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Photovoltaik-Anlage mit Dünnschichtmodulen auf dem Dach des Kaufhauses Galeries Lafayette, hinten Turm vom Französischen Dom und Fernsehturm, Berlin, Deutschland, Europa || Mindestpreis 20 Euro

© picture alliance / imageBROKER / Rolf Schulten

Exklusiv

Solarboom in Berlin: Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen steigt rasant

Berlins landeseigene Stromnetz-Firma erlebt einen Ansturm von Anfragen für Photovoltaik-Anlagen. Dennoch ist die Stadt von ihrem Ausbauziel noch weit entfernt.

Die Nachfrage nach Solaranlagen in Berlin ist im ersten Halbjahr 2023 erheblich gestiegen. Von Januar bis Juni wurden bei der Stromnetz Berlin GmbH 5800 Anfragen zum Anschluss von Photovoltaik-Anlagen gestellt – rund 1000 mehr als im gesamten Jahr 2022. Das teilte das landeseigene Unternehmen auf Anfrage des Tagesspiegels mit.

Insgesamt waren in Berlin bis Ende vergangenen Jahres 15.013 Solaranlagen installiert. Dies betrifft alle Arten von PV-Anlagen – von sogenannten Balkonkraftwerken bis zu großen Dachanlagen.

In Berlin soll bis 2035 ein Viertel der Stromerzeugung aus Solaranlagen stammen. Allerdings ist das Land von diesem Ziel bislang weit entfernt. Im vergangenen Jahr wurden in Berlin 4924 Gigawattstunden Strom erzeugt, nur rund 1,8 Prozent davon stammte aus Berliner Photovoltaik-Anlagen. Deutschlandweit lag der Anteil der Solarenergie an der Stromerzeugung 2022 bei 10,6 Prozent. Insgesamt produziert Berlin rund 40 Prozent seines Stroms selbst.

Unrealistisch ist das 25-Prozent-Ziel dennoch nicht. Laut einer Studie der Investitionsbank Berlin (IBB) aus dem Dezember 2022 ist in Berlin doppelt so viel Dachfläche vorhanden wie für die Erreichung des Ziels notwendig wäre. Allerdings schreiben die Autor:innen der Studie auch: „Nach der bisherigen Ausbaugeschwindigkeit und ohne weitere flankierende Maßnahmen wäre das Ausbauziel […] erst im Jahr 2050 erreicht.“

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„Wir treiben den Solarausbau in Berlin konsequent voran“, sagte ein Sprecher der von Franziska Giffey (SPD) geführten Senatsenergieverwaltung dem Tagesspiegel. „Dabei zählt jedes Solarpanel, von der geplanten Großanlage mit 15.000 Modulen auf 50.000 Quadratmetern Dachfläche der Messe Berlin bis zum kleinen Balkonkraftwerk in der Privatwohnung.“

Solarpflicht auf Dächern seit 2023 in Kraft

Bereits 2021 hat der Berliner Senat ein Solargesetz verabschiedet. Seit dem 1. Januar 2023 greift die darin vorgesehene Solarpflicht auf Dächern. Bei Neubauten oder nach grundständigen Dachsanierungen müssen mindestens 30 Prozent der Dachfläche mit Solaranlagen bedeckt sein. Ausnahmen gibt es unter anderem für sehr kleine Gebäude, Bauten mit nach Norden ausgerichteten Dächern oder wenn Vorschriften des Denkmalschutzes der Installation entgegenstehen.

Die Autor:innen der IBB-Studie weisen unter anderem auf die Möglichkeit hin, die Solarpflicht auch auf Bestandsgebäude auszuweiten. „Durch eine Verschärfung der Regeln könnten Eigentümer mit einer Übergangsfrist von 15 Jahren […] grundsätzlich dazu verpflichtet werden, eine PV-Anlage auf ihrem Dach zu installieren“, heißt es.

Entsprechende Vorstöße sind von Schwarz-Rot in dieser Legislatur jedoch nicht zu erwarten. Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) hatte im Gegenteil Anfang Juni eine Lockerung der Solarpflicht bei Bestandssanierung vorgeschlagen. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey hatte dem umgehend widersprochen. Ihre Verwaltung verweist nun unter anderem darauf, dass die Mittel für die Förderung für Solaranlagen im kommenden Doppelhaushalt 2024/2025 auf 18,5 Millionen Euro verdreifacht werden sollen.

Auch bei bestehenden Fördermodellen wie dem Zuschussprogramm für Balkonkraftwerke ziehe man „eine positive Bilanz“, sagte ein Sprecher. Die Stromnetz Berlin GmbH teilt mit, dass die Hälfte alle Anfragen nach PV-Anlagen im Jahr 2023 auf diese Stecksolargeräte fallen.

Seit Mitte Februar können Mieterinnen und Mieter von Wohnungen eine Förderung von 500 Euro für den Kauf einer Balkon-Solaranlage erhalten. Bis Ende Juli wurden 2547 Förderanträge bewilligt. Seit Juni sind auch Mieterinnen und Mieter von Häusern antragsberechtigt. Im Herbst sollen Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnungen hinzukommen.

Das Programm sei „gut und sinnvoll“, sagt auch der energiepolitische Sprecher der Grünen, Stefan Taschner, dem Tagesspiegel. Er kritisiert jedoch hohe bürokratischen Anforderungen, die viele Menschen abschrecken würden. Darüber hinaus würde unnötig viel auf die Mieter:innen abgewälzt – etwa der Einbau einer speziellen Steckdose.

Taschner kann sich vorstellen, dass diese zumindest bei den landeseigenen Wohnungsunternehmen in Zukunft zur Standardausstattung eines für Solarenergie geeigneten Balkons gehört. Einen entsprechenden Antrag, der die Förderung von Solarsteckgeräten attraktiver machen soll, wollen die Grünen im Herbst im Abgeordnetenhaus einreichen.

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