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Kai Wegner, Landesvorsitzender CDU Berlin.

© dpa/Monika Skolimowska

Vornamen-Abfrage der Berliner CDU: Es wird plötzlich sehr einsam um Kai Wegner

Von der SPD kommt Kritik, die Grünen schließen eine Koalition faktisch aus: Für die CDU endet die Suche nach nicht-deutschen Vorfahren von Berliner Kindern als Debakel.

Ein Kommentar von Julius Betschka

Für die Berliner CDU sah es bisher gut aus in diesem Wahlkampf: Stabil führen die Christdemokraten um Kai Wegner seit Wochen die Umfragen an. Nach der verpatzten letzten Wahl und dem Dauerstreit in der Regierungskoalition sah es fast so aus, als müsste die Partei nur auf dem guten Bundestrend ins Ziel surfen. Doch jetzt wird es einsam um Kai Wegner: Keiner will mit ihm regieren.

Seine CDU-Fraktion hält daran fest, vom Senat die Vornamen von Berliner Jugendlichen zu erfragen, die als Tatverdächtige der Silvesternacht gelten. Die CDU will so überprüfen, wie viele von ihnen arabische Vorfahren haben. Wegner hat die Abfrage verteidigt. Er würde genauso handeln, wenn es um Rechts- oder Linksextreme ginge.

Bloß, dass bei denen niemand auf die Idee käme, eine Vornamenskontrolle durchzuführen. Oder hat schon jemand von einer Namensabfrage in Sachsen gehört, wo ebenfalls Böllerangriffe stattfanden und „Sieg Heil“-Rufe zu hören waren?

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Außer der saarländischen AfD hielt solche Namensprangerlisten bisher niemand für anständig. Nebenbei bemerkt tun das auch sehr viele in der Berliner CDU nicht: Die Meisten schweigen aber mit Rücksicht auf den Wahlkampf.

Giffey spricht Berlins Migranten aus der Seele

Die CDU ist plötzlich in der Defensive: Franziska Giffey wirft Wegner vor, die Stadt in „gute und schlechte Namen“ aufzuteilen. Die Regierende dürfte damit vielen der mehr als eine Million Migranten in Berlin aus der Seele sprechen. Es gibt kaum ein besseres Symbol dafür, dass Vornamen wie Hamza, Hassan und Abdul für einige Konservative schwerer wiegen als das Tun von Menschen, um sich ein Urteil über sie zu bilden.

Richtig hart trifft Wegner aber die Reaktion der Grünen: Spitzenkandidatin Jarasch hat das von ihrer Partei sowieso ungeliebte schwarz-grüne Bündnis wegen der Namensliste faktisch ausgeschlossen. Wegner bricht damit eine ganz wichtige Macht-Option weg. Eine, auf die er auch öffentlich gesetzt hatte.

Dem CDU-Mann bleibt nun nur noch die Deutschlandkoalition mit FDP und SPD. Dass die an der sozialdemokratischen Basis durchsetzbar sein soll, muss aber stark bezweifelt werden. Nach der Wahl könnte Kai Wegner deshalb dastehen als ein König ohne Land. Ob das diese plumpe Liste wert war?

Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version dieses Textes war von „Hunderten Menschen, die in Sachsen unter Sieg-Heil-Rufen marodierten“ die Rede. Diese Darstellung eines Medienberichts steht inzwischen in Zweifel. Die Stelle wurde angepasst.

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