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Die Züge fahren seit Montag wieder durch.

© Jörn Hasselmann

Schaden durch Hochhausprojekt in Berlins Mitte: U2 fährt am Alexanderplatz wieder durch – aber langsam

Mehr als 300 Tage haben sich Fahrgäste über den Pendelverkehr geärgert. Seit Montagfrüh fährt die U2 wieder durch am Alex – aus Sicherheitsgründen zunächst mit Tempo 25.

Geschliffen und für gut befunden: Nach mehr als 300 Tagen Teilsperrung fährt die U-Bahn-Linie 2 am Alexanderplatz seit Montagfrüh wieder im Normalbetrieb. Der Pendelverkehr hat ein Ende. Zuletzt habe ein Schleifzug der BVG in der nächtlichen Betriebspause die Gleise geschliffen, und die technische Aufsichtsbehörde bei der Verkehrsverwaltung habe grünes Licht gegeben. Dies berichtete Betriebsvorstand Rolf Erfurt am Montagmorgen auf dem Bahnsteig der U2. „Wir freuen uns sehr, dass die U2 endlich wieder regulär fahren kann. Unser Dank gilt den Fahrgästen für ihre Geduld in den vergangenen Monaten.“

Seit Anfang Oktober war der Betrieb stark eingeschränkt. Zwischen Senefelderplatz und Klosterstraße fuhren die Züge nur auf einem Gleis im Pendelverkehr und das statt des auf der U2 üblichen Fünf-Minuten-Takts nur alle 15 Minuten. Mit dieser Zumutung für Fahrgäste in Mitte und Prenzlauer Berg ist seit Montagfrüh Schluss.

Auf Nachfrage bestätigte Erfurt, dass die Züge auf dem Gleis Richtung Pankow zunächst mit verringerter Geschwindigkeit fahren, nämlich nur Tempo 25.

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Der Bahnhof wird auf lange Zeit eine Baustelle bleiben, da die zur Stabilisierung eingezogenen Stahlträger während der Bauarbeiten bleiben werden. Sie sind auf dem Bahnsteig Richtung Pankow nur zum Teil mit provisorischen Holzwänden verdeckt. Während der weiteren Bauzeit wird der U2-Tunnel „mit sensiblen Mess-Systemen engmaschig überwacht“ – um bei einem neuen Schaden schneller reagieren zu können als im Oktober 2022.

Die BVG betonte, dass die nächsten anstehenden Arbeiten im Tunnel möglichst in den nächtlichen Betriebspausen geschehen sollen. Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb sagte, dass der Tunnel zwar repariert sei, der Schaden aber bleibe.

Verursacht wurde der Schaden vom französischen Immobilienkonzern Covivio. Dieser plant am Alexanderplatz 130 Meter hohe Doppeltürme. Beim Ausschachten der Grube sackte in der nur einen Meter entfernten Tunnelröhre der U-Bahn ein Gleis nach und nach um 3,8 Zentimeter ab. Es wurde dann am 7. Oktober aus Sicherheitsgründen gesperrt.

In den vergangenen Monaten wurde über sogenannte Injektionslanzen Flüssigzement in den Untergrund gepumpt, um den Tunnel zu stabilisieren. Es hatte allein mehrere Monate gedauert, bis Ingenieure das Verfahren entwickelt hatten. Im Februar hatten Covivio und Verkehrsverwaltung das technisch höchst komplizierte Konzept für die Reparatur präsentiert. Die eigentliche Reparatur hatte im März begonnen, damals war eine Fertigstellung für Ende August versprochen worden – der Termin wurde eingehalten.

Der Bahnhof bleibt auf lange Zeit eine Baustelle.
Der Bahnhof bleibt auf lange Zeit eine Baustelle.

© Jörn Hasselmann

Erfurt lobte den französischen Konzern für die Kooperation. Bislang hat Covivio sämtliche Kosten von etwa zehn Millionen Euro gezahlt, „dem Land Berlin ist bislang kein Schaden entstanden“. Ein gerichtliches Beweisverfahren über die Schuld stehe aus, sagte der BVG-Vorstand, dies werde aber noch lange Zeit in Anspruch nehmen. Es hätte ja auch sein können, dass ein anderer Investor jegliche Schuld abgestritten hätte, meinte Erfurt. Die Fahrgäste hätten dann möglicherweise jahrelang die Pendelei ertragen müssen.

Der Trost für die Fahrgäste
Der Trost für die Fahrgäste

© Jörn Hasselmann

Zum Trost für den Ärger bekamen Fahrgäste am Morgen einen „Danke-Riegel“ aus Schokolade in die Hand. Allerdings war der Andrang nicht eben groß am Montag um 8 Uhr, nach BVG-Angaben war wegen des zeitraubenden Pendelverkehrs in den vergangenen Monaten ein Großteil der Fahrgäste auf andere Verkehrsmittel wie S-Bahn oder Straßenbahn umgestiegen. Früher passierten 100.000 Menschen am Tag den Alex in der U2, während der vergangenen Monate sank die Zahl auf 25.000 bis 40.000. Es werde wohl noch einige Zeit dauern, bis sie zurück seien.

Covivio war am Montag nicht bei der BVG-Pressekonferenz dabei. Die BVG übermittelte dieses Statement von Deutschlandchef Daniel Frey: „Die Stabilisierung des U2-Tunnels konnte planmäßig abgeschlossen werden. Die Einschränkungen für die Fahrgäste der U2 waren sehr belastend und ärgerlich, aber natürlich geht Sicherheit vor und die erforderlichen Arbeiten waren komplex und erforderten Zeit.“ Dem Vernehmen nach war der Baukonzern so kooperativ, weil er einen Baustopp unbedingt vermeiden wollte. Am Alex laufen die Arbeiten am Hochhausprojekt von Covivio „planmäßig“ weiter, wie der Konzern mitteilte.

„Ende 2022“ sollte die Grube fertig sein.
„Ende 2022“ sollte die Grube fertig sein.

© Jörn Hasselmann

Wie groß die Verzögerung nun ist, blieb offen. Auf dem Bauschild oben auf dem Alexanderplatz steht: „Hier entstehen bis Ende 2022 Baugrube, Pfahlgründung und Geothermie.“ Fertig sind diese Arbeiten augenscheinlich noch lange nicht.

Direkt nach der Baupanne hatte es heftige Kritik an dem Hochhausbau gegeben. Die Linkspartei forderte einen Stopp, sie befürchtet ähnliche Pannen auch am Hermannplatz, wo ebenfalls ein Neubau geplant ist.

Schon im Jahr 2012 war beim Bau der Häuser am Leipziger Platz Wasser in den U2-Tunnel gelaufen. Wochenlang war die Linie gesperrt gewesen. Im Februar dieses Jahres hatte die damalige Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal versichert, dass der Senat aus den Erfahrungen „gelernt“ habe. Bei künftigen Projekten solle es strengere Regeln für Investoren geben.

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