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Stühle im Klassenzimmer (Symbolbild).

© dpa/Annette Riedl

Schwarz-rote Bildungspläne in Berlin: Religion als Wahlpflichtfach? Keine gute Idee, aber auch kein Skandal

CDU und SPD wollen Religionsunterricht zum Wahlpflichtfach machen – und stoßen auf Kritik. Für die Schulen würde die Einführung zur zusätzlichen Belastung werden.

Ein Kommentar von Daniel Böldt

Man muss kein Fan der Idee sein, Religionsunterricht als Wahlpflicht in den Schulen wieder einzuführen – wie es CDU und SPD nun offenbar vorhaben. Allerdings ist die Schnappatmung, die der Vorschlag kurz nach Bekanntwerden auslöste, nur schwer nachzuvollziehen.

Um was geht es konkret? Neben dem schon verpflichtenden Fach Ethik soll es in Berlin nach dem Willen der CDU ein zusätzliches Wahlpflichtfach geben. Das heißt, dass es neben den ohnehin schon bestehenden Wahlpflichtfächern ein weiteres Angebot geben soll, etwa für christlichen oder islamischen Religionsunterricht.

Mit anderen Worten: Wer nicht will, muss auch in Zukunft keine einzige Stunde Religionsunterricht in seiner oder ihrer Schullaufbahn absolvieren. Die Teilnahme bleibt eine freie Entscheidung.

Dennoch wertet die Einführung eines Wahlpflichtfaches den Religionsunterricht ohne Zweifel auf. Allein schon deshalb, weil (freiwilliger) Religionsunterricht nicht mehr wie bisher nur auf die Grundschule beschränkt ist. Das Vorhaben, mit dem Berlin im Übrigen nur eine Angleichung an fast alle anderen Bundesländer vornehmen würde, weiche daher die staatliche Religionsferne auf, sagen Kritiker. Aber stimmt das?

Mehr Einfluss des Staates möglich

Bisher wird das Wahlfach Religion an den Grundschulen in Verantwortung der Glaubensgemeinschaften selbst erteilt. Der Staat hat auf die Lehrinhalte nur bedingt Einfluss. Dieser Einfluss würde mit einem neuen Wahlpflichtfach Religion im Gegenteil sogar wachsen.

Für ordentliche Schulfächer hat der Staat die Hoheit über Lehrpläne und auch die Ausbildung des Lehrpersonals. Religiösem Fundamentalismus, egal von welcher Seite, könnte durch ein Wahlpflichtfach besser vorgebeugt werden als durch ein freiwilliges Wahlfach.

Durch die Einführung eines Wahlpflichtfaches Religion verliert der stolze Berliner Säkularismus also nicht seinen Heiligenschein. Ist es deswegen automatisch eine gute Idee? Nein.

Denn zwar soll die sogenannte Stundentafel, also die Gesamtstundenanzahl, nicht erweitert werden, dennoch bedarf es Lehrkräfte mit anderer beziehungsweise zusätzlicher Qualifikation. Für Schulen wird die Einführung daher eine zusätzliche Belastung darstellen.

Die SPD wollte der CDU in dieser Frage offenbar einen Punktsieg in den Koalitionsverhandlungen gönnen. Das kann man gut oder schlecht finden, ein Skandal ist es nicht.

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