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Die Idee einer Magnetschwebebahn ist nicht gerade neu: Hier eine Testfahrt der sogenannten "M-Bahn" 1986. 

© IMAGO

„Ich wundere mich sehr“: Berliner TU-Professor rechnet mit geplanter Magnetschwebebahn ab

Die schwarz-rote Koalition soll sich darauf verständigt haben, eine Teststrecke für eine Magnetschwebebahn in Berlin zu bauen. Ein Experte übt drastische Kritik an dem Vorhaben.

Markus Hecht, Professor an der Technischen Universität (TU) Berlin, hält das Vorhaben der schwarz-roten Regierung, eine Magnetschwebebahn in Berlin zu bauen, für einen Fehler. „Ich wundere mich sehr, dass hier der Entscheid für eine neue Technologie im Vordergrund steht“, teilte der Experte am Montag mit, „und nicht die Frage, welcher Verkehrsbedarf in Zukunft an welcher Stelle in Berlin befriedigt werden soll“.

Die Berliner CDU drängt auf den Bau der Magnetschwebebahn. Fraktionschef Dirk Stettner hatte die Entscheidung unter anderem damit begründet, eine Magnetschwebebahn sei vergleichsweise günstig und dabei schneller zu bauen als etwa eine U-Bahn-Linie. Aus Sicht von Hecht ist bereits der Vergleich der beiden Verkehrsmittel wenig stimmig. Die Kosten gegenüberzustellen, sei es deshalb „wie ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen“.

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Natürlich sei eine unterirdische Bahn teurer als eine oberirdische, das müsse aber deshalb aber nicht gleich eine Magnetschwebebahn sein, sagte der Leiter des Fachgebiets Schienenfahrzeuge an der TU. Genauso gut und wesentlich billiger wäre auch eine „ganz normale Bahnstrecke“.

Schlechte Energieeffizienz

Ein weiterer Kritikpunkt von Hecht bezieht sich auf die Energieeffizienz. Diese sei bei einer Magnetschwebebahn sehr schlecht. Das Prinzip sei ähnlich wie bei einer bestimmten Art von Elektromotor – dem Drehstrommotor. „Hier werden Magnete an der Führungsschiene so periodisch umgepolt, dass der Zug beschleunigt wird“, erläuterte der Professor. „Das resultierende Magnetfeld wandert also an der Schiene entlang.“

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Während bei einem Elektromotor aber zwei wichtige Größen nur einige Zehntel Millimeter voneinander entfernt seien, müsse bei der Magnetschwebebahn zwischen Schiene und Zug mindestens ein Zentimeter liegen. Das sei der Unebenheiten der Fahrstrecke geschuldet, erläuterte Hecht weiter. „Dieser viel größere Abstand führt zu einem wesentlich schlechteren Wirkungsgrad.“

Risiken bei der Zulassung

Zuletzt ging es Hecht um die Zulassung der Magnetschwebebahn. Diese berge „unkalkulierbare zeitliche und finanzielle Risiken“, weil es dabei um ein neues Konzept gehe, betonte der Experte.

Als Beispiel nannte er Fluchtwege, wie es sie bei heutigen Schienebahnen – wie etwa Teilen der Berliner S-Bahn – entlang der Strecke gebe. „Hier können die Passagiere im Notfall jederzeit aus der Bahn“, sagte Hecht. „Ich kenne aber keine Magnetschwebebahn, bei der dieses Sicherheitskonzept momentan integriert ist.“ Solche Fragen seien aber für eine Zulassung essenziell.

Unterdessen hat die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner den möglichen Einsatz einer Magnetschwebebahn in Berlin befürwortet. „Es ist eine sinnvolle Ergänzung, mit der man jetzt eben das Netz an bestimmten Stellen noch mal erweitern kann“, sagte die CDU-Politikerin am Montag dem RBB-Sender Radio Eins.

Auf bereits existierende Pläne für neue U-Bahn- oder Tramstrecken soll das neue Verkehrsmittel laut Schreiner keine Auswirkungen haben. „Dass man jetzt bestehende Planungen sozusagen nochmal ersetzt, das halte ich für unrealistisch, weil wir ja in den Planungen weit fortgeschritten sind.“

An anderer Stelle könne man aber einen Verkehrsmittelvergleich machen. Außerdem könne durch die Schwebebahn der Autoverkehr verringert werden, sagte die Senatorin. „Wenn wir sagen, die Leute sollen weniger das Auto nutzen, muss man eben auch Alternativen bieten.“ Der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Dirk Stettner, hatte am Montag angekündigt, den Einsatz einer Magnetschwebebahn in der Hauptstadt auf einer gut fünf Kilometer lange Pilotstrecke zu testen. Angaben dazu, wo die Pilotstrecke durch die Stadt führen könnte, machte Stettner nicht. Auch wann mit dem Bau begonnen werden soll, steht noch nicht fest. (mit dpa)

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