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Interaktives Whiteboard satt Schultafel und Kreide: Silke Neugebauer unterrichtet in einer 7. Klasse in Guben Mathematik.

© imago/Rainer Weisflog/imago/Rainer Weisflog

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Studie zu Arbeitsbelastung: Schlechte digitale Ausstattung an Schulen stresst Berliner Lehrkräfte

Berliner Lehrerinnen und Lehrer bedienen sich im Unterricht gerne digitaler Endgeräte. Doch schlechte Rahmenbedingungen drücken die Stimmung und gefährden ihre Gesundheit.

| Update:

Digitalmuffel sind Berliner Lehrerinnen und Lehrer nicht. Zwei Drittel der rund 2400 Studienteilnehmer:innen nutzen digitale Medien jeden Tag in ihrem Unterricht, 93 Prozent verwenden sie mindestens jede Woche. Doch Stress und Arbeitsbelastung, die dadurch verursacht werden, sind hoch – wegen der schlechten Rahmenbedingungen an den Schulen. Das ist die Kernaussage der ersten Ergebnisse der großen Arbeitsbelastungsstudie, die die Bildungsgewerkschaft GEW seit diesem Schuljahr durchführt. Sie wurde von der Universität Göttingen realisiert und diesen Freitag in Berlin vorgestellt.

Das Problem ist so groß, dass 71 Prozent der Befragten die Auswirkungen der Digitalisierung als Hauptursache für ihre Arbeitsbelastung nannten. Als schwerwiegendste Behinderung beim Einsatz von digitalen Lehrmethoden im Unterricht nannten vier von fünf Befragten dabei fehlende Vorbereitungszeit. Statt zu entlasten, sorgt die Schuldigitalisierung zum Teil noch für doppelte Arbeit: Zwei von drei Befragten gaben an, sich bei der Unterrichtsvorbereitung immer absichern zu müssen für den Fall, dass die Technik streikt. 80 Prozent gaben außerdem an, sich durch entgrenzte Arbeitszeiten durch die Dauerpräsenz von digitalen Medien gestresst zu fühlen.

93%
der befragten Lehrkräfte nutzen digitale Medien mindestens einmal pro Woche im Unterricht.

Weitere zentrale Auslöser von digitalem Stress sind demnach technische Probleme, mangelnde Weiterbildung und Mängel in der digitalen Infrastruktur der Schulen: fehlende Internetverbindung, fehlende Verbindungsmöglichkeiten – etwa Tablets, die nicht mit dem Smartboard gekoppelt werden können. Weiterhin genannt wurden fehlende Apps auf den von der Bildungsverwaltung gelieferten Endgeräten und fehlender Zugang zum Berliner Schulportal, der Plattform des Landes für digitalen Unterricht.

Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Frank Mußmann, Leiter der Studie, zeigte sich bei der Vorstellung der Ergebnisse überrascht über den Kontrast zwischen der hohen Bereitschaft der Lehrkräfte zu mediengestütztem Unterricht auf der einen Seite und den großen Schwierigkeiten der Schulverwaltung, angemessene Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.

Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit sei es, die beim pädagogischen Personal zu digitalem Stress führe, sagte Mußmann: „Nur ein Drittel der Lehrkräfte nutzt das von der Senatsverwaltung herausgegebene persönliche digitale Endgerät regelmäßig mindestens wöchentlich, unter anderem weil es sich nicht mit der digitalen Tafel in der Schule verbinden lässt. Wieso ist so ein Problem nach zwei Jahren noch immer nicht gelöst?“

Hoher digitaler Stress sei ein Gesundheitsrisiko, erklärte Mußmann. Im Sinne des Arbeits- und Gesundheitsschutzes müsse die Bildungsverwaltung deshalb „die Umsetzung des digital unterstützten Lehrens und Lernens an den Berliner Schulen verbessern“. Anne Albers von der Berliner GEW rief CDU-Schulsenatorin deshalb am Freitag auf, „sich mit uns an einen Tisch zu setzen und einen Schulentwicklungsprozess hin zur digitalisierten Schule zu starten“. Der Senat müsse „liefern, bevor die Lehrkräfte vollends demotiviert sind“, mahnte Albers.

Auf Anfrage verwies die Bildungsverwaltung diesbezüglich auf den Landesbeirat für Digitalisierung – dem allerdings keine GEW-Vertreter:innen angehören. Sprecher Martin Klesmann betonte, dass die Bildungsverwaltung bereits zahlreiche Maßnahmen zur Entlastung der Lehrkräfte ergriffen habe. Zudem seien die Tiefbauarbeiten für Glasfaseranschlüsse an zwei Dritteln der Schulstandorte bereits abgeschlossen. „Momentan wird durchschnittlich an jedem Tag ein neuer Glasfaseranschluss an einer Berliner Schule in Betrieb genommen.“ Darüber hinaus stünden den Schulen mobile LTE-Router zur Verfügung.

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