zum Hauptinhalt
Mitarbeiter der Stadtreinigung räumen in Berlin-Mitte den Schnee an einer Straßenkreuzung.

© dpa/Rainer Jensen

Winterdienst: Die Berliner Stadtreinigung sollte auch Gehwege räumen

Autofahrer können sich auf den Winterdienst verlassen. Die Fahrbahnen werden zuverlässig geräumt. Auf Gehsteigen herrscht dagegen an vielen Stellen Schlittergefahr. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan Wiehler

Autofahrer können sich auf den Winterdienst verlassen. Sobald es glatt wird oder schneit, werden die Straßen geräumt und gestreut. Freie Fahrt für freie Bürger. Auch für die Radwege ist die Berliner Stadtreinigung (BSR) zuständig, dort gelingt die Räumung schon weniger zuverlässig und flächendeckend.

Nur die Fußgänger geraten auf winterlichen Wegen an vielen Stellen ins Schlittern – und landen im schlimmsten Fall mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus. Denn sie müssen sich auf die Räumpflicht von Anliegern und Hauseigentümern verlassen, denen es obliegt, die Wege von Schnee und Eis zu räumen.

Das Ergebnis: Auf Berlins Bürgersteigen entsteht bei winterlicher Witterung ein gefährlicher Flickenteppich. Und das sieht so aus: Vor den Häusern sieben bis elf ist vorbildlich seit sechs Uhr früh geräumt, weil der Winterdienst zuverlässig war, nebenan liegt der Schnee noch knöchelhoch, weil eine andere Firma zuständig ist oder sich der Hauseigentümer den Räumdienst spart in der Hoffnung, dass schon niemand zu Schaden kommt.

Kontrollen? Hallo, wir sind in Berlin

Zwar drohen denen, die ihrer Räumpflicht säumig bleiben, Bußgelder von bis zu 10.000 Euro. Aber Kontrollen? Hallo, wir sind in Berlin. Und so bleibt der schnee- und eisfreie Gehweg Glückssache. Hier rückt der Winterdienst an, dort bleibt er aus.

Dabei ist es weder zweckmäßig noch effizient, wenn das Räumfahrzeug eines Winterdienstes vor einem oder zwei Häusern fegt und dann wieder abrückt – klimafreundlich schon gar nicht.

Das ginge auch anders, findet Roland Stimpel vom Fußgänger-Verein FUSS, der vorschlägt, die Räumdienste gleich für ganze Kieze zu organisieren, das Vorbild dafür könnten die Schornsteinfegerbezirke sein. Das sei wirkungsvoller als das bisher geltende Prinzip: „Jeder kehre vor seiner Tür.“

Der Fußgänger-Lobbyist ist sogar der Ansicht: „Geräumte Gehwege sind wichtiger als geräumte Fahrbahnen und Radwege“ – denn zum Gang vor die Haustür gebe es für die meisten keine Alternative, auch in Zeiten von Homeoffice und Lieferdiensten.

Warum überhaupt eine Sonderregelung für den Winterdienst auf Gehsteigen? Eine stadtweit einheitliche Regelung für alle Wege wäre besser. Am einfachsten wäre es, wenn die BSR neben Straßen und Radwegen auch die Räumung der Gehsteige miterledigen würde. Mit den Mitteln aus einer entsprechenden Gebührenerhöhung für die Straßenreinigung könnte die BSR auch die privaten Winterdienste beteiligen – und sie auch mit mehr Nachdruck zur Räumungspflicht anhalten als Hauseigentümer und Anlieger das bisher können. Der nächste Eisregen kommt bestimmt.  

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false