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Jules (Nathan Stewart-Jarrett) im Rache-Thriller „Femme“.

© Agile Films

Queere Filme auf der Berlinale: Vielfalt, Glam und Sehnsucht

Ein trans Kind im Wettbewerb, ein Philosophie-Star bei Encounters, eine Lesbe in den Serien und viele LGBT-Figuren im Panorama. Ein Überblick über die queeren Berlinale-Filme.

Der Queer-Faktor der Filmfestspiele ist in diesem Jahr besonders hoch. Schon die Kür von Hollywood-Star Kristen Stewart zur Jury-Präsidentin war ja ein gutes Omen gewesen, das sich mit Blick auf ein Programm mit ungewöhnlich vielen Filmen mit quereen Figuren und Themen zu erfüllen scheint. Ins Rennen um den Goldenen Bären gehen mit „20.000 species of bees“ von Estibaliz Urresola und „Bis ans Ende der Nacht“ von Christoph Hochhäusler gleich zwei Werke, in denen trans Personen eine zentrale Rolle spielen. John Trengoves „Manodrome“ mit Jesse Eisenberg dreht sich hingegen um verinnerlichte Homofeindlichkeit.

Noch mehr Hollywood-Glam gibt es in den Specials, wo Cate Blanchett zur Deutschland-Premiere von „Tár“ im Berlinale Palast erwartet wird, in dem die Australierin eine in Berlin lebende lesbische Stardirigentin spielt. Begleitet wird sie von Nina Hoss, die in Todd Fields Drama ihre Ehefrau verkörpert.

Ein Philosophie-Star beehrt die Encounters-Reihe: Paul B. Preciado, bekannt geworden mit dem Buch „Test Junkie. Sex, Drogen und Biopolitik in der Ära der Pharmapornografie“ präsentiert hier sein Filmdebüt „Orlando, my political biography“, in dem er seine trans Erfahrung im Spiegel von Virginia Woolfs gleichnamigen Klassiker betrachtet. Auch er wird zur Weltpremiere erwartet.

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Die traditionelle Heimat des queeren Films auf der Berlinale ist das Panorama, das diesmal mit 16 von seinen 35 Werken wieder eine hohe Quote erreicht. Wobei schwule Perspektiven etwas stärker repräsentiert sind als das restliche LGBTIQ-Spektrum. So verfolgt Hannes Hirschs „Drifter“ den Weg eines 22-jährigen Neu-Berliners in die schwule Club-Szene und „All the Colours of the World Are Between Black and White“ von Babatunde Apalowo die schwierige Annäherung von zwei jungen Männern im nigerianischen Lagos.

Mit einiger Starpower geht „Passages“ von Berlinale-Stammgast Ira Sachs an den Start: Franz Rogowski („Große Freiheit“) spielt einen Filmregisseur, der seit 15 Jahren mit einem Künstler (Ben Whishaw) verheiratet ist und plötzlich eine Affäre mit einer Frau (Adèle Exarchopoulos) beginnt. Dabei reißt er alle drei in seinen Strudel aus Selbstsucht, Sex und Sehnsucht.

Nach London führt „Silver Haze“, ein hartes Sozialdrama von Sacha Polak, in dem sich Krankenschwester Franky und die nach einem Selbstmordversuch gerade aus der Klinik entlassene Patientin Florence verlieben. Beide schleppen einen riesigen Sack voller Dämonen und Problemen mit sich herum, die bald auch ihr Glück bedrohen – allerdings tun sich vor allem für Franky auch neue Wahlverwandtschaftsperspektiven auf.

Ebenfalls in der englischen Hauptstadt spielt „Femme“ von Sam H. Freeman und Ng Choon Ping, die in ihrem Regiedebüt von Jules erzählen, der nach einem Auftritt als Drag Queen noch in seinem Outfit kurz Zigaretten holen geht und brutal zusammengeschlagen wird. Monate später trifft Jules den Täter in einer Schwulensauna wieder und sieht seine Chance auf Rache. Eine spannende, finstere Story, die vom hervorragenden Nathan Stewart-Jarrett in der Hauptrolle getragen wird.

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Die Kinder- und Jugendsektion Generation hatte im vergangenen Jahr einige feine Comig-of-Age-Filme mit queerer Perspektive im Programm. Daran scheint die Sektion jetzt unter anderem mit dem Spielfilm „Mutt“ von Vuk Lungulov-Klotz anzuschließen, der 24 Stunden im Leben des Protagonisten Feña zeigt. Nach seiner Transition kommt er wieder in Kontakt mit verlorenen geglaubten Gefühlen. Auch Juan Sebastian Torales’ „Almamula“ befasst sich mit der Entwicklung eines Jugendlichen: Nino flüchtet vor homophoben Angriffen in ein Haus in einem Wald, wo er beginnt, sein Begehren zu erforschen.

In der Serien-Sektion läuft „Bad Behaviour“ von Regisseurin Corrie Chen, die von einer jungen queeren Autorin erzählt, die sich in Rückblenden an ihre Zeit in einem australischen Mädchen-Internat erinnert. Damals sucht sie verzweifelt nach einem Platz in einer Clique, die von einer manipulativen Anführerin dominiert wurde – und scheute dabei auch nicht davor zurück, andere zu verletzen.

Und zuletzt sei noch eine echte B-Movie-Perle aus den Siebzigern erwähnt, die im Forum läuft: „A Rainha Diaba“ (Devil Queen) von Antonio Carlos da Fontoura erzählt eine durchgeknallte Räuberpistole rund um einen schwulen Obergangster – inklusiver großer Mengen Kunstblut.

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