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Klassenfahrten sind wichtig für den Zusammenhalt.

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Keine Nordseeinseln mehr?: Berliner Grüne kritisieren „pauschale Obergrenze“ für Klassenfahrten

Ohne Rücksprache mit den Schulen hatte die Bildungsverwaltung maximale Reisekosten für Schüler festgelegt. Vor den Konsequenzen wird nun gewarnt.

Die von der Bildungsverwaltung verordnete Deckelung der Reisekosten für Klassenfahrten stößt auf Kritik. „Die pauschale finanzielle Obergrenze beschneidet die Schulen in ihrer Handlungsfreiheit“, beanstandet Louis Krüger, Schulpolitiker der Grünen. Die Obergrenze müsse zwischen Familien und Schulen ausgehandelt und dürfe nicht vorgeschrieben werden. Die schulischen Gremien seien „überhaupt nicht einbezogen worden“.

Der Abgeordnete bezieht sich auf Auskünfte der Bildungsverwaltung. Auf seine parlamentarische Anfrage hatte sie geantwortet, dass sie Rücksprache mit Reiseveranstaltern, Jugendherbergen sowie den Kinder- und Jugenderholungszentren gehalten habe. Was auffällt: In der Aufzählung fehlt der Verband der Schullandheime, obwohl dessen Häuser in Wyk auf Föhr, auf Amrum sowie im Taunus durch Berliner Klassen stark genutzt werden.

300
Euro darf eine Klassenfahrt in der Grundschule neuerdings maximal kosten.

Wie berichtet, warnen Berliner Schulen vor den Konsequenzen der neuen Obergrenze, die für Grundschulen bei 300 Euro pro Schüler liegt. Fahrten auf eine Nordseeinsel beispielsweise würden „komplett unmöglich für Grundschulklassen“, bedauert etwa Guido Richter vom Verband der Grundschulleitungen.

Sozial gerecht?

Schulen berichten, dass diese Klassenfahrten für manche Kinder überhaupt die einzige Gelegenheit seien, aus Berlin-Brandenburg herauszukommen. Die Bedürfnisse der Betroffenen würden mit der neuen Regelung „nicht genügend berücksichtigt“, findet Krüger.

Landeselternsprecher Norman Heise hatte die Beschränkung der Kosten „vor dem Hintergrund sozialer Gerechtigkeit“ befürwortet. Es beuge auch Diskussionen vor, was vor dem persönlichen ökonomischen Hintergrund ein angemessener Preis sei. Krüger hält das nicht für überzeugend, da die Fahrten ab der siebten Klasse 650 Euro kosten dürften, obwohl Eltern mit dem Wechsel ihrer Kinder in die Oberschule „nicht auf einmal mehr Geld haben“.

Jörg-Reiner Grötzner vom Schullandheimverband befürchtet, dass aus Berlin „rund 50 Prozent der Belegungen wegbrechen“, da sich – wegen der höheren Energie- und Reisekosten – mit den 300 Euro nur noch drei oder vier Nächte finanzieren lassen. Die Fahrten würden somit zu kurz für die weite Anfahrt, sodass dann nur andere Bundesländer, die die Preisbegrenzung nicht haben, die Landheime nutzen könnten.

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