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Der Pendelverkehr bleibt: Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal konnte am Mittwoch keinen Termin nennen, wann die U2 wieder durchgehend befahren werden kann.

© imago/Sabine Gudath

Pendelverkehr und S-Bahn-Sperrung: Berlin-Pankow hat über Wochen eine miserable Bahnverbindung zur Innenstadt

Schlechte Nachrichten für Fahrgäste: Der Pendelverkehr am Alexanderplatz bleibt zunächst bestehen. Zudem wird auch der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn sechs Wochen gesperrt.

Seit drei Monaten müssen Fahrgäste der U2 den Pendelverkehr am Berliner Alexanderplatz ertragen. Wer von Pankow aus in die Innenstadt will, braucht seitdem die doppelte Fahrzeit, muss mehrfach umsteigen. Denn am Alex gibt es für die U2 nur noch ein Gleis. Das zweite ist gesperrt nach einer Panne beim Bau eines Hochhauses. Seitdem verkehrt die U2 zwischen Klosterstraße und Senefelderplatz im Pendelverkehr.

Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal konnte am Mittwoch keinen Termin nennen, wann die Strecke wieder durchgehend befahren werden kann. „Zigtausende sind betroffen“, hatte der FDP-Abgeordnete Felix Reifschneider im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses geklagt und die Verkehrsverwaltung gefragt: „Können Sie denen eine Perspektive nennen?“

Die Antwort ist bitter. Es gebe nicht einmal „einen Zeitplan für die Rückkehr zum Normalbetrieb“, musste Niedbal eingestehen. „Oh weh“, kommentierte Reifschneider ihre Antwort anschließend bei Twitter. Im November hatte die BVG in Aussicht gestellt, dass die Sperrung im Februar aufgehoben werden könne.

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Stattdessen kommt es noch viel schlimmer. Ab Freitagabend ist Pankow ohne durchgehenden Schienenverkehr in die Innenstadt. Denn die Bahn saniert sechs Wochen lang den Nord-Süd-Tunnel. Bis 27. Januar ist die Strecke zwischen Yorckstraße/Großgörschenstraße und Nordbahnhof gesperrt. Anschließend wird die Sperrung bis einschließlich 17. Februar abends nach Norden hin ausgeweitet bis Gesundbrunnen.

Damit ist die zweite Strecke vom Norden der Stadt in die City und weiter nach Süden ganz dicht. Statt den S-Bahn-Linien S1, S2, S25 und S26 fahren Busse. Die Busse sind keine Alternative für Pendler, sie sollen vor allem den Anschluss an die geschlossenen Bahnhöfe sicherstellen.

„Fahrgäste sollten zur weiträumigen Umfahrung zwischen Südkreuz/Schöneberg und Gesundbrunnen die Ringbahn S41 und S42 nutzen“, teilte das Unternehmen mit. Zudem werden die Linien S45 und S46 über den westlichen Ring verlängert – das nutzt dem Norden und dem Nordosten der Stadt nichts.

In dem aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammenden Nord-Süd-Tunnel gibt es nach Angaben der Bahn jedes Jahr im Januar Sanierungsarbeiten. Früher hatte die S-Bahn als Umfahrung die U2 genannt – nun nicht mehr. Denn durch den eingleisigen Betrieb kann zwischen Senefelderplatz und Klosterstraße nur alle 15 Minuten ein Zug fahren.

Wer den verpasst, steht rum. Zudem verlängert sich die Fahrzeit erheblich durch das mehrmalige Umsteigen. Regulär fährt die Linie im Fünf-Minuten-Takt nur zwischen Ruhleben und Spittelmarkt. Zwischen Spittelmarkt und Klosterstraße kann nur alle zehn Minuten ein Zug fahren.

36
Minuten ist nun die Fahrzeit zwischen Pankow und Potsdamer Platz - statt normal 22

Die Fahrplan-App des VBB nannte am Mittwoch Fahrzeiten zwischen Pankow und Potsdamer Platz von bis zu 36 Minuten mit der U-Bahn – normal waren früher 22 Minuten. Anfang Oktober musste am Alexanderplatz völlig überraschend ein Gleis aus Sicherheitsgründen gesperrt werden, weil sich dieses um 3,5 Zentimeter gesenkt hatte.

Verursacht wurden die von den in direkter Nähe zum Tunnel stattfindenden Tiefbauarbeiten für das geplante Hochhaus des Investors Covivio. Da der Hochhausbau von vornherein als Risiko galt, waren Messinstrumente installiert und Strafen vereinbart worden. Covivio zahlt der BVG täglich einen unteren fünfstelligen Betrag Schadensersatz. Fahrgäste bekommen keine Entschädigung. Die Panne hatte Sorgen ausgelöst, dass auch bei anderen Bauprojekten die U-Bahn geschädigt werden könne.

Nord-Süd-Tunnel wird für sechs Wochen gesperrt
Nord-Süd-Tunnel wird für sechs Wochen gesperrt

© Deutsche Bahn AG, Stand: 29. Dezember 2022

Wie Verkehrsstaatssekretärin Niedbal am Mittwoch im Parlament sagte, sei die Absicherung der instabilen Tunnelwand am Alex „angelaufen“. Der Sprecher der Verwaltung, Jan Thomsen, präzisierte das: „Aktuell plant der Hochhaus-Investor, eine Verankerung seiner Stützwand zur Stabilisierung der Baugrube vorzunehmen. Das Genehmigungsverfahren dafür läuft.“ Ingenieurtechnisch sei dieses Vorhaben anspruchsvoll, weil zugleich der bereits abgesackte U-Bahn-Tunnel gesichert werden müsse. Hierfür „erarbeitet der Investor derzeit ein Konzept“.

Erst nach Vorlage dieses Konzepts (sowohl für die Sicherung der Baugrube als auch für die Hebung des U-Bahn-Tunnels) durch die Technische Aufsichtsbehörde bei der Verkehrsverwaltung können entsprechende Bauarbeiten starten, sagte Thomsen weiter. Das werde voraussichtlich im ersten Quartal sein. Ob und wann in diesem Jahr die Züge wieder nach Plan fahren, ist also offen.

Seit etwa 70 Jahren wird über eine weitere U-Bahn nach Pankow diskutiert, nämlich eine Verlängerung der U9 über Osloer Straße hinaus. Diese Verknüpfung mit der City-West war bereits im sogenannten 200-Kilometer-Plan von 1955 des West-Berliner Senats enthalten. Konkret wurden die Pläne nie. Zuletzt hatte 2020 die SPD eine Verlängerung der U2 vom S-Bahnhof bis zur Kirche an der Breiten Straße gefordert.

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