eine solche Superlativproduktion, dass wir ihr gern den besonderen Eröffnungsabend überlassen wollten. Darum zeigen wir diese Serie außer Konkurrenz.

Wie ausgeglichen sind die Wettbewerbsbeiträge?
Das ist bewusst nie ausgeglichen, um dem Festival, dessen Teil wir sind, gerecht zu werden. Wir suchen sowohl Serien, die so arthousig sind, dass sie bei den internationalen Streamern nur schwer zu finden sein werden. Gleichzeitig haben wir extrem hochwertige Serien gesucht, die im besten Sinne mainstreamig sind. Ich glaube, das ist uns gelungen.

In der chinesischen Serie „Why Try To Change Me Now“ erzählt Regisseur Dalei Zhang von einer Mordserie in den 1990er Jahren in der heruntergekommenen Industriestadt im Nordosten Chinas.

© iQIYI, Inc

Nennen Sie gerne einige Beispiele.
Die chinesische Serie „Why Try To Change Me Now” ist zum Beispiel absolutes Arthouse-Kino. Gleichzeitig haben wird die visuell beeindruckende neue Disney+-Serie „The Good Mothers“. Die Mini-Serie „Die Architekten“ können wir sogar in Gänze zeigen, während von der Serie „Agent“ mit sämtlichen dänischen Stars nur zwei Episoden zu sehen sind. Mit der großen Bandbreite wollen wir zeigen, was Serien alles sein können. Und damit dem Eindruck entgegenwirken, dass alles immer konformer wird.

Es werden die unterschiedlichsten Themen angesprochen. So in der indischen Serie „Dahaad“.
Diese Serie ist extrem gesellschaftskritisch. Was uns hier besonders ansprach, ist der sehr leichte Zugang zu den Figuren und der Erzählung an sich, während sie unwahrscheinlich viele aktuelle Themen kritisch betrachtet und auch politisch Komplexes nicht auslässt.

Die deutsch-rumänische Serie „Spy“ von HBO handelt von einem Agentenpoker zwischen CIA, Securitate, KGB und Stasi im Jahre 1978.

© Stefan Popescu / HBO Max

Mit „Spy“ ist im Wettbewerb eine deutsch-rumänische rumänische Koproduktion vertreten. Auf einem Festival in Berlin hätte man auch mehr deutsche Serien erwarten können.
Dahinter steht keine bewusste Entscheidung, sondern der Wunsch, eine möglichst große Bandbreite abzubilden. Und das bei einer Beschränkung auf acht Serien insgesamt und sieben im Wettbewerb. Die Herkunft einer Serie spielt darum nicht die entscheidende Rolle.

Die Bandbreite der Länder, die mit Produktionen auf den Berlinale Series vertreten sind, ist tatsächlich spannend. Auch darum würde man sich wünschen, dass diese Sektion noch größer wäre.
Wir haben schon oft darüber nachgedacht, ob es nicht zwei oder sogar vier Programmplätze mehr geben sollte. Zum Beispiel mit Dokumentarserien oder Serien mit einem sehr speziellen Ansatz. Aber bei der großen Auswahl wollen wir einen Nukleus zeigen, über den man danach reden kann. Genau das ist ja das große Problem: Wir wollen über Serien sprechen, haben aber nie dieselben gesehen. Somit ist die Begrenzung Teil der Qualität dieses Programms.

Die Auswahl ist vielversprechend, wenn auch mit einem leichten Übergewicht beim Drama.
Es gibt aber genauso leichtere Themen. „Agent“ ist ganz klar eine Komödie, die sich über die überspannten Film- und Fernsehpersönlichkeiten dieser Medienwelt lustig macht. Das hat große Screwball-Elemente.

Weil sie vorhin Dokumentationen ansprachen: Gibt es konkrete Pläne für die nächsten Ausgaben der Berlinale Series?
Wir sind für dafür grundsätzlich offen. Im Rahmen des neuen Series Awards könnte es allerdings schwierig sein, Dokumentarserien und fiktionale Serien in direkte Konkurrenz zu stellen.

Die dänische Serie „Agent“ handelt von Johan, der die privaten und beruflichen Probleme seiner KlientIinnen aus der Musik- und Filmbranche lösen muss.

© Henrik Ohsten/Zentropa

Bei Drama und Komödie geht das doch auch. Am Ende entscheidet doch die Qualität der Umsetzung.
Das ist sicherlich richtig. Wir hatten auch schon einmal eine Dokuserie. Wichtig ist uns, dass eine solche Serie fiktionalen Erzählungsmustern folgt und eine Geschichte erzählen möchte.

Man mag geteilter Meinung über die Qualität des Michael-Schumacher-Dokufilms sein, aber genau das hatte er jedoch geleistet.
Wenn es gut gemacht ist, schauen wir es uns an. Wir hatten auch in diesem Jahr einige Dokumentarserien, die uns begeistert haben. Aber leider können wir nicht alles zeigen, was uns begeistert.

Im indischen Serienbeitrag „Dahaad“ verschwinden Frauen spurlos in Rajasthan, ohne dass sich jemand darüber wundert. Doch die Polizistin Anjali Bhaati bemerkt Ähnlichkeiten zwischen den Fällen.

© Excel Media and Entertainment

Wohin sollen sich die Berlinale Series entwickeln?
Zunächst einmal sind wir sehr glücklich mit unserem Platz innerhalb der Berlinale. Ausgekoppelte Serien-Festivals gibt es einige. Uns ist es wichtig, ein Berlinale-Festivalprogramm zu machen. Dazu gehört die Verschränkung von Film- und Fensehbranche, die auch durch den Berlinale Series Market gegeben ist.

Welche Pläne treiben Sie um?
Wir haben natürlich ein paar Ideen. Zunächst einmal freuen wir uns darüber, dass wir in diesem Jahr wir zum ersten Mal den Preis haben, auf den wir lange hingearbeitet haben. Die Diskussion um eine Ausweitung der Berlinale Series kommt später. Ich empfinde den kleinen abgegrenzten Boutique-Charakter der Berlinale Series als ziemlich ideal. Wir planen nicht, uns zu verdoppeln.

Der Berlinale-Touch sozusagen.
Den wollen wir unbedingt erhalten. Mit unserem Programm sind wir unwahrscheinlich glücklich und hoffen, dass das Publikum es annimmt und Lust bekommt, über Serien zu sprechen.

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